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GLASWELT vor Ort: Glas Performance Days 2015 in Finnland

Die Glasbranche wird digital

_ Die GPD scheinen sich wieder gefangen zu haben, auch wenn diesmal mit knapp 530 Besuchern die Zahl nicht an frühere Veranstaltungen heranreichte. So waren 50 Prozent der Teilnehmer zum ersten Mal auf der Tagung im finnischen Tampere. Dazu kommt, dass die Altersstruktur der Besucher sich offensichtlich verjüngt hat. Hier stehen die Zeichen auf Erneuerung. „Die Talsohle scheint durchlaufen zu sein“, so auch Christoph Troska von GPD-Sponsor Kuraray, einem langjährigen Besucher der Tagung.

„Wir als Glasbranche müssen untereinander mehr kommunizieren und uns stärker vernetzen“, unterstrich Arto Metsänen, CEO und Präsident von Maschinenhersteller Glaston. Seine Vision für die Zukunft ist die (weitere) Vernetzung von Anlagen und von Marktplayern, um Wachstum zu generieren, auch in neuen Bereichen. Metsänen: „Der Übergang in ein neues ‚Zeitalter‘ hat gerade begonnen. Wir brauchen mehr ‚Intelligenz‘ in Anlagen sowie in Produkten. Das Industrie-Internet – sprich zu Industrie 4.0 – wird unsere Produktionsabläufe, Fertigungen und die Produktdesigns beeinflussen und prägen. Das bietet riesige Potenziale. Industrie 4.0 ist der nächste große Schritt für die Glasindustrie. Diese Chance dürfen wir nicht verpassen.”

Um diese Entwicklung der Glasbranche weiter voranzutreiben, müssen Architekten und Verarbeiter, ebenso wie Hersteller und die Zulieferindustrien, auch gemeinsam Produkte entwickeln. Der engere Austausch sowie das Wissen und Verständnis aller Beteiligten in der Planungs- und Herstellungskette sowie bei der Montage ist von entscheidender Wichtigkeit, um künftige (computergenerierte) Gebäude- und Fassadendesigns mit und in Glas umsetzen zu können.

Eine spannende Konstruktion stellte Architekt Christoph Timm (SOM Architects) mit dem neuen „One World Trade Center“ in New York vor. Der 422 m hohe Turm mit seinen 104 Stockwerken besitzt einen 60 m hohen, soliden Betonsockel, der mit gläsernen Fassaden-Elementen verkleidet ist. Teil dieser vorgesetzten Fassade sind 5000 justierbare Glas-Finnen. Die Gläser erzeugen mit ihrer Reflexion von 30 Prozent im Auge des Betrachters ein dynamisches Erscheinungsbild des Sockels, wobei sie abends beleuchtet sind.

Die Glasfinnen plus Halterung wurden gemeinsam von SOM-Architekten und vom Fassadenbauer Permastellisa entwickelt und umgesetzt. Der enge Austausch von Planer, Fassadenbauer und Glasverarbeiter war ausschlaggebend für das ansprechende und technisch ausgereifte Design der Finnen.

Auf die Frage der GLASWELT, warum er nach Tampere komme, sagte Christoph Timm: „ Was ich an den GPD schätze ist, dass ich als Planer hier die Techniker und Ingenieure treffe, die mir wirklich sagen können, was ein Glas leisten kann, wo seine Grenzen liegen und wo es Möglichkeiten geben könnte, über heutige Materialgrenzen hinauszugehen und wie sich Produkte und Details eventuell umsetzen lassen.“

Size matters? Wie groß darf es sein?

Weiter gab der bekannte Glas-Architekt James O‘Callaghan aus London eine klare Einschätzung zur weiteren Entwicklung bei den Glasformaten ab. „Generell werden wir uns auf noch größere (ISO-)Formate einstellen müssen, aber der Wettkampf um die größten Scheiben scheint vorbei. Mehr als 25 m Länge sind nicht mehr im Trend.“

Heute zähle für Bauherren und Planer vorrangig die Energieeffizienz einer Scheibe. Einen entscheidenden Faktor für diese Entwicklung spielten auch die Transportkosten, die sich bei extremen XXXL-Formaten teils exponentiell verteuern. So könne heute eine solche Riesen-Scheibe schon einmal 150 000 Euro kosten und dazu fallen aber dann leicht noch einmal Transportkosten von 30 000 Euro an.

VSG mit versiegeltem Rand

Spannend war darüber hinaus die Vorstellung der Encapsulating Technology von Markus Jandl von Lisec. Hierbei handelt es sich um einen VSG-Verbund, bei dem der Scheibenrand der Verbundscheibe quasi vakuumdicht ist.

Aktuell werden Versuche für die Einlaminierung von Spezialfolien durchgeführt, die feuchte- und sauerstoffempfindlich sind. Solche Zwischenlagen könnten durch die Randversiegelung diffusionsdicht eingebunden werden.

Durch die Verwendung einer so optimierten Randversiegelung werde zudem eine Delamination der Verbundscheibe quasi ausgeschlossen.

Die Einsatzmöglichkeiten solcher Gläser seien ISO-Einheiten, die beispielsweise mit Funktionsschichten ausgestattet werden, die wiederum eine steuerbare Verschattung/Lichtlenkung im ISO erlauben.

Wird es künftig mehr Gebäude mit gebogenem Glas geben? Diese Frage wurde in vielen Vorträgen diskutiert. Die Antwort lautet ja: Wir werden zu Zukunft mehr gebogenes Glas im Fassadenbau finden.

Glas-Fassaden werden runder

Eine Reihe von aktuellen Bau-Projekten sowie viele Wettbewerbsentwürfe weisen schon jetzt darauf hin, dass die Entwicklung hin zu organischen Geometrien mit futuristisch anmutenden Formen gehe. Wie sich solche Designs dann in die Praxis umsetzen lassen, muss sich zeigen. Rein orthogonale Gebäude liegen heute bei den Architekten aber definitiv nicht mehr im Trend.

Die Maschinen werden klüger

Auf den GPD 2015 zeichneten sich verschiedene Trends ab. Design, Farbe und organische Formen werden künftig Gebäude und Fassaden prägen, ebenso die eingesetzten Gläser.

Und in der Verarbeitung wird Industrie 4.0 ein nachhaltiges Thema sein: So werden Maschinen und Produktionsabläufe zunehmend vernetzt. Livestreaming wird Fertigungsleitern helfen, in Echtzeit die Produktionsmaschinen flexibler zu steuern. Und Cloud-Services werden auch in der Produktion für den Datentausch genutzt. Mit Zugriff darauf kann dann z.B. der Vertrieb sofort einen Kostenrahmen für den Kunden abrufen.—

Matthias Rehberger

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