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Warum gibt es so wenig Passivhäuser?

Mund: Schon 1990 gab es das erste Passivhaus. Jetzt sind wir 25 Jahre weiter und es haben sich weitere Standards dazugesellt: Es gibt Plusenergie-, Minergie-, und Effizienzhäuser. Daraus ergibt sich die Frage: Warum hat sich die Idee eines Passivhauses (noch) nicht flächendeckend durchgesetzt, warum werden nicht alle Neubauten im Passivhaus-Standard erstellt?

Vögele: Eigentlich ganz einfach, denn die meisten wissen nicht ganz so genau was Passivhaus eigentlich bedeutet. Generell wird unter einem Passivhaus ja ein Gebäude verstanden, das keine klassische Gebäudeheizung (respektive nur max. 15 kWh/m² a) benötigt. Ist das dem Verbraucher im Umfeld von KfW 70 oder 100 überhaupt bewusst? Ich glaube viele meinen, Sie haben mit dem Neubau den Passivhausstandard gekauft – haben es aber nicht. Ist das ein Marketingproblem?

Mund: Ja, man kann annehmen, dass die klare Botschaft fehlt. Zumal die eindeutige Definition noch komplizierter ist, aber eben das Behaglichkeitsprinzip inkludiert: „Ein Passivhaus ist ein Gebäude, in welchem die thermische Behaglichkeit allein durch Nachheizen des Frischluftvolumenstroms, der für ausreichende Luftqualität erforderlich ist, gewährleistet werden kann.“ Anders ist es beim Plusenergiehaus: Da weiß man, wovon man spricht. Aber nichtsdestotrotz haben die Passivhaus-Pioniere – allen voran Prof. Feist – dafür gesorgt, dass viele neue Produkt-ideen eine Chance bekommen. Schon allein dafür gebührt den Darmstädtern großer Dank.

Vögele: Sicher sind gut gedämmte Häuser eine gute Sache. Aber mal ehrlich: Thermische Behaglichkeit hat für mich nichts mit Lüftung zu tun. Was machen wir mit den solaren Einträgen? Was ist mit dem Tageslichtquotienten und dem damit verbundenen visuellen Komfort? Für mich fehlt in den ganzen Beschreibungen der verschiedenen Häuser die konsequente Umsetzung des Themas Sonnenschutz. Oder habe ich da etwas verpasst?

Mund: Schau Dir doch moderne Passivhäuser an: In kaum einem Gebäude kann man sich behaglicher fühlen als hier, denn Schießscharten-Fenster gehören der Vergangenheit an – viel Licht durchflutet die Räume. Alle Bauteil-Oberflächen sind annähernd so warm wie die Raumluft und an Dein Thema Sonnenschutz wird mittlerweile auch durchgängig gedacht. Nur manchmal vielleicht nicht konsequent und nachhaltig genug.

Vögele: Wenn aus dem Denken konsequentes Handeln wird, ist das sicher ein gute Entwicklung in die richtige Richtung. Da sollte man aber auch gleich das Thema Smart Home fest mit einbinden, denn nur so ist gewährleistet, dass der Sonnenschutz seine Vorteile beim sommerlichen und winterlichen Wärmeschutz perfekt ausspielen kann. Auch der visuelle Komfort kann so nach Wunsch des Nutzers gesteuert, und aus einer guten Idee das optimale Haus weiterentwickelt werden. Jetzt müssen nur noch mehr Passivhäuser gebaut werden. Ihnen, liebe Leser, wünsche ich viel Lesespaß mit unserer neuen Ausgabe inklusive unseres 18-seitigen Top-Themas zum Neubau und Passivhaus.

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