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Heiss Fensterbau

Von Schulschwänzern und Perfektionisten

_ 1962 hatte Peter Heiss senior im Keller des Wohnhauses gerade seine Tischlerwerkstatt eingerichtet. Die Ware brachte er mit dem Ziehwagen zum Kunden. Nur fünfzig Jahre später empfängt den Besucher ein mehrstöckiges Firmengebäude, das nach den modernsten Prinzipien der Energieeffizienz gebaut wurde. Davor steht eine kleine Flotte von Lieferwagen im modernen Heiss-Design.

Zwischen gestern und heute spannt sich ein Bogen fortwährender Innovation, die von einem natürlichen Werkstoff bestimmt wurde: dem Holz. Getragen vom rasanten Aufschwung im Südtirol der 1970er Jahre, entwickelte sich das Geschäft prächtig. Ein kleiner Wermutstropfen waren allerdings die vielen anderen Tischlereien, die im Sarntal hoch über Bozen wie Pilze aus dem Boden schossen. Deshalb ergriff der kleine Betrieb die Flucht nach vorn. Peter Heiss senior spezialisierte sich auf die Produktion von Fenstern. Eine der ersten Winkelanlagen stellte die nötige Bearbeitungsqualität sicher, um sich vom Wettbewerb zu differenzieren. „Ich habe beim Kauf der Winkelanlage sogar die Schule geschwänzt“, erinnert sich Peter Heiss junior schmunzelnd an die vielen Reisen nach Tauberbischofsheim. Das hat ihm offenbar nicht geschadet: Nach dem Erwerb des Meisterbriefes trat er in die Geschäftsleitung ein und übernahm bald darauf die Firma. Die Produktion wird zunächst auf einer moderneren Winkelanlage fortgesetzt und durch Weinig-Kehlautomaten ergänzt. „Wir haben zu dieser Zeit ja gerade mal fünf Systeme hergestellt“, blickt Heiss zurück. „Der aufwendige Werkzeugwechsel spielte keine so große Rolle – es zählte allein die Produktqualität.“

Flexibilität vor Kapazität

Doch Peter Heiss hatte sehr wohl bemerkt, dass der Markt sich veränderte. Auf der einen Seite wurden die Neubau-Objekte mit ihren hohen Fenster-Volumen spürbar weniger. Stattdessen rückte der Bestand mit Sanierungsmaßnahmen und Erweiterungen in den Mittelpunkt. Eine eher kleine, aber seriöse Klientel wohlhabender Kunden kristallisierte sich als Zielgruppe für die Zukunft heraus. Für Peter Heiss eine echte Chance, denn hier ließen sich Substanz-Erhaltung und sorgsamer Umgang mit den Ressourcen in unternehmerischem Handeln verbinden. „Das maßgeschneiderte Produkt wurde zu einem Thema und ist es bis heute geblieben.“ Zur erfolgreichen Umsetzung der Vorstellungen brauchte es allerdings Kompetenz in den zunehmend gefragten Holz-Alu-Systemen und technische Antworten auf den verbreiteten Wunsch nach individueller Fassadengestaltung. Für den Fertigungsprozess hieß das Flexibilität vor Kapazität.

Nachhaltig von Kopf bis Fuß

Angesichts der neuen Ausrichtung entschloss sich der Fensterbauer zu einem kompletten Facelift seines Betriebes. Unweit der alten Produktionsstätte entstand 2009 auf freiem Feld ein neues Werk, das Heiss ganz im Sinne seiner Unternehmensphilosophie „immer einen Schritt voraus“ konzipiert hatte. Herzstück ist die nahezu autarke und somit konsequent ökologische Energieversorgung. Eine Photovoltaik-Anlage auf dem Dach und eine Späneheiz-Anlage gewährleisten, dass die zur Entwicklung und Fertigung der Produkte erforderliche Energie selbst erzeugt werden kann. Eine hochwertige Dämmung des Gebäudes auf „KlimaHaus Gold Standard“ setzt das Konzept fort. Sein Streben nach Nachhaltigkeit drückt sich auch in der Beschäftigungspolitik aus: „Wir legen großen Wert auf gute Arbeitsbedingungen und haben entsprechend wenige Personalwechsel“, sagt er. „Mit unserem neu gebauten Werk wollten wir außerdem speziell den Menschen in der Umgebung etwas geben und haben nicht auf Billig-Arbeit von außerhalb spekuliert“. Ähnliche Prinzipien wendet er bei der Holzbeschaffung an. „Das Schnittholz, das wir als Ausgangsprodukt für unsere Fensterfertigung kaufen, kommt überwiegend aus dem Sarntal“, betont er. Fichte und Lärche machen den größten Anteil aus. Auf Kundenwunsch kann es jedoch ebenso gern Zirbe oder Eiche sein.

Wissen, wo es mit dem Fenster hingeht

Unter dem Dach des neuen Gebäudekomplexes fand unterdes die organisatorische und technische Revolution statt, die von Anfang an die Intention von Peter Heiss war. In seltener Fertigungstiefe wurden alle Arbeitsschritte von der Holzbearbeitung über die Oberfläche bis hin zur Montage der Fenster im Werk angesiedelt und miteinander verknüpft. Auch für den Produktionsprozess hatte Heiss genaue Vorstellungen: „Wir wollten eine dynamische, flexible Fensterfertigung aufbauen, die der immer stärker geforderten Profilvielfalt optimal gerecht wird“, umreißt der inzwischen mehrfach ausgezeichnete Unternehmer das Projekt. Es war die Zeit, „wo wir nicht wussten, wo es mit dem Fenster hingeht“, beschreibt er die Situation. Welche Technologie würde die richtige für die Produktion einer eventuell ausufernden Anzahl von Systemen infolge der Energiesparpolitik sein? Schon längere Zeit hatte er sich mit den verschiedenen existierenden Ansätzen der Hersteller beschäftigt. Allerdings fand er keine perfekte Lösung, zunächst auch nicht bei Weinig. Doch er verfolgte die Fortschritte weiter, bis er in Tauberbischofsheim die Entwicklungsstufe sah, die ihn überzeugte. „Inzwischen bin ich ein Riesen-Fan des Conturex“, sagt Peter Heiss jetzt, nachdem die Anlage seit rund drei Jahren bei ihm läuft. Seine Begeisterung macht er vor allem an der patentierten Zangentisch-Technologie fest.

Das Werkzeug wird zur Kantel geführt

Dabei wird das Werkstück einmal aufgespannt und dann während der ganzen Komplettbearbeitung mit Fräsen, Bohren und Dübeln an allen sechs Seiten bis zum Ende der Bearbeitung nicht mehr losgelassen. „Entscheidend ist, dass das Werkzeug zur Kantel geführt wird und nicht umgekehrt“, erklärt Produktionsleiter Florian Murr. Exakte Positionierung und als Resultat eine herausragende Werkstückqualität sind die wesentlichen Vorteile des Verfahrens. Im langjährigen Vergleich mit ähnlichen Technologien hat Heiss deutliche Unterschiede festgestellt: „Bei anderen Lösungen ohne Zangentisch leidet die Präzision“, fasst er seine Erfahrungen zusammen.

Aktuell werden 20 bis 25 Fenstereinheiten auf dem Conturex pro Tag in einer Schicht produziert. Mehr ist jederzeit möglich, denn ein weiterer Pluspunkt der Anlage sind die hohen Kapazitäten der Werkzeug-Magazine. Der Conturex 124 ist mit 178 Werkzeugplätzen ausgestattet. Theoretisch könnten alle 15 Fenstersysteme, die Heiss derzeit im Programm hat, ohne Umrüsten gleichzeitig auf einer Maschine produziert werden. In jedem einzelnen Durchlauf wäre Losgröße 1 möglich, ohne dass dies zu Lasten der Produktivität ginge. „Mehr Flexibilität geht nicht“, sagt Peter Heiss. „Die Anlage trifft exakt die Anforderungen unseres heutigen Marktes“.

Im Wettbewerb hat ihm die Neupositionierung sehr geholfen. In Südtirol und Norditalien ist er durch seine hohe Lieferfähigkeit trotz allgemeiner Wirtschaftsdelle im Land einer der erfolgreichsten Fensterbauer. Dazu trägt neben seinem guten Ruf als Handwerker auch seine Kompetenz für Sonderlösungen jeder Art bei.

Das personalsparende Produzieren auf dem Conturex lässt ihm sogar die Zeit, nebenbei aufwendige Rundbogen-Projekte wirtschaftlich auszuführen und die traditionelle Blindstock-Technik weiter zu betreiben – ein wesentliches Qualitätsmerkmal des Sarntaler Fensterbaubetriebes. Was der Markt in Zukunft noch von ihm fordern wird, weiß der Firmenchef nicht. Aber er weiß, dass er mit dem Conturex für alle Eventualitäten gewappnet ist. —

www.weinig.com

Heiss Fensterbau

  • Gründungsjahr: 1962
  • Mitarbeiterzahl: 48
  • Kapazität: 25 Fenstereinheiten/Tag
  • Produkte: Holzfenster, Holz/Alu-Fenster, Fassadenverkleidungen sowie Hebe/Schiebetüren für Neubau und Sanierung
  • Kunden: Privatkunden und kleinere Objekte in Norditalien
  • Adresse: I-39058 Sarntal /Südtirol

www.heissfenster.com

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