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Im Gespräch mit Gealan

“Die gesamte Produktion wird einfacher“

GLASWELT – Seit 2002 arbeiten Gealan und Lohmann im Rahmen einer Entwicklungspartnerschaft für neue Fenstersysteme zusammen. Wie kam es dazu?

Peter Czajkowski – In der Fensterbranche zeichnete sich zu der Zeit, in der ich noch als Leiter der Systementwicklung verantwortlich war, immer mehr das Verkleben von Scheibe und Rahmen als Trend ab. Die Idee, dies – im Gegensatz zu den meisten Systemgebern – nicht mit einer aufwendigen Nassverklebung sondern mit einem Klebeband zu realisieren, hatten wir hierbei schon lange im Kopf.

Alexander Aust – Unsere Herausforderung bestand darin, ein Produkt zu finden, welches den enormen Anforderungen in puncto Temperaturverhalten, Klebekraft und Resistenz gegenüber äußeren Einflüssen entspricht. Die Firma Lohmann hat uns hierbei ein geeignetes Material empfohlen, mit welchem zahlreiche Tests, aber auch die entsprechende Weiterentwicklung im Rahmen einer Partnerschaft durchgeführt und mit hervorragenden Ergebnissen abgeschlossen wurde. Daraufhin wurde das gemeinsame Projekt, dass wir STV (statische Trockenverglasung) und Lohmann „Dry Static Bonding“ nennt, stetig weiterentwickelt.

GLASWELT – Wir reden über Trockenverglasung. Vielleicht erklären wir kurz, was dies genau ist.

Czajkowski – Gealan-STV ist ein bahnbrechendes System, um die Fensterscheibe und das Flügelprofil mit dem adäquaten Klebeband trocken zu verkleben und damit die Stabilität der Scheibe in den gesamten Fensterflügelverbund zu bringen. Im Vergleich zum sonst üblichen Nassverfahren hat es entscheidende Vorteile für den Fensterbauer.

Aust – Das doppelseitige Montageklebeband der Reihe DuploCOLL 56000 sorgt für Stabilität der Profile und aufgrund der hohen Endfestigkeit und der Alterungsbeständigkeit des Klebebandes bleibt die verklebte Rahmenkon-struktion stabil und gewährleistet eine sichere Lastabtragung. Somit können bei handelsüblichen Fenstergrößen Stahlarmierungen innerhalb des Flügels entfallen. Dadurch wird das Gewicht des Fensters reduziert und der Verarbeiter spart Material- und Fertigungskosten.

GLASWELT – Gibt es weitere Prozessvorteile?

Aust – Bei dieser Art der Verarbeitung sind keine Investitionen in neue Maschinen bei unseren Verarbeitern erforderlich. Die Profile werden bereits mit dem integrierten Klebeband fix und fertig angeliefert. Die Verarbeitung der Profile erfolgt wie gewohnt. Zuschnitt, Verschweißen, Verputzen und Verglasen können durch minimale Anpassungen an die Erfordernisse der STV -Technik wie bisher durchgeführt werden.

Czajkowski – Die gesamte Produktion wird für den Glasverarbeiter und Fensterbauer einfacher. Zudem werden durch die Trockenverklebung zeitaufwendige Ein- und Nachstellarbeiten am Fenster auf ein Minimum reduziert. Und die Montage der Elemente wird durch die Gewichtsreduzierung erheblich erleichtert.

GLASWELT – Gab es neben den guten Testergebnissen weitere Kriterien, dass Sie sich für Lohmann als Entwicklungspartner entschieden haben?

Aust – Uns kam es sehr entgegen, dass Lohmann hauptsächlich kundenspezifische Produkte entwickelt und dies im entsprechenden Preis-/ Leistungsverhältnis steht. Das STV-System ist sehr spezifisch und hat Maßstäbe in der Fensterbranche gesetzt. Daher war es uns wichtig, dass auch die beinhalteten Komponenten – wie das Klebeband – individuell dazu passen.

Czajkowski – Zudem sollte mit der Trockenverglasung ein neues System entwickelt werden, das auch reversibel ist. Dies ermöglicht der Einsatz des Klebebandes, denn damit ist z. B. auch ein Austausch der Glasscheibe deutlich einfacher als mit der Nassverklebung möglich. Darüber hinaus wird mit dem Wegfall der Stahlarmierung der größte Wärmeleiter innerhalb des Fensters eliminiert, was bedeutet: Die Wärmedämmung wird mithilfe der Trockenverglasung deutlich effizienter.

Aust – Durch die gestiegenen energetischen Anforderungen werden immer mehr Dreifachscheiben eingesetzt und dies führt dann zu größeren Gewichtsbelastungen auf das Flügelprofil. Daher ist es wichtig, dass das Klebeband dieses Gewicht abträgt und den Fensterflügel zusätzlich deutlich stabilisiert.

Czajkowski – Diese Erhöhung der Stabilität macht sich auch deutlich in der Haptik des Fensters bemerkbar. Die verklebten Fenster haben ein einzigartiges Schließverhalten. Dies wird bei uns auch mit dem Slogan „Schließt wie ein Safe“ beworben. In zahlreichen Gesprächen mit Architekten wurde uns diese Eigenschaft mehrfach bestätigt.

GLASWELT – Wo geht Ihrer Meinung nach die Reise in Sachen Fensterbau hin?

Aust – Diese Frage wird im Rahmen unserer S 9000 Reihe beantwortet. Hier haben wir ein Kombisystem entwickelt, das auf zukünftige Anforderungen ausgelegt ist. Im Konkreten bedeutet dies größere und farbige Elemente in Verbindung mit Passivhaustauglichkeit.

GLASWELT – Können Sie bitte näher auf den letzten Punkt eingehen?

Czajkowski – S 9000 vereint die Vorteile von Mittel- und Anschlagdichtung in einem System. Es verfügt über durchgängig sechs Kammern im Blendrahmen und Flügel und in der Futura Variante über eine zusätzliche Innovation, der „Intensiv Kern Dämmung“ (IKD). Diese zukunftsweisende Profil-auslegung ermöglicht es, den hohen Anforderungen für Fenster mit Passivhausstandard auf wirtschaftliche Weise gerecht zu werden.

GLASWELT – Zum Abschluss: Worin sehen Sie die Besonderheit bei der Entwicklungspartnerschaft mit Lohmann?

Aust – Kurz und knapp: Es funktioniert! In der Fensterbaubranche braucht es Ausdauer und Geduld, um neue Systeme, wie z. B. STV, zu etablieren. Daher sind wir froh, mit Lohmann einen Partner gefunden zu haben, der diesen Prozess seit langen Jahren begleitet. Zudem ist das Thema „Vertrauen“ hier ein sehr wichtiger Punkt. Und dies stellt Lohmann auch durch die RAL-Zertifizierung seiner Klebebänder unter Beweis.

Czajkowski – In der Tat ist die RAL-Prüfung eine wichtige Hürde, der sich nicht jeder Klebebandhersteller stellt.

Aust – Wichtig hinsichtlich des Vertrauens ist auch die Gewährleistung der Produkte. Lohmann gibt eine Gewährleistung von zehn Jahren auf das hier eingesetzte Klebeband.

GLASWELT – Also werden Sie auch weiterhin mit Lohmann arbeiten?

Aust – Sehr gerne. Es stehen im Übrigen schon weitere Entwicklungen an. Aber es ist an dieser Stelle noch zu früh, darüber zu berichten. Vielleicht reden wir ja bald noch einmal miteinander.—

An alle Teilnehmer: Vielen Dank für das Gespräch.

GEalan und Lohmann

Bei Gealan in Oberkotzau sind ca. 370 Mitarbeiter in Sachen High-tech-Kunststoffprofile für Türen und Fenster beschäftigt. Insgesamt arbeiten bei Gealan 1150 Mitarbeiter; das Unternehmen gehört zur Veka-Gruppe.

https://www.gealan.de/de//gealan-fenster-systeme-gmbh

In Neuwied am Rhein befindet sich der Hauptsitz der Lohmann Klebebandgruppe. Mit ca. 400 Mitarbeitern dort und 1600 Mitarbeitern weltweit entstehen Klebelösungen für etliche Branchen.

http://www.lohmann-tapes.de

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