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Im GEspräch mit den Veka-Vorständen Andreas Hartleif und Bonifatius Eichwald

“Wir denken über das Profil hinaus“

GLASWELT – Das Jahr 2014 ist passé – wie liefen die Geschäfte für die Veka Gruppe?

Andreas Hartleif – Das Jahr ist furios gestartet, aber am Ende ist dann doch in einigen Märkten die Luft ausgegangen. Abschließend können wir sagen, dass wir wohl auf Vorjahresniveau gelandet sind. In Zahlen ausgedrückt heißt das, dass wir knapp unter 800 Mio. Euro Umsatz gekommen sind.

GLASWELT – Die Stimmung war ja im Herbst nicht besonders optimistisch – wie planen Sie jetzt in der Veka AG für 2015?

Hartleif – Grundsätzlich sind wir ordentlich gestartet. Wir liegen im Profilbereich nicht wesentlich schlechter als zum Jahresstart 2014, der ja außer-ordentlich gut war. Allerdings: die Fragezeichen, wohin sich der Markt entwickeln wird, bleiben und auch wir sind gespannt und planen entsprechend vorsichtig. Das heißt, in Summe hoffen wir, die Umsätze des letzten Jahres zu erreichen.

Bonifatius Eichwald – Hier gilt es genauer hinzuschauen: Innerhalb der Veka Gruppe, also in den Ländern in denen wir Tochtergesellschaften mit eigener Produktion haben, planen wir weiteres Wachstum. Vorsichtiger sind wir bei der AG, mit dem Kernmarkt Deutschland und den Exportmärkten, die wir von hier aus bedienen, wie z. B. Benelux, Skandinavien und Südosteuropa.

GLASWELT – Wie laufen die Geschäfte in den USA?

Hartleif – Das Geschäft dort hat sich erfreulich positiv entwickelt. Die Bausituation zeigt sich weiterhin dynamisch und wir konnten 2014 im Umsatz sogar ein Allzeithoch in US-Dollar erreichen. Auch England hat sich gut entwickelt. Dort sehen wir für die nächsten Jahre ein gutes Entwicklungspotenzial.

GLASWELT – Wie hoch ist der Umsatzanteil der einzelnen Länder?

Hartleif – Die Vereinigten Staaten stellen jetzt den zweitwichtigsten Markt für uns dar, hinter Deutschland – der deutsche Markt steht für knapp unter 20 Prozent Umsatz in der Gruppe.

GLASWELT – Seit wann sind Sie dort aktiv?

Eichwald – Als eine der ersten Auslandsgesellschaften der Veka Gruppe sind wir in den USA 1984 ein Joint Venture mit einem Fassadenbauer eingegangen.

Hartleif – Unser primäres Ziel war es damals, unsere europäischen Systeme dorthin zu übertragen – das ist uns aber nicht gelungen. Die Fensterbauer wollten lieber bei ihren bekannten Systemen bleiben. Europäische Systeme waren denen zu schwer und auch die Öffnungsarten waren dort nicht gebräuchlich. Dann haben wir ein speziell für den amerikanischen Markt entwickeltes System herausgebracht und damit kam auch der Erfolg.

GLASWELT – Wenn sich die Systeme so stark voneinander unterscheiden, heißt das, dass man auch wenig voneinander lernen kann?

Eichwald – Die Verhältnisse sind nicht miteinander vergleichbar. Aber: Lernen kann man durchaus auch von dem Markt in den USA. Nämlich wie man auf die Kunden zugeht, wie dort das Marketing gehandhabt wird.

GLASWELT – Die Veka Gruppe hat auch eine Tochtergesellschaft in Russland?

Hartleif – Das ist richtig.

GLASWELT – Und die ist wohl gerade ein ziemliches Sorgenkind für Sie?

Hartleif – Teilweise. Angesichts der wirtschaftlichen und politischen Rahmenbedingungen schon. Das Land ist 2014 für uns der drittgrößte Markt geblieben und hat mengenmäßig nicht so viel Federn lassen müssen – nur rund 3 Prozent.

GLASWELT – Wie kommt das, dass Sie hier vergleichsweise wenige Einbußen verzeichnen?

Eichwald – Wir führen das zum einen auf unsere Produkte zurück, die gut am Markt ankommen. Zum anderen haben wir langjährige stabile Kundenbeziehungen, die sich in solchen schwierigen Phasen natürlich bezahlt machen. Wir unterstützen unsere Kunden vor Ort, sind immer nah dran. Das alles spricht sich herum und wenn die Veka-Kunden erfolgreich sind, ist das auch ein gutes Argument, um Neukunden zu gewinnen.

GLASWELT – Aber wertmäßig wird der Einbruch doch schon größer gewesen sein?

Hartleif – Das ist richtig. Der Rubelverfall macht uns schon zu schaffen. Zudem sind einige Kunden auf günstigere Segmente aus unserem Portfolio gegangen, sodass wir auch von dieser Seite Umsatzeinbußen verzeichnen mussten.

GLASWELT – Sind Sie in der Ukraine aktiv?

Hartleif – Ja, wir haben vor Ort eine eigene Tochtergesellschaft, inklusive einer Extrusion. Auch dort ist es im letzten Jahr noch verhältnismäßig gut gelaufen. Wir hoffen natürlich, dass sich die Situation wieder beruhigt und wir dann auch wieder zum Aufbau des Landes beitragen können.

GLASWELT – Kommen wir auf unser Nachbarland Polen zu sprechen – deutsche Fensterbauer schauen mit besorgter Miene auf immer höhere Importquoten aus diesem Land. Ist das Geschäft für Sie in Polen erfreulich?

Hartleif – Generell ist Polen für uns ein bedeutender Absatzmarkt mit wichtigen Kunden – der einheimische Markt dort hat sich jedoch eher verhalten positiv entwickelt. Aber klar ist, dass die Fensterbauer dort schon früh auf den Export gegangen sind und sich so eine breite Absatzbasis geschaffen haben.

GLASWELT – Glauben Sie, dass die Exportstärke der polnischen Fensterindustrie ihren Zenit erreicht hat?

Hartleif – Das wäre blauäugig. Das sind z. T. sehr dynamische Unternehmen, die eine klare Strategie haben und technologisch und vertriebsseitig gut aufgestellt sind. Die werden eine maßgebliche Rolle in Europa spielen. Aber ich bin ebenso davon überzeugt, dass viele deutsche Fensterhersteller eine vergleichbar starke Position haben werden. Der schon länger zu beobachtende Konzentrationsprozess dürfte dynamischer werden. Es wird mehr große Fensterbauer geben, die international agieren. Einige kleinere werden ihre Fertigung aufgeben und eher in den Vertrieb und in die Montage gehen.

GLASWELT – Wo sehen Sie die Hauptvorteile der polnischen Fensterbauer zurzeit?

Hartleif – Die erfolgreich agierenden Unternehmen haben ein klares Geschäftsmodell. Dazu gibt es in Polen zurzeit noch erhebliche Lohnkostenvorteile. Es ist aber die Frage, ob das auf Dauer trägt. Allerdings gibt es, bezogen auf die westlichen Exportmärkte, auch einen Standortnachteil: Die Logistik; die längeren Transportwege sind auf Dauer sehr kostenintensiv.

Eichwald – Klar ist jedenfalls, dass es künftig Fensterhersteller geben wird, die sich auf den europäischen Gesamtmarkt konzentrieren. Deren erste Motivation ist es, zu verdrängen. Jetzt müssen sich die deutschen Hersteller die Frage stellen, wie man sich als Unternehmen organisiert, um hier ebenfalls mitzuspielen. Meiner Meinung nach kann hier dann aber nicht nur der Preis das Argument für unsere Hersteller sein.

Hartleif – Das haben aber leider noch nicht alle Fensterbauer verstanden. Es fehlt noch häufig an der Schärfung des Geschäftsmodells. Da ist manch polnischer Betrieb schon weiter.

GLASWELT – Stimmen Sie in das Klagelied mit ein, dass die EU die polnische Fensterindustrie zu stark unterstützt?

Hartleif – Viele Unternehmen bekommen eine Marketingunterstützung beim Entrée in neue Länder. Das genießen wir als Deutsche auch im Ausland. Diese Unterstützung ist aber wertmäßig nicht so substanziell und nebenbei auch legitim. Was immer wieder kolportiert wird, sind direkte Subventionen für Investitionen in strukturschwachen Regionen. Da wird es natürlich kritisch, aber auch hier gilt es, den Einzelfall zu unterscheiden.

Eichwald – Man muss schon genau schauen, wo die Gelder hinfließen, wofür sie eingesetzt werden. Häufig handelt es sich um sogenannte Verlagerungssubventionen. Es darf nicht sein, dass durch Subventionen in strukturschwache Länder und Regionen Mechanismen des freien Marktes ausgehebelt werden und letztlich Arbeitsplätze in den Geberländern vernichtet werden.

GLASWELT – Gibt es einen Rechtfertigungsdruck gegenüber Ihren deutschen Fensterherstellern bezüglich dieser Diskussion?

Hartleif – Aus meiner Sicht nicht. Wir haben ein faires Pricing und wir behandeln die großen polnischen Kunden genauso wie die großen deutschen Kunden.

GLASWELT – Sind die Preisniveaus in den Ländern denn identisch?

Eichwald – Ja sicher. Wir achten auf ein gleiches und harmonisiertes Pricing. Alles andere wäre töricht und würde auch schnell transparent werden. Außerdem ist die Bedeutung des Profilpreises vergleichsweise gering, wenn man den Endpreis eines Fensters betrachtet. Abschließend möchte ich aber sagen, dass sich der deutsche Hersteller nicht zu fürchten braucht vor Produzenten aus anderen Ländern – wo auch immer sie herkommen. Ich bin sehr zuversichtlich, was die Zukunft unserer guten Fensterhersteller angeht. Die werden es verstehen, sich deutlich zu positionieren.

GLASWELT – Veka unternimmt viel, um ein attraktiver Arbeitgeber zu sein. Können Sie sich in Sendenhorst ausreichend mit qualifiziertem Personal versorgen?

Hartleif – Ja, bislang haben wir sehr gute Rekrutierungsmöglichkeiten in der Gegend. Der Bildungsstandard in der Region ist hoch und die Schulen sind auf einem guten Niveau. Außerdem haben wir ein hervorragendes Angebot an Hochschulen und Weiterbildungsmöglichkeiten wie Technikerausbildungen im nahen Umfeld.

Eichwald – Dazu kommt, dass wir als Arbeitgeber eine hohe Reputation genießen. Wir sind ein familiengeführtes, international tätiges Unternehmen – das kommt an bei potenziellen Bewerbern.

GLASWELT – Kommen wir zu Ihrem Profilangebot. Wie hoch ist die Durchdringung des Softline 82er Profils?

Hartleif – Mittlerweile hat das Profil einen Umsatzanteil von rund 40 Prozent innerhalb der AG, Tendenz steigend. Softline 82 wird das Standardsystem für Deutschland und zukünftig auch für andere europäische Märkte werden.

GLASWELT – Was passiert mit den 70 mm Systemen?

Hartleif – Das 70 mm-System wird in Deutschland noch sehr häufig nachgefragt. Wir bemerken aber auch eine Verschiebung zum 82er-System. Noch stärker ist der 70 mm-Anteil im Ausland. Damit ist klar, dass die 70mm Systeme noch lange im Portfolio bleiben. Die Designoptionen Softline, Swingline mit dem runden Design und Topline mit der abgefasten Kante haben immer noch eine hohe Akzeptanz und Relevanz.

Eichwald – Veka steht für eine exzellente Belieferungsqualität mit einem breiten Produktportfolio. Allerdings haben in der Zwischenzeit auch viele Veka-Kunden realisiert, dass diese Komplexität auch einen enorm hohen Aufwand bei Lagerung und in der Fertigung bedeutet. Eine Prozessoptimierung und eine Reduktion des Angebots würde für die Zukunft deutlich effektiveres Arbeiten zulassen.

GLASWELT – Sie haben im letzten Jahr die VTS, also die Veka Technologie Service Gesellschaft gegründet. Erstes Entwicklungsprojekt war die Oberfläche „Spectral“. Wann steht diese jetzt Ihren Kunden zur Verfügung?

Hartleif – Wir denken, dass Spectral im 3. Quartal 2015 verfügbar sein wird. Aktuell müssen wir noch einige finale Abstimmungen dieser Folienanwendung vornehmen.

GLASWELT – Wollen Sie sich mit Ihrer Eigenentwicklung unabhängiger von Ihren Folien-Lieferanten machen?

Hartleif – Die Oberfläche wird ein immer wichtigeres Thema. Es ist für uns entscheidend, dieses tiefer zu verstehen und zu beherrschen. Der Kaschierprozess ist hoch sensibel und wir haben uns hier viel Know-how angeeignet. Dieses Wissen möchten wir auch in den Produkten wiederfinden. Deshalb haben wir uns diesem Thema innerhalb der VTS angenommen.

Eichwald – Unser Ziel war es, unser Angebot aufzuwerten und abzurunden – nicht, uns von anderen Lieferanten unabhängig zu machen. Spectral wird mit hochwertigem Aussehen und mit angenehmer samtiger Haptik unser Farb- und Oberflächenspektrum wunderbar erweitern.

GLASWELT – Was wird künftig denn noch in der Ideenschmiede VTS thematisiert?

Hartleif – Da sind einige Ideen in der Pipeline. Wir haben die VTS bewusst ausgegründet und sie physisch vom Hauptsitz entkoppelt. Junge Mitarbeiter sollen dort frei arbeiten und ihre Kreativität voll ausschöpfen können, losgelöst vom Tagesgeschäft. Nur in diesem Umfeld, außerhalb der eingetretenen Pfade, können sich neue Ideen entwickeln.

Eichwald – Veka möchte übers Profil hinaus denken. Wir suchen Lösungen für das Fenster der Zukunft und versuchen uns, über neue Innovationen stärker zu profilieren.

Hartleif – Das tun wir nicht allein. Sondern mit Partnern aus der Branche, aus Universitäten und anderen Forschungseinrichtungen, aber auch in neuen Netzwerken über die Branche hinaus.

GLASWELT – Wo sehen Sie das größte Entwicklungspotenzial im Fenster: Beim Profil, beim Beschlag oder beim Glas?

Eichwald – Ganz klar: bei allen dreien. Es ist unser Ziel, Antworten auf die Fragen und Herausforderungen der Märkte zu finden. Wir sind davon überzeugt, dass sich in den nächsten Jahren für alle Bereiche noch viel entdecken lässt und wir neue Ideen für das Fenster präsentieren werden.

Hartleif – Im Fokus sehen wir die Technisierung, die Einbindung in die Haustechnik, die Steuerungstechnologie, die modulare, veränderbare Bauweise am Fenster. Es wird weitere interessante und richtungsweisende Entwicklungen geben und wir müssen uns die Frage stellen: Wo bleiben wir als Systemhersteller und wie nehmen wir unsere Kunden mit? Die Kernziele von Innovationen müssen Funktionalität, Komfort und Wirtschaftlichkeit sein.

GLASWELT – Kommen wir zur Gealan-Akquisition: Welchen Eindruck haben Sie von der Mannschaft in Oberkotzau und Tanna gewonnen?

Hartleif – Wir konnten viele gute Eindrücke gewinnen – wir kennen uns ja jetzt schon ein bisschen. Es ist eine gute, motivierte Mannschaft, die auch noch relativ jung ist.

GLASWELT – Wie verläuft die Integration? Wo sind die Synergien und was bleibt eigenständig? Was passiert mit den einzelnen Standorten? Was passiert mit dem Personal?

Hartleif – Die Integration verläuft bislang gut. Wir haben jetzt die ersten Kennenlernen-Runden hinter uns. Wir müssen auf beiden Seiten erreichen, dass wir in der Lage sind, den anderen einzuschätzen. Schließlich hat jeder von dem anderen aus der Vergangenheit ein bestimmtes Bild – manchmal auch ein Feindbild, denn im Markt hat man ja früher auch gegeneinander agiert. Es ging erst mal darum, dass das nachvollziehbar wird, was der andere macht.

GLASWELT – Und was kommt jetzt, nach dem Kennenlernen?

Hartleif – Jetzt geht es darum, gemeinsame Ansätze zu formulieren, bzw. auch differenzierte Ansätze zu definieren. Wir wollen eine Zwei-Marken-Strategie und daher ist es wichtig, als Marken erkennbar zu bleiben und nicht in einen Topf geworfen zu werden. Wir werden gemeinsam abstimmen, welches Angebot für welches Kundensegment das richtige ist. Unsere Kunden haben sich bewusst für Veka oder Gealan entschieden. Warum sollten sie jetzt etwas anderes wollen? Wir werden keinen Bauchladen anbieten, nach dem Motto „du kannst alles haben“. Der Kunde soll aber die Möglichkeit haben, die Produkte auszuwählen, die sein Geschäftsmodell am besten unterstützen. Das haben wir mit der Möglichkeit gemeint, im Markt differenziert zu agieren.

GLASWELT – Bekannt ist ja bereits, dass der Extrusionsstandort Oberkotzau geschlossen wird…

Hartleif – Ja, das war aber auch schon vom Gealan-Management vor der Übernahme so geplant. Die Extrusion dort war schon etwas betagt und kleinteilig und wurde jetzt deshalb konsequenterweise zum Standort nach Tanna verlagert.

GLASWELT – Was bleibt jetzt in Oberkotzau?

Hartleif – Die Hauptverwaltung, Kompetenzzentren wie der Werkzeugbau, die Systementwicklung sowie das Recycling. Wir werden darüber nachdenken, wie wir diese Kompetenzzentren weiter ausbauen können.

GLASWELT – Wird Veka selbst jetzt auch auf den Werkzeugbau in Oberkotzau zurückgreifen?

Hartleif – Nicht zwingend, hier werden wir uns noch austauschen. Auf beiden Seiten gibt es bestimmte Vorteile. Interessant ist, dass wir wirklich unterschiedliche Technologien anwenden. Wenn wir da bestimmte Synergien sehen, ist das prima.

GLASWELT – Das ist ja schon mal eine Botschaft, dass man am Personal nicht einsparen will.

Hartleif – Personalkürzungen sind kein eigenständiges Ziel der Integration.

GLASWELT – Und generell: Muss jemand bei Gealan – oder sogar bei Veka – fürchten, dass er jetzt aufgrund der Übernahme wegrationalisiert wird?

Hartleif – Das sage ich jetzt Ihnen als erstes, Herr Mund (lacht)! Aber Spaß beiseite: generell nicht. Aber es wird sicherlich in einzelnen Märkten Konstellationen geben, wo es Sinn machen könnte, in Zukunft etwas zusammenzulegen.

GLASWELT – Was ist mit dem Außendienst?

Eichwald – Das bleibt auch wie gehabt, denn es ist ein Teil der Markenstrategie. Unsere Außendienstler werden jetzt nicht für Veka und für Gealan gleichzeitig unterwegs sein. Das war aber auch nicht das Ziel beim Kauf von Gealan. Klar ist, dass wir es nach wie vor mit zwei Marken und zwei Unternehmen mit getrenntem Management zu tun haben.

GLASWELT – Was war denn dann das Ziel diese Kaufes? Sie sprachen im ersten Statement nach dem Kauf von einer nötigen Konsolidierung des Marktes.

Hartleif – Und das ist ja auch das, was gerade stattfindet. Es heißt nicht, dass die Marke verschwindet, sondern dass für uns jetzt ein Wettbewerber verschwindet und die Einflussnehmer weniger werden. Gealan war zum Wachstum verurteilt, man musste bestimmte Dinge tun, damit die Werke ausgelastet wurden. Das können wir jetzt etwas anders aufsetzen und es gestalten. Und wir können das so gestalten, dass sich Veka und Gealan nicht mehr im Wege stehen. Das ist für mich ein Stück Konsolidierung.

GLASWELT – Und jetzt haben Sie die Möglichkeit, auch Profile unter 3 mm Wandstärke anzubieten…

Hartleif – Falsch. In der Veka Gruppe gibt es jetzt ein Unternehmen, dass das anbietet. Die Veka AG bietet das nicht an.

GLASWELT – S3000 (62 mm), S7000 (74 mm), S8000 (74 mm) und S9000 (82,5 mm) und dann noch Futura – hat das alles Zukunft bei Gealan?

Hartleif – Die Konsolidierung ist auch Ziel und Plan des Managements. Das ist nicht von uns vorgegeben, sondern auch deren eigene Erkenntnis. Die neue Plattform S9000 bietet jetzt die Möglichkeit dazu, weil diese Plattform breit aufgestellt ist.

Eichwald – Das ist aber auch eine Erkenntnis, die nicht nur Gealan hat, die haben andere Häuser, die Veka AG eingeschlossen, ebenso: Diese Komplexität führt dazu, dass man langfristig Gefahr läuft, Probleme anzuhäufen. Vor diesem Druck stehen wir alle und jeder versucht, sein Portfolio in dieser Hinsicht sinnvoll zu bereinigen.

GLASWELT – Man gewinnt den Eindruck, dass Sie dem Gealan Management noch sehr viel freie Hand lassen …

Hartleif – Wir glauben nicht, dass das Dreigestirn (Anm. d. Red.: die Geschäftsführer Tino Albert, Jürgen Küspert, Ivica Maurovi bei Gealan) besser agieren könnte, wenn es stark unter unserer Knute stehen würde. Die haben bis dato das Unternehmen sehr eigenständig geführt und das gut gemacht. Wir arbeiten im Rahmen neuer Gruppenstrukturen gut zusammen und setzen uns gemeinsame Ziele.

Eichwald – Festzustellen ist aber, dass wir einen regen Austausch auf allen Ebenen haben – bis hin zur Sachbearbeiterebene. Das freut mich und ich bin darüber sehr positiv überrascht.

GLASWELT – Die Tec-Tagungen stehen vor der Tür – glauben Sie, wieder rund 800 Fensterbauer in Sendenhorst empfangen zu können?

Eichwald – Wir erwarten im März eine gleich hohe Resonanz wie 2014. Es geht auch kaum mehr, weil wir an kapazitative Grenzen stoßen. Zusätzlich gibt es ja Veranstaltungen, die wir bei unseren Kunden durchführen. Hier können wir natürlich mehr anbieten, wenn gewünscht.

GLASWELT – Die diesjährigen Jubiläumsveranstaltungen haben einen Titel: „Überreglementiert oder hilfreich? Wie viele Leistungen, Regelwerke und Dokumente braucht ein Qualitätsprodukt?“ Als Verfechter hoher Qualitätsstandards sollten Ihnen ja Reglementierungen und Regelwerke gerade recht sein, oder?

Hartleif – Wir fragen uns schon, ob sich die Betroffenen in diesem Dschungel noch zurechtfinden. Unsere Botschaft ist: „Schaut, dass ihr die richtigen Systemhäuser als Partner habt, die euch nicht im Regen stehen lassen.“ Wir wollen dem Verarbeiter die Sicherheit geben, dass er nicht im Strafraum steht. Es geht also um die Aufklärung und Transparenz und auf der anderen Seite die Auseinandersetzung, unter anderem mit den gesetzgebenden Stellen. Manchmal müssen wir uns auch als Anwalt der Verarbeiter stark machen.

GLASWELT – Herr Hartleif, Sie sind seit 1996 bei Veka und seit 2007 Vorstandsvorsitzender – was war die wichtigste Entscheidung in Ihrer bisherigen Amtszeit.

Hartleif – Gealan war eine der größeren Entscheidungen, daneben sind es aber auch die vielen kleineren Weichenstellungen, die wichtige Veränderungen angeschoben haben. Entscheidend ist doch, dass wir uns immer wieder die Fragen stellen „tun wir die richtigen Dinge?“ und „tun wir diese Dinge richtig?“

GLASWELT – Ihre Frau ist im Vorstand für den Bereich Personal verantwortlich. Gehen die Gespräche über die Firma nach Feierabend weiter?

Hartleif – Wir haben uns einige Möglichkeiten eingerichtet, wo wir uns austauschen – z. B. während des gemeinsamen Spaziergangs mit dem Hund. Aber wenn die Kinder dabei sind, ist die Firma eigentlich tabu.

GLASWELT – Herr Eichwald, Sie konnten im letzten Jahr ein Jubiläum feiern: Sie sind 25 Jahre bei Veka. Was hat Sie in dieser Zeit am stärksten geprägt?

Eichwald – Das war wirklich eine Vielzahl an Ereignissen und Personen. Hier etwas hervorzuheben würde vielen anderen Dingen unrecht tun. Es hat mir in den letzten 25 Jahren viel Freude bereitet zu sehen, wie sich unser Unternehmen und die Branche entwickelt haben. Mit großem Engagement und Leidenschaft möchte ich auch weiterhin dazu beitragen, dass wir unsere Ziele erreichen, denn ich komme immer gerne hierhin. Was mich aber aktuell schon sehr beschäftigt ist die Frage: Quo vadis Fensterbau.

GLASWELT – Herr Hartleif, Herr Eichwald, herzlichen Dank für Ihre Auskunftsbereitschaft und die Zeit zum Gespräch.

Das Interview führte GLASWELT Chefredakteur Daniel Mund.—

Veka Steckbrief

Die Veka Gruppe ist einer der weltweit führenden Hersteller von Kunststoff-Profilsystemen für Fenster, Türen und Rollläden mit einem Umsatz von künftig über 1 Mrd. Euro inklusive der 2014 zugekauften Gealan (4750 Mitarbeiter). Die Veka Gruppe beinhaltet alle Tochtergesellschaften in den Ländern, in denen eigene Extrusionswerke stehen (z. B. Russland, Ukraine, USA, China, England).

Die Veka AG extrudiert in Sendenhorst als einzigen deutschen Standort (1300 Mitarbeiter) und beliefert den Kernmarkt Deutschland und darüber hinaus rund 50 Exportmärkte in Europa, im Nahen Osten und in Afrika.www.veka.de

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