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GLASWELT vor Ort: Tagung Glasbau 2015 in Dresden

Die Formel 1 im Glasbau

_ „Eine runde Veranstaltung, unser Kommen hat sich auch diesmal wieder gelohnt“, so die Teilnehmer gegenüber GLASWELT. „Was man in Dresden zu sehen bekommt, bringt nicht nur immer wieder neue Ideen und Anregungen, wie man Glas als tragenden Baustoff einsetzen kann, als Verarbeiter erfahre ich auch, wie sich solche Konstruktionen dann auf der Baustelle und in der Werkstatt umsetzen lassen.“

Diese Ausgewogenheit bei den Vorträgen war auch das erklärte Ziel bei der Zusammenstellung des Programms, unterstrich Veranstalter Professor Bernhard Weller. Der Praxisbezug müsse für Glasbauer und Planer gegeben sei.

Über 200 Glasexperten, Verarbeiter, Architekten und Ingenieure waren der Einladung von Prof. Weller und seinem Team von der TU Dresden gefolgt und informierten sich an zwei Tagen detailliert, wohin die Reise beim Glasbau geht.

Gleich der Auftaktbeitrag von Prof. Werner Sobek, Stuttgart, entführte die Zuhörer in die Formel 1 des Glasbaus. Er stellte nicht nur Leuchtturmprojekte aus aller Welt vor, er zeigte dabei auch auf, was technisch mit dem transparenten Werkstoff machbar ist und an welche Grenzen heute Glaskonstruktionen gehen. Dazu entführte er die Teilnehmer in eine Welt extremer Leichtbaumöglichkeiten, unter Berücksichtigung der Minimierung der „grauen“ Energie (d. h. der für die Herstellung und Verarbeitung von Baustoffen benötigten Energie). Je Energie-effektiver ein Gebäude werde und unter Berücksichtigung seiner Lebensdauer, desto größer wird die Bedeutung, die der Senkung der benötigten grauen Energie zufällt. Sobek legte weiter dar, wie sich heute die Suche nach einem Optimum an Energieverbrauch von Glas und der benötigten (Stahl-) Konstruktion gestaltet, um ein nachhaltiges Gebäude zu errichten. Seine Glas-Vision für das Haus von Morgen: Hightech- Vakuum-Gläser sowie schaltbare Scheiben mit variablem g-Wert, um in Anbindung an die Gebäudesteuerung die benötigte Heiz- und Kühlenergie zu optimieren.

Weitere Referenten präsentierten spannende Glaskonstruktionen und wie dort hohe Konstruktions- und Produktanforderungen umgesetzt wurden. Das Spektrum reichte dabei von einer Glasfassade für das heiße und trockene Klima von Qatar (Sobek), über die hochtransparente, weltweit längste Seilnetzfassade im chinesischen Dongguan (schlaich bergermann & partner) bis hin zu anspruchsvollen energetischen Sanierungsprojekten an denkmalgeschützten Objekten, wie in Schloss Babelsberg (Schott).

Die Anforderungen, die jedes dieser Objekte an Planer und Verarbeiter stellt, gestaltete sich sehr unterschiedlich und erforderte neue Konzepte. Teils mussten eigens Spezial-Scheiben entwickelt und gefertigt werden, da es keine adäquaten Materialien gab. So mussten z. B. für das denkmalgeschützte Schloss Babelsberg spezielle Fourcault-Verglasungen gezogen werden, die die Welligkeit der ursprünglichen Gläser aufweisen.

Wird 4-fach-ISO einmal Standard?

Ein weiterer Schwerpunkt der Konferenz war die Frage nach der Weiterentwicklung von Isoliergläsern für die Architektur. Denn nicht nur Größe und Gewicht, sondern auch andere Eigenschaften von gläsernen Bauelementen werden bei der Gesamtgestaltung eines Gebäudes immer wichtiger. Dazu zählen u. a. die erweiterte Rest-Tragfähigkeit von Verbundsicherheitsglas, neue Randverbundsysteme, die Verwendung von hochwärmedämmenden ISO-Einheiten, wie Vakuumisolierglas oder 4-fach-ISO.

Die Diskussion, ob 4-fach-Isolierglas unter Einsatz von Dünngläsern eine Alternative für zukünftige Standard-Isoliergläser darstellt oder nur ein Nischenprodukt bleibt, wird in der Branche aktuell heiß diskutiert. Vor diesem Hintergrund wurde der Vortrag „Drei sind nicht genug – kommt die Vierscheibenverglasung?“ von Prof. Dr. Franz Feldmeier von der Hochschule Rosenheim mit großem Interesse verfolgt.

Dazu Feldmeier: „Vor Jahren haben wir uns die selben Fragen zu 3-fach-ISO gestellt, das ja heute Standard ist. Auch bei 4-fach-ISO gibt es Vorteile und Nachteile, wie dickere Rahmen und aufwendigere Randverbünde, höhere Gewichte etc. Es gilt also für jedes Projekt, diese mit den Vorteilen wie der besseren Wärmedämmung mit Werten um 0,3 W/(m2K) abzuwägen, die deutlich unter denen von 3-fach-ISO liegen. Die eine Antwort gibt es nicht.“

Heißt die Zukunft Kleben?

Geklebte (Glas-) Verbindungen werden heute vielfach als Alternative zu traditionellen Befestigungssystemen betrachtet, da Kleben in der Verarbeitung und für die Eigenschaften von Bauelementen Vorteile bringt, z. B. gleichmäßige Kräfteleitung, kein Nachstellen der Fenster etc. Doch solche Fügungen sind heute in vieler Hinsicht noch im Erprobungsstadium. Dazu referierte Dr.-Ing. Martin Ganß von der Bauhaus-Universität, Weimar, wo Glasklebverbindungen, u. a. zur Untersuchung auf Langzeitverhalten mit integrierten, faseroptischen Sensoren ausgestattet sind. Diese sind in die Klebeschicht eingebracht und prüfen, wie die Klebungen z. B. bei Belastung reagieren.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die Gläser der Zukunft deutlich mehr Aufgaben bekommen als bisher und flexibler eingesetzt werden, um den künftigen architektonischen Anforderungen gerecht zu werden. Die nächste „Glasbau“ findet vom 17. bis zum 18. März 2016 in Dresden statt.

Dr. Thomas Schmidt

Das sagen die Besucher

Glasermeister Clemens Kastenholz, Frechen

„Auch diesmal hat sich der Besuch wieder gelohnt. Wir sind im konstruktiven Glasbau aktiv und kleben auch viel. Was ich hier zu sehen bekomme, erweitert jedes Mal meine Vorstellung und gibt mir neue Ideen, wie Glas als statisch tragender Baustoff eingesetzt werden kann. Gerade der Auftakt von Prof. Werner Sobek war sehr beeindruckend und hat uns gezeigt, wohin die Reise im Glasbau geht. Ich habe viel Neues erfahren, was ich mit nach Hause nehmen konnte.“

Glasbauspezialist Ralph Icks, Düsseldorf

„Diese Fortbildung hat mit viel gebracht. Von den Vorträgen, über die Gespräche im Foyer mit anderen Teilnehmern bis hin zu den Werkstattbesuchen war es eine runde Veranstaltung. Die Vorträge waren durchgängig auf einen hohen, sehr informativen Niveau. Das Verhältnis zwischen den Praxisthemen für das Tagesgeschäft des Glasbauers und die Berichte mit Blick über den Tellerrand für die Anforderungen von morgen standen im richtigen Verhältnis. Ich habe den Termin für 2016 schon fest reserviert.“

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