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Interview mit Klaus Braun

“Wir setzen auf Qualität und Innovationsvorsprung“

Glaswelt – Schon seit 2001 gehörte Alukon zu Finanzinvestoren, seit zwei Jahren zur Hörmann Unternehmensgruppe. Was hat sich in dieser Zeit getan?

Klaus Braun – Unser Unternehmen war vor der Übernahme durch Hörmann zuletzt im Besitz der Halder Gruppe und ist deshalb geübt im Umgang mit Finanzinvestoren. In dieser Zeit wurden permanent Fertigungsprozesse optimiert und in Anlagen und Maschinen investiert. Der Umsatz konnte bei nahezu gleicher Produktionsfläche bis 2012 nahezu verdoppelt werden und liegt momentan bei mehr als 60 Millionen Euro. Für weiteres Wachstum mussten jedoch größere Investitionen in Form eines Neubaus geplant werden und somit standen auch Überlegungen nach einer neuen auf langfristige Horizonte ausgelegte Gesellschafterstruktur an. Mit dem Verkauf an Hörmann ist uns das gelungen und damit auch der Weg frei, die geplanten Entwicklungen in die Tat umzusetzen. Auf dem Markt treten Hörmann und Alukon vollkommen eigenständig auf. Das hat sich auch in den ersten beiden Jahren der Zusammenarbeit bewiesen. Die Synergieeffekte generieren wir in vorgelagerten Prozessen, wie zum Beispiel im Einkauf oder indem wir gegenseitig auf unsere Erfahrungen im Bereich der Produktionsoptimierungen zurückgreifen bzw. uns dabei ergänzen. Mit der neuen Struktur kann Alukon sicher in die Zukunft planen, was auch für unsere 400 Mitarbeiter ein mehr als gutes Gefühl bedeutet.

Glaswelt – Mit Ihrer Produktpalette befassen Sie sich zum größten Teil mit Themen, die durch die EnEV reguliert werden. Was bedeutet das für ein Unternehmen wie Alukon in der Konsequenz?

Braun – Konsequenz hört sich immer so hart an, aber so ist es eigentlich gar nicht. Mit den Entwicklungen der EnEV und den ständig steigenden Anforderungen Schritt zu halten ist sicher das eine, die EnEV als solches ist eine notwendige Vorgabe, damit unsere Gebäude wirklich energieeffizienter werden können. Den ständig steigenden Anforderungen kommen wir zuvor, indem wir unsere Produkte so entwickeln, dass wir die Vorgaben übererfüllen. Unsere Entwickler suchen also nicht nach Lösungen irgendeinen Wert einzuhalten, sondern streben gleich die optimale, machbare Lösung an, die dann zusammen mit den Kaufleuten zu einem marktgerechten Preis in den Verkauf gebracht werden muss.

Glaswelt – Klingelt bei dem Begriff optimale Lösung nicht gleich die Innovation im Hintergrund?

Braun – Ja und Nein. Das ist sicher eine Frage des Standpunkts und der Sichtweise. Streng genommen reden wir beim Thema Rollladen von Evolution, denn das Produkt als solches ist schon erfunden. Aber es steckt noch sehr viel Potenzial im Rollladen und wir haben gerade aktuell mit unserem neuen, geschäumten Aufsatzkasten AK-Flex eine Lösung entwickelt, die für nahezu alle Einbausituationen im Neubau und für Renovierungen geeignet ist. Durch die Modulbauweise können wir das Produkt an alle Wandstärken und Wandaufbauten anpassen. Auch die Kompatibilität mit allen marktüblichen Fenstertypen ist gewährleistet. Das Produkt ist im Übrigen für den Innovationspreis der R+T nominiert, wo wir dann auch gleich wieder bei Ihrer Eingangsfrage wären. Eine besondere Herausforderung für unsere Entwickler sind die unterschiedlichen Verkaufskanäle, die Alukon bedient. Es genügt nicht, ein gutes Endprodukt zu entwickeln, das wir dann in der eigenen Produktion optimiert fertigen. Vielmehr müssen wir die unterschiedlichen Produktionssysteme unserer Konfektionäre berücksichtigen. Nach wie vor machen wir bei diesen Verarbeitern mit Systemkomponenten über 70% unseres Umsatzes.

Glaswelt – Apropos Kompatibilität: ganz aktuell wurde das Energy Label für Fenster vom ift Rosenheim angepasst und das Thema sommerlicher und winterlicher Wärmeschutz vollständig integriert. Wie versteht Alukon den Dialog Fenster und Sonnenschutz ?

Braun – Ich habe ja schon eben das Thema Kompatibilität unserer Produkte zu den Fenstern am Beispiel AK-Flex beschrieben. „Fenster und Rollladen” oder „Fenster und Sonnenschutz” kann man gar nicht auseinanderhalten, weil es hier um bauphysikalische Größen geht, die nur miteinander funktionieren. Das Energie Label für die Fenster ist der beste Beweis dafür, denn die Werte für den Sonneneintrag oder den Energieverlust bei herabgelassenem Rollladen ändern sich nun mal, je nachdem wie die Produkte vom Gebäudebenutzer genutzt werden. Neben dem reinen Schielen auf die Energieeffizienz darf man natürlich auch nicht Begriffe wie thermische Behaglichkeit oder visueller Komfort vergessen, denn auch hier macht die Kombination Fenster und Rollladen/Sonnenschutz sehr viel Sinn. Ändern wird sich in diesem Bereich sicher der Markt, und durchsetzen werden sich die Betriebe. die es verstehen Fenster und Rollladen/Sonnenschutz zusammen zu beraten und zu verkaufen.

Glaswelt – Eine umfangreiche und gut sortierte Produktpalette ist das eine, wie sieht es bei Ihnen mit der Situation im Vertrieb aus?

Braun – Wir setzen hier voll auf die Partnerschaft mit unseren über 1000 Kunden. Diese werden in Deutschland von unseren 11 Außendienstmitarbeitern in ihrer täglichen Arbeit beraten und unterstützt. Für den Bereich Export stehen insgesamt 10 Mitarbeiter zur Verfügung. Damit stellen wir auch im internationalen Bereich sicher, dass unsere ausländischen Partner mit allen relevanten Informationen versorgt werden. Unterstützt wird der Vertrieb natürlich auch durch entsprechende Händlerschulungen. Der Verkauf über das Internet spielt für uns keine Rolle. Trotzdem haben wir natürlich auch hier ein waches Auge drauf, um Marktveränderungen im Bereich von Mitbewerben sehr schnell wahrnehmen zu können. Alukon bekennt sich aber ganz klar zu seinen klassischen Vertriebskanälen der Konfektionäre und Fachhändler, weil nur so eine einwandfreie Vermarktungskette aufgebaut werden kann, bei der es am Ende gut und entsprechend der Vorschriften montierte Produkte bzw. was am allerwichtigsten ist, auch zufriedene Kunden gibt. Nur so können wir uns zusammen mit unseren Partnern nachhaltig entwickeln.

Glaswelt – Sie haben eben das Thema Kundenschulungen angesprochen. Das Thema Rollladen, Sonnenschutz und Fenster wird ja immer komplexer. Wie halten Sie es denn da mit der Weiterbildung?

Braun – Wir haben ja bereits gerade über die Entwicklungen im Bereich der EnEV gesprochen, die uns und die Fachhändler schon ganz schön fordern. Für die Fachbetriebe und Konfektionäre selbst ist es ja fast unmöglich, den ständigen Anpassungen und Änderungen zu folgen. Normen und Richtlinien tun da ein Übriges und schaffen eine wahre Flut an Informationen und Vorschriften, die alle beachtet werden sollen. Wir sehen uns da als Filter all dieser Informationen für unsere Fachbetriebe und bieten entsprechende Schulungen an, bei denen wir alle relevanten Themen zusammenfassen. So können sich die Teilnehmer darauf verlassen, dass sie sich immer auf dem aktuellen Stand in Bezug auf EnEV, Richtlinien und Normen befinden. Natürlich schulen wir auch den eigenen Produktbereich sehr intensiv. Spezielle Vertriebsseminare stehen genauso zur Verfügung, wie entsprechende Produktschulungen. Hier beziehen wir natürlich auch unsere Motorenlieferanten ein, mit denen zusammen zum Beispiel umfangreiche Schulungen im Bereich der Steuerungen und Antriebstechnik durchgeführt werden, um den stetigen Änderungen in diesen Bereichen auch folgen zu können. Spezielle Montageseminare für die Monteure unserer Fachpartner sollen die einwandfreie Montage unserer Produkte gewährleisten.

Glaswelt – Die Fachhändler werden perfekt geschult, wie sieht es da mit Ihren eigenen Mitarbeitern aus und woher kommt Ihr Nachwuchs unter den Vorzeichen des Fachkräftemangels?

Braun – Das ist ein sehr interessantes Thema, mit dem wir uns sehr intensiv befassen, denn schon heute haben wir unter unseren 400 Mitarbeitern viele, die täglich größere Distanzen fahren müssen, um zu ihren Arbeitsplatz zu kommen. Um mögliche Auszubildende für unser Unternehmen zu interessieren gehen wir an Schulen und nehmen an entsprechenden Schülerbörsen und ähnlichen Veranstaltungen teil. „Alukon-Auszubildende informieren Schüler” hat sich da als eine sehr erfolgreiche Initiative gezeigt, um unsere freien Plätze zu belegen. Wir bilden aber nicht nur aus, sondern haben auch eine fast 100 %ige Übernahmequote der Berufsanfänger. Zusätzlich bieten wir das duale Studium in Zusammenarbeit mit der Hochschule Hof an, um auch für den Entwicklungs- und Produktionsbereich entsprechendes Führungspersonal aufbauen können. Interne Schulungen für unseren Außen- und Innendienst stehen bei uns natürlich auch ganz oben auf der Agenda.

Glaswelt – Im November haben wir uns in Paris auf der Equipe baie getroffen, gerade aktuell hier auf der BAU und in wenigen Wochen stellen Sie auf der R+T in Stuttgart aus. Wie international ist Alukon aufgestellt?

Braun – Über die Hälfte unserer Produktion liefern wir ins Ausland, da ist die Frage nach der Internationalität eigentlich schnell beantwortet. Aber so einfach möchte ich es mir nicht machen. In Europa spielen Frankreich und Österreich für uns die größte Rolle und wir werden hier von einem eigenen Außendienst unterstützt. Spannen wir den Bogen größer, sind es vor allem USA, Australien und Middle East, wo wir ein stetiges Wachstum auf ganzer Breite antreffen. So gesehen liefern wir in die ganze Welt.

Glaswelt – Kommen wir zurück zur ersten Frage mit dem neuen Gesellschafter. Welches Wachstum wird hier erwartet und welche Rolle wird der Neubau von Alukon dabei spielen?

Braun – Hier einen reinen Zahlenwert zu nennen, wäre sicher falsch und würde auch nicht der Intention der Hörmann Unternehmensgruppe entsprechen. Selbstverständlich will man auch hier Renditen erzielen, aber vorrangig brauchen wir bei Alukon langfristige Planungssicherheitund genau dafür haben wir jetzt vom neuen Gesellschafter die Rückendeckung bekommen. Weiteres Wachstum ist für uns nur möglich, wenn wir unsere Produktions- und Lagermöglichkeiten deutlich erweitern können. Dazu wird die Bodenfläche des Firmengeländes im Gewerbegebiet Süd an der Fichtelgebirgsstraße um 50 % erweitert und neben einem Hochregallager auch mit neuen Produktionshallen bebaut. Die Weichen für das Vorhaben sind vorbehaltlich einiger ausstehenden behördlichen Genehmigungen gestellt. Wir rechnen hier bis zur Fertigstellung mit einer Investition im zweistelligen Millionenbereich. Danach können und wollen wir natürlich weiter wachsen. Zusammen mit unseren Händlern und Verarbeitern, unserer Produktpalette und den Mitarbeitern bei Alukon haben das entsprechende Potenzial.

Glaswelt – Vielen Dank für das ausführliche Gespräch. Wir sehen uns sicher in Stuttgart auf der R+T.—

Das Interview führte Glaswelt-Redakteur Olaf Vögele auf dem Alukon-Messestand während der BAU in München.

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