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Interview mit Dr. Benjamin Krick, PHI

Passivhaus-Komponenten: nachhaltig und ökonomisch

Glaswelt – Herr Dr. Krick, schon 2014 suchten Sie mit dem Component Award das Fenster mit dem besten Preis-Leistungs-Verhältnis. Worauf haben Sie bei dem diesjährigen Wettbewerb Ihren Fokus gelegt?

Dr. Benjamin Krick – In diesem Jahr geht es um den Fenstereinbau im Zusammenhang mit der schrittweisen Sanierung. Heute werden die Fenster ausgetauscht, in 10 Jahren kommt dann eine Dämmung auf die Fassade. Für diese Situation haben wir Lösungen gesucht und hervorragende gefunden. Der Fokus der Bewertung lag dabei auf der praktischen Umsetzbarkeit der Lösungen, ihrem Innovationsgrad und dem Aspekt der Ästhetik. Natürlich wurden auch die Kosten der Lösungen in die Bewertung aufgenommen, denn zu teure Lösungen haben keine Chance auf eine breite Umsetzung.

Glaswelt – Zuerst das Fenster, dann die Fassade – ist diese schrittweise Sanierung eine gebräuchliche und empfehlenswerte Vorgehensweise?

Dr. Krick – Ehrlich gesagt: Die schrittweise Sanierung ist eine Notlösung. Wenn beispielsweise gerade nicht genug Kapital vorhanden ist, um die Wand gleichzeitig mit dem Fenstertausch du dämmen, oder wenn die Fassade gerade neu gemacht wurde, die Sanierung somit einfach noch nicht „dran“ ist. Wir können an den eingereichten Beispiellösungen feststellen, dass sowohl die thermischen Kennwerte des Einbaus, als auch die praktische Umsetzung besser gelingt, wenn Fenster und Fassade gleichzeitig saniert werden. Die Kosten sind für diesen Fall erst recht geringer. Aber manchmal lässt sich die Sanierung eben nicht in einem Schritt umsetzen.

Glaswelt – Warum haben Sie diesmal die „weichen Faktoren“ für die Auswahl und Gewinner-Ermittlung durch eine Jury bewerten lassen?

Dr. Krick – Im letzten Jahr, als nur die Kosten zählten, konnten die Teilnehmer auf tausendfach erprobte Lösungen zurückgreifen. Dieses mal lag der Fokus stark auf einem Ideenwettbewerb der Einreichungen. Da greift die ausschließliche Bewertung der Kosten einfach zu kurz.

Glaswelt – Welchen Stellenwert hat für Sie das Bauelement Fenster für das Passivhaus-Konzept?

Dr. Krick – Das Fenster ist die Komponente, die sich seit der Pionierzeit am stärksten verbessert hat. Von den Produkten, die wir heute zur Verfügung haben, träumten die damaligen Pioniere nicht einmal. Durch die starke Verbesserung der Fenster kann ein Passivhaus heute im Extremfall mit einer Fassadendämmung von 10 cm auskommen. Die neuen Fenster haben ganz andere Gestaltungsmöglichkeiten im höchst energieeffizienten Bauen geschaffen – es hat damit einen ausgesprochen hohen Stellenwert.

Glaswelt – Ist der Passivhaus-Standard nicht längst schon überholt, wenn bereits zahlreiche Plus-Energiehäuser gebaut wurden?

Dr. Krick – Wer ein ehrliches Plusenergiehaus bauen will, also ein Plus erreicht, das sich nicht nur auf den Heizwärmebedarf – der im Passivhaus nicht einmal ein Drittel des Gesamtenergiebedarfes ausmacht – ,sondern sich auf alle Energieumsätze bezieht, der kommt am Passivhaus nicht vorbei. Das Passivhaus ist die Basis für Null- oder Plusenergiehäuser. Oder anders ausgedrückt: Ein Plusenergiehaus ist ein Passivhaus plus erneuerbare Energieerzeugung.

Glaswelt – Sie haben schon lange die Entwicklungen bei den PH-Komponenten beobachten können. Inwiefern haben sich die Fenster- und Türen-Konstruktionen weiterentwickelt?

Dr. Krick – Bei den Türen erleben wir die erfreuliche Entwicklung, dass es immer mehr Modelle und auch unterschiedliche Materialien gibt. Im Bereich der Fenster haben sich die Gläser stark verbessert und sie sind vor allem viel wirtschaftlicher geworden. Heute sollte rein aus wirtschaftlichen Überlegungen heraus lieber eine 4-fach-, anstelle einer 2-fach-Verglasung eingebaut werden. 3-fach-Verglasungen sind hierzulande aber klar die wirtschaftlichste Option. Eine weitere wichtige Verbesserung betrifft die Abstandhalter. Der Wärmeverlust konnte in diesem Bereich deutlich reduziert werden. Damit kann der Glaseinstand geringer werden und es werden schmalere Rahmen möglich, die bei gleichem Rahmenaußenmaß mehr Licht und Wärme in das Haus lassen.

Glaswelt – Die 19. Passivhaustagung steht vor der Tür. Wie viel Teilnehmer erwarten Sie und unter welchen Fokus oder Motto steht die Tagung in diesem Jahr?

Dr. Krick – Die Passivhaustagung findet in diesem Jahr in Leipzig statt. Passend zum Component-Award haben wir als Motto der Tagung „Passivhaus-Komponenten: nachhaltig und ökonomisch“ gewählt. Die begleitende Passivhaus-Ausstellung zeigt konzentriert wie bei keiner anderen Messe die Spitze der marktverfügbaren energieffizienten Komponenten. Ein Besuch lohnt sich allemal, nicht nur für Tagungsteilnehmer. Es gibt viele spannende Beiträge nicht nur rund um Komponenten, sondern auch rund um das Passivhaus als Ganzes. Wie in den letzten Jahren erwarten wir über 1000 Teilnehmer. —

Die Fragen stellte GLASWELT Chefredakteur Daniel Mund, der auch Jury-Mitglied beim Component Award war.

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