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Im GEspräch mit der Arnold Glas LEitung

Das Sonnenschutzglas neu erfunden

Glaswelt – Vor gut einem Jahr haben Sie die Leitung der Unternehmensgruppe Arnold Glas übernommen, wie steht die Gruppe heute da?

Dr. Bernhard Söder – Das Unternehmen hat seine Identität erhalten. Insofern sind wir und alle unsere Mitarbeiter nach wie vor stolz und zufrieden, für Arnold Glas zu arbeiten. Gleichzeitig ist die Gruppe heute im hohen Maß wettbewerbsfähig.

Glaswelt – Welche Strukturänderungen wurden angestoßen und sind diese abgeschlossen?

Dr. Söder – Wir arbeiten auf allen Ebenen an kontinuierlichen Verbesserungen. Dies gilt für Produkte, Organisation, Fertigungstechnik, Mitarbeiterqualifikation und Unternehmensstrukturen gleichermaßen. Als abgeschlossen betrachten wir daher nur wenige Sachverhalte.

Martin Schwarz – Allerdings korrigieren wir wirtschaftliche Erfordernisse konsequent. Sind Verbesserungen in einer angemessenen Zeit nicht realisierbar, scheuen wir uns nicht, Bereiche stillzulegen. So haben wir den Vitrinenbau aufgelöst.

Glaswelt – Wie beeinflusst die neue Struktur die Zusammenarbeit mit den Isolar Partnern?

Dr. Söder – Die Isolar Gemeinschaft ist eine Werte-Gemeinschaft, dazu kommen höchste technische Kompetenz, ein konstruktives, wertschätzendes Miteinander, persönliche Verlässlichkeit und wirtschaftliche Verantwortung. Das war schon immer so und wird sich nicht ändern.

Schwarz – Im Kontext der Marketingaktivitäten von Arnold Glas wird künftig auch die Isolar- Gruppe gestärkt werden – und umgekehrt. Dies ermöglichen wir durch das Zusammenführen der Marketingkompetenzen.

Glaswelt – Und wie sieht nun die Zusammenarbeit mit den Isolar Partnern aus?

Schwarz – Das Kerngruppenkonzept der Isolar-Glas-Beratung ist die Basis für den unternehmensübergreifenden Wissensaustausch innerhalb der Gruppe. Durch Arbeitskreise wie Marketing, Betriebs- und Produktionsleitung und innovative Produkte profitieren alle Partner. Auch werden wir den Dialog zwischen den Arnold-Glas-Betrieben und den Isolar Partnern stärker fördern.

Glaswelt – Was wurde aus dem Solar-Know-how und der zugehörigen Anlagentechnik, die am Standort Merkendorf vorhanden waren?

Schwarz – Das ist zugegebenermaßen ein schmerzliches Kapitel. Nicht nur, weil der Standort Merkendorf nicht mehr existiert. Die drastischen Veränderungen im gesamten Solarmarkt haben dazu geführt, dass es wesentliche Lieferanten von Solarkomponenten nicht mehr gibt. Für die ehemals produzierten gebäudeintegrierten Photovoltaiklösungen fehlen uns heute leistungsfähige und zuverlässige Lieferanten von Solarzellen. Das Know-how haben wir nicht verloren, aber was nutzen Wissen und Anlagen, wenn kein Beschaffungsmarkt und kein wirtschaftlich sinnvoller Absatzmarkt vorhanden sind?

Glaswelt – Die Schließung des Standorts in Merkendorf war mit ein entscheidender Grund für die Umstrukturierung, wie hat das Unternehmen die Werksschließung verkraftet?

Dr. Söder – Wir sind froh, dass Kunden und Mitarbeiter uns vertraut haben. Viele Kunden haben sich nicht irritieren lassen und uns die Treue gehalten. Und die Mitarbeiter haben motiviert und kompetent gearbeitet, um die Leistungsstärke von Arnold Glas zu beweisen. Auch die Finanzpartner stehen zu uns. Dennoch ist die Kontinuität und Verlässlichkeit unserer Finanzpartner nicht selbstverständlich. Hier ist unsere sehr hohe Eigenkapitalquote von Vorteil, die auch für die Stabilität von Arnold Glas steht.

Schwarz – Darüber hinaus haben wir durch ein breit angelegtes Investitionsprogramm die eingebüßten Fertigungsanlagen durch neue, leistungsfähige Maschinen ersetzt. So steht heute bei arcon in Feuchtwangen eine hochmoderne VSG-Linie. Und in Remshalden haben wir in eine sehr leistungsfähige TPS-Isolierglaslinie investiert. An anderen Standorten wurde der Zuschnitt erweitert und optimiert.

Glaswelt – Sie haben sehr erfolgreich eine neue Produktreihe lanciert, was steckt dahinter?

Dr. Söder – arcon hat mit der sunbelt-Serie das Sonnenschutzglas neu erfunden. Die vier Beschichtungstypen A70, A60, A50 und A40 sind optisch aufeinander abgestimmt, auch wenn sie sich hinsichtlich des Lichttransmissionsgrads und der inneren sowie äußeren Lichtreflexion unterscheiden: So lassen sich die unterschiedlichen Sonnenschutzgläser bedarfsgerecht einbauen, ohne dass es zu störenden Farbunterschieden kommt. Damit decken wir sämtliche Einsatzgebiete in der Fassade ab.

Glaswelt – Es wurde angekündigt, dass die Gruppe an ganz neuen Glasprodukten arbeitet. Womit wollen Sie in Kürze an den Markt gehen?

Dr. Söder – Wir haben die Glasbearbeitung mittels Lasertechnologie aufgegriffen und unsere Vogelschutz-Produktfamilie Ornilux erweitert. Unser Ornilux mikado wird so durch ein weiteres, serienfähiges Produkt abgerundet. Die Lasertechnik ermöglicht ferner neue Designs im Glas und reduziert die Herstellungskosten. Ziel ist es, mittels Laserbearbeitung unsere Wertschöpfungskette insgesamt zu erweitern.

Glaswelt – Der starke Wettbewerb aus Osteuropa ist heute ein Thema, wie gehen Sie damit um, welche Maßnahmen haben Sie angepeilt?

Schwarz – Als Wettbewerber aus Osteuropa werden primär Fensterbauer identifiziert und angesprochen. In diesem Kontext hat unser Aufsichtsratsvorsitzender Hans-Joachim Arnold festgestellt: „… auch wenn wir unser Glas verschenken würden, würde sich der Kostendruck aus Osteuropa nicht ändern.“ Deshalb müssen wir den Kunden-Nutzen überdenken und vermutlich neu definieren. Strategische Allianzen mit Produkten und Dienstleistungen könnten dazu ein Weg sein.

Glaswelt – Was sind Ihre Unternehmensziele?

Dr. Söder – Wichtige langfristige Ziele sind der Erhalt als mittelständisches, familiengeprägtes und -geführtes Unternehmen sowie gesunde Ertragsstrukturen. Ein wichtiges mittelfristiges Ziel ist dabei der Erhalt unserer Innovationskraft.

Glaswelt – Was wünschen Sie der Glasbranche?

Schwarz – Das ist schnell skizziert: Klugheit, Kreativität und wirtschaftliche Stabilität.—

Die Fragen stellte Matthias Rehberger.

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