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Expertengespräche an der Berufsschule

“Denken Sie daran, dass Ihr Leben internationaler wird“

_ „Die Leute, die die Apple-Stores bauen, kommen aus dem Schwarzwald – und das sind Sie!“ So begrüßte Ulrich Knaack gleich zu Anfang seines Expertengesprächs an der David-Roentgen-Schule (DRS) für Gewerbe und Technik in Neuwied die Technikschüler. Damit meinte er, dass die angehenden Techniker diejenigen sein werden, die in Zukunft ähnlich anspruchsvolle Bauten realisieren werden.

In einem Streifzug durch die Geschichte der Fassadentechnik von Frank Lloyd Wright, über Mies van der Rohe, Helmut Jahn und Frank O. Gehry, versuchte er bei den jungen Zuhörern das Interesse an diesem Gewerk zu steigern.

Nicht alle Zuhörer hatten den gleichen Hintergrund: Neben Metallbauern im dritten Ausbildungsjahr saßen Schüler eines beruflichen Gymnasiums ebenso im Auditorium wie technische Zeichner der Fachrichtung Stahlbau.

Diese heterogene Gruppe für sein Thema zu begeistern, gelang ihm offensichtlich. Seine Hinweise auf Entwicklungsschritte der großen Architekten und seine praktischen Vorführungen, wo auch schon mal der Notizzettel eines Schülers herhalten musste, wurde von den Schülerinnen und Schülern mit Staunen, Verblüffung oder anerkennendem Raunen quittiert.

Professor Ulrich Knaack vom einzigen Lehrstuhl für Fassadentechnik in Deutschland an der TU Darmstadt und Professor an der Delft University of Technology, fand durch seinen engagierten, spannenden und empathischen Vortrag sogar zu den Schülern Zugang, die noch vor der Veranstaltung sagten „Fassade interessiert mich eigentlich weniger“. Am Ende schließlich Erstaunen: „Ich dachte immer, Fassade sei Fassade“.

Immer wieder appellierte Knaack an das Selbstbewusstsein der Jugendlichen: „Ihr Vorteil ist die jahrhundertealte Handwerkstradition hierzulande. Die daraus erwachsene Erfahrung gibt Ihnen einen großen Vorsprung auf die Handwerker der meisten unserer Nachbarländer oder Kollegen aus den USA.“ Und Knaack weiter: „Außerdem sind Sie eine digital extrem gut ausgebildete Generation. Denken Sie unbedingt daran, dass Ihr Leben internationaler wird. Die Kombination dieser Voraussetzungen hebt Sie deutlich vom Wettbewerb ab. Und diesen Vorteil sollten Sie nutzen.“

Auf konkrete Fragen gab's konkrete Antworten – darüber freute sich auch Fachgruppenleiter Michael Höhler, der die „Expertengespräche“ seit mehreren Jahren mit großem Engagement und Erfolg organisiert und die Reihe „Expertengespräche an der DRS“ ins Leben gerufen hatte.

Basis dieser Reihe ist ein weiter entwickeltes Rollenverständnis von Lehrern und Schülern. In Verbindung mit externen Referenten werden realitätsnahe Themen mit schulischen Inhalten verknüpft und so ein starker Praxisbezug hergestellt. Daraus entstand ein mittlerweile auch überregional mit viel Zuspruch bedachter zukunftsorientierter beruflicher Unterricht, in dem die Experten von morgen die Schulbank drücken. Und die entwerfen vielleicht tatsächlich die Nachfolger der Apple-Stores. Oder noch interessantere Bauten mit intelligenten Steuerungen in der Fassade oder Biomassereaktoren im Scheibenzwischenraum („Algenfassade“)? Noch einmal Professor Knaack: „Wenn es mir gelingt, dass Sie aus diesen Experimenten und meinem Vortrag heute eine Idee entwickeln, habe ich meine Arbeit gut gemacht.“—

Rainer Hardtke

Die Expertengespräche

Das Expertengespräch, so Michael Höhler, ist eine Unterrichtsmethode, bei der ein externer Praxisvertreter im beruflichen Unterricht die Vermittlung von berufsspezifischen und berufsfeldübergreifenden Qualifikationen der Schüler unterstützt. Fachliche Aussagen sollen als Impulse für zielorientierte Fachgespräche zwischen dem Experten und den inhaltlich vorbereiteten Lernern dienen. Weitergehende Informationen zur Unterrichtsmethode „Expertengespräch“: Michael Höhler: Expertengespräch im Berufsschulunterricht – Unterrichtsgestaltung mit besonderer Authentizität, in: Die berufsbildende Schule Ausgabe 03/2013, S. 85–90

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