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Wärmeschutz an Innen- und Außentüren

Wo geht der U-Wert hin?

_ Lassen Sie mich als „Türologe“ die Sache nüchtern, handwerklich und energieeinsparend betrachten: In den 70er Jahren hieß es In der DIN 4108 noch: Bei Außentüren (= Haustüren), die über 10 Prozent Glasanteil aufweisen, müssen Isoliergläser eingebaut werden. Aber: Zu dieser Zeit hatte das Standardisolierglas noch einen k-Wert (= U-Wert) von 3,2 W/(m²K). Bei der durch den Energieschock ausgelösten ersten Wärmeschutzverordnung bestand die Forderung, dass generell bei Haustüren mit Glas Isoliergläser eingebaut werden müssen. Über die Frage der Luftdurchlässigkeit und erst recht der Schlagregendichtheit waren keine Vorgaben zu finden.

In der EnEV vom November 2001 wurde für Außentüren bei einer Erneuerung ein U-Wert von 2,9 W/(m²K) vorgegeben. Über Anforderungen an die Luftdurchlässigkeit wurde ein Wert bei 10 Pa Druckdifferenz (= a-Wert) von 2,0 m³/hm gefordert, was eine Dichtheit bei einer außenseitigen „schwachen Brise“ (Bewegung von Blättern und dünnen Zweigen) bedeutet, die besagt, dass durch die Außentür rund 12 m³ Luft in das Rauminnere eindringen können.

Heute, mit der EnEV 2014, hat man die Luftdurchlässigkeit von Türen auf das Niveau von Fenstern „gehoben“ und der U-Wert hat im Falle einer Erneuerung bei 1,8 W/(m²K) zu liegen.

Bei Türen ist zu unterscheiden:

  • Türen als Abschluss vom Außenklima zum Innenklima (= Außentür; klassische Haustür) und Laubengangtür.
  • Türen als Abschluss innerhalb der Gebäudehülle zu den Wohn- bzw. Aufenthaltsräumen (= Wohnungsabschlusstür, WAT), beispielsweise wenn das Treppenhausklima zum Wohnraumklima abgegrenzt wird – wobei die neue EnEV nicht mehr zwischen einem beheizten und einem unbeheizten Treppenhaus unterscheidet.

Wohnungsabschlusstüren (WAT)

In dem in nächster Zeit zu erwartenden Normenentwurf E DIN 18105 „Eigenschaften und Anforderungen an Wohnungsabschlusstüren“ sind drei Klassen mit folgenden U-Werten vorgesehen.

  • Normaler Wohnkomfort U 2,5 W/(m²K)
  • Gehobener Wohnkomfort U 2,2 W/(m²K)
  • Exklusiver Wohnkomfort U 1,9 W/(m²K)

Dies bedeutet, dass WAT bei normalem Türblattaufbau, mit den Schallschutz-Mindestanforderungen von Rw,R 27 dB, diese U-Werte ohne besondere wärmeschutztechnische Konstruktionen erreichen können. Mit anderen Worten, diese Forderungen sind sinnvoll und realistisch und tragen zu einer angemessenen Energieeinsparung bei.

Außentüren: Haustüren und Laubengangtüren

Bei Außentüren wird, wie bereits ausgeführt, beim Neubau und bei der Bestandssanierung im Renovierungsbereich ein UD-Wert von 1,8 W/(m²K) gefordert. Dies ist für die Außentür, die ja täglich mehrmals begangen wird und die häufig auch einen längeren Zeitraum (z. B. nach einem großen Einkauf; dem Einlass von Kleinkindern mit Kinderwagen oder gebrechlichen Personen) offensteht, durchaus sinnvoll und im Hinblick auf die Energieeinsparung und der Gebrauchseigenschaft realistisch.

Anders ist es bei Laubengangtüren, die wie die WAT unmittelbar in den Wohnraum führen. Hier wäre ein niedrigerer U-Wert von z. B. 1,3 W/(m²K) sinnvoller. Handelt es sich bei der Laubengangtür häufig noch um volle glatte Türblätter sowie einen Türstock aus Holz- und Holz-Werkstoffen (keine Stahlzargen), so sind die klassischen Haustüren im Aufbau weitaus vielseitiger – und zwar in folgenden Bereichen:

  • Materialien: Holz, Alu-Holz, Kunststoff, wärmegedämmte Aluminium- bzw. Stahlprofile
  • Türblattaufbauten: Platten, Gläser, Lichtausschnitte, Profile mit den Wärmedämmeinlagen, wie PU Schaumplatten oder PU-Schäume
  • Lichtausschnitte: Isoliergläser, Füllungen in Sandwichausführung mit Dämmplattenkominationen
  • Schwellenausführung mit und ohne Wärmedämmung.

Wurde im Türenbuch [1] vom Artikelverfasser noch für die Schwellen folgendes geschrieben: „Gerade im Holzbereich ist die Ausbildung des Schwellenanschlages durch Flach- und/oder Winkeleisen noch stark verbreitet“, so ist das heute nicht mehr „tragbar“. Das war 2002, wobei jedoch in die Zukunft blickend noch folgendes ausgesagt wurde: „Wenn auch immer noch bei Haustüren aus Holz die einfache Metall-Winkelschwelle zu einem hohen Prozentsatz eingesetzt wird, so entspricht sie nicht mehr dem heutigen Anspruchsniveau. Es wird daher dringend geraten, den besonders bei Holz- und Holzwerkstofftüren immer noch stiefmütterlich behandelten Punkt des unteren Schwellenbereiches konstruktiv zu überarbeiten. Bei den Kunststoff- und Aluminiumtüren sind die sogenannten Winkeleisenschwellen bereits stark durch funktional bessere Schwellen ersetzt worden. Lösungen von zum Teil recht praktikablen Schwellen sind auf dem Markt und sollten realisiert werden.“

Das war damals sicher eine richtige Voraussicht – wie allerdings aus Bild 1 und Bild 2 zu entnehmen ist, ist der Tauwasserausfall bei der thermisch getrennten Schwelle ungünstiger als bei der Winkeleisenschwelle. Um diesen zu reduzieren, muss der Fußpunkt noch konstruktiv verändert werden.

Wenn man die Historie seit 1983 betrachtet, können wir in Sachen U-Werte bei Haustüren von einem Entwicklungssprung von der wärmetechnischen „Steinzeit“ bis zur hochmodernen Neuzeit sprechen. DIN 4701, März 1983, „Wärmedurchgangskoeffizienten k für Außen- und Innentüren“ gibt folgende Mindestwerte an:

  • Holz, Kunststoff  3,5 W/(m²K)
  • Metall, wärmegedämmt 4,0 W/(m²K)
  • Metall, ungedämmt 5,5 W/(m²K)

Jetzt liegen Welten zu den damaligen 3,5 bis 5,5 W/(m²K). Betrachtet man, wo der U-Wert an Außentüren heute hingeht, so muss und kann man eine detaillierte Betrachtung der Einzelkomponenten vornehmen. Diese liegen wie folgt:

  • Rahmen:  Uf von 0,6 bis 1,8 W/(m²K)
  • Isoliergläser: Ug von 0,4 bis 1,1 W/(m²K)
  • Randverbund (warme Kante)    von 0,03 bis 0,07 W/mK
  • Dämmstoff für Füllungen:    von 0,03 bis 0,06 W/mK
  • Vakuumpaneel  von 0,008 W/mK
  • Türblätter UP von 0,3 bis 1,4 W/(m²K)
  • Bodenschwelle Uf von 1,0 bis 3,0 W/(m²K)
  • Außentürelement UD von 0,6 bis 1,8 W/(m²K)

Wegen der vielfältigen und qualitativ unterschiedlichen Möglichkeiten des Bauanschlusses, bleibt der einbau – Wert in dieser Betrachtung unberücksichtigt.

Was ist mit der Dichtheit?

Hier sind bereits seit Jahren klare Forderungen durch DIN 4108 Teil 2 mit 0,1 m²/hm Bauanschlussfuge bei 10 Pa Druckdifferenz sowie für die Luftdurchlässigkeit die Klasse 2 für Außentüren bis zwei Vollgeschosse und Klasse 3 über zwei Vollgeschosse formuliert. Laubengangtüren werden üblicherweise in Gebäude über zwei Vollgeschosse eingebaut und sind daher der Klasse 3 zuzuordnen.

Diese Klassen der Luftdurchlässigkeit werden bei den heutigen Außentüren durch wirksame umlaufende Dichtungen und eine Mehrfachverriegelung jederzeit eingehalten. Allerdings ist im Streitfall immer davon auszugehen, dass diese Werte erst bei voller Schließung und Verriegelung von Bedeutung sind. Bei Mehrfachverriegelungen ist es selbstverständlich, dass – wenn ein Sturm auf die Außentür „drückt“ – erst die volle Verriegelung stattzufinden hat, bevor eine Zugerscheinung reklamiert wird.

Hier wird geraten, Schlösser mit automatischer Verriegelung einzusetzen, damit ist die Gewähr gegeben, dass immer voll verriegelt ist und jederzeit die Außentür von der Raumseite geöffnet werden kann (sog. Fluchttürschlösser bzw. Panikverschlüsse).

Wo geht der Trend hin?

Der Trend geht ganz eindeutig zur „Komfort-Tür“, das bedeutet:

  • Entriegeln und Schießen automatisch = wesentliche Minimierung der Bedienkräfte
  • Allseitige Verriegelung durch Automatikschlösser
  • Einhaltung einer geringen Luftdurchlässigkeit bei allen Außenwindverhältnissen; auch bei Sturmoptimale Wärmedämmung durch minimalen U-Wert und geringe Luftdurchlässigkeit
  • Hohe Dämmwerte der Profile einschließlich der Bodenschwelle

Eines sollte bei der U-Wert Olympiade und der irrsinnigen Jagd nach dem Luftzug nicht vergessen werden, dass wir wieder zu den Wurzeln einer vernünftigen, handwerklich soliden Arbeits- und Anforderungsweise zurückfinden müssen.

Ein Leitfaden zur Montage mit ca. 300 Seiten allein für den Einbau spiegelt die Absurdität unserer theoretischen Betrachtungsweise wider. Wenn das Lüften, d.h. Öffnen der Fenster schon zur „Schandtat“ wird, und wir Menschen nicht mehr – und vor allem im Winter – die Fenster aufreißen dürfen, dann müssen wir uns überlegen, ob wir überhaupt eine Haustür zum Durchgehen einbauen können, oder wie lange diese offen sein darf, um ja nicht wenige Watt zu viel Energie zu „verlieren“.

Auch die Normer haben erkannt, dass diese theoretisch überfordert sind und dadurch ein Umdenken notwendig ist. Dabei gilt als Faustregel: Die U-Wert Verschlechterung um 1/10 W/(m²K) hat einen monitären Verlust von ca. 1 Euro je m² und Heizperiode. Bei Haustüren würde dies ca. 2 Euro je Heizperiode bedeuten. Was kostet ein Rechtsstreit wegen 1/10 oder gar 1/100 U-Wertverschlechterung?—

Steigende Wohnungseinbruchzahlen befeuern den Markt für Sicherheitstüren

Nach Jahren mit sinkenden Umsätzen drehte der österreichische Markt für Sicherheitstüren im letzten Jahr wieder auf Wachstumskurs, berichtet der aktuelle Branchenradar „Sicherheitstüren in Österreich 2014“.

Die Gebäude-Sicherheitslage war in Österreich in den letzten Jahren annähernd stabil. Die Anzahl der Wohnungseinbrüche stagnierte seit 2010 bei rund 15 500 Anzeigen pro Jahr. Im letzten Jahr kam es aber zu einem überraschend deutlichen Anstieg um 7 %. Und erwartungsgemäß wirkt sich eine solche Entwicklung positiv auf die Nachfrage nach Gebäude-Sicherheitssystemen aus.

Und tatsächlich melden die Hersteller von Sicherheitstüren für den Geschosswohnbau ein Umsatzwachstum von 4 % auf nunmehr 37,2 Mio. Euro. In den Jahren davor gab es noch Umsatzrückgänge von rund 7 % pro Jahr.

Die Trendwende war aber nicht alleine auf eine verstärkte Nachrüstung im Wohnungsbestand, sondern auch auf den wachsenden Bedarf im Neubau zurückzuführen, wo Wohnungseingangstüren zunehmend als Sicherheitstüren ausgeführt werden. Wenngleich nach wie vor die Sicherheitsklassen RC 1 + RC 2 überwiegen, wuchs der Anteil von Sicherheitstüren mit höherem Einbruchschutz substanziell. Mittlerweile entsprechen 30 % aller verkauften Sicherheitstüren der Sicherheitsklasse RC 3 oder höher.

https://www.branchenradar.com/

Die Autoren

Rüdiger Müller ist Leiter des pfb Rosenheim, Prüfzentrum für Bauelemente, und Verfasser, ehrenamtlicher Vertreter des Verbraucherrates im DIN, Sachverständiger und Verfasser von „Das Türenbuch - Umfangreiches Fachwissen rund um die Tür“ ISBN: 3-87181-357-5 [1].

Christoph Geiger ist Prüfingenieur im pfb.

http://www.pfb-rosenheim.de

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