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Interview mit Architekt Wilhelm Koch

“Ich sehe gute Chancen für Fassadenbauer“

Glaswelt – Welche Fassadenprojekte führen Sie mit Ihrem Büro durch? Und machen Sie neben der Planung auch Bauleitung?

Wilhelm Koch – Wir bearbeiten Projekte unterschiedlicher Größenordnungen und setzen alle Fassadentypen, inklusive Glas-Metallfassaden ein. Grundsätzlich übernehmen wir die Leistungsphasen der Planung, der Ausschreibung und der Bauleitung.

Glaswelt – Wie arbeiten Sie dabei mit Fassadenherstellern und mit Monteuren zusammen?

Koch – Bei den entsprechenden Projekten binden wir bereits sehr früh die Fassadenhersteller in das Projekt mit ein. Hier greifen wir in der Regel auf vor Ort ansässige Fachfirmen zurück sowie auf die Fachberater der jeweiligen Produkthersteller und Systemgeber. Eine Zusammenarbeit mit den Monteuren erfolgt in der Regel erst vor Ort im Rahmen der Bauleitung.

Glaswelt – Wie läuft denn die Zusammenarbeit, sind Sie zufrieden?

Koch – Wir haben die Erfahrung gemacht, dass wenn wir die technischen Berater der Herstellerwerke oder die technische Abteilung der Verarbeiter vor Ort frühzeitig einschalten, wir in der Regel zu einem sehr guten gestalterischen und technischen Ergebnis kommen.

Glaswelt – Kommt Ihnen die Aussage, „das haben wir aber schon immer so gemacht“ bekannt vor? Wie antworten Sie darauf?

Koch – Dieser Satz fällt immer wieder einmal auf der Baustelle. Wir versuchen dann, dem Handwerker zu erklären, warum wir es diesmal anders machen. Wir wollen ihn „mitnehmen“, damit das Ergebnis dann auch wirklich gut wird. Hat der Handwerker das verstanden, funktioniert das in der Regel auch. Hat er es nicht verstanden, dann bekommen Sie auch kein gutes Ergebnis.

Glaswelt – Warum scheint es oft, als ob sich Architekt und Fassadenbauer nicht verstehen?

Koch – Ich denke, die Verarbeiter konzentrieren sich auf ihr Gewerk, sie sehen häufig nicht die Gesamtheit eines Projekts. Und das ist auch in Ordnung. Der Architekt hingegen ist für das Ganze zuständig. Seine Gewichtung zugunsten beispielsweise der Gestaltung kann deshalb eine Umsetzung im Detail bedeuten, die aus dem Rahmen des Üblichen fällt. Was wiederum vielen Handwerkern erst einmal nicht zusagt. Hier müssen sich dann Architekten und Fassadenbauer verständigen. Arbeiten sie als Team zusammen, können sehr wohl neue gestalterische Ansätze regelkonform umgesetzt werden.

Glaswelt – Wie lassen sich denn Handwerker aus Ihrer Sicht motivieren, neue oder ungewohnte Konstruktionen umzusetzen?

Koch – Es gibt durchaus Handwerker, die für neue Dinge offen sind und sich gut motivieren lassen, dies auch in Zusammenarbeit mit einem Architekten umzusetzen. Dies natürlich auch vor dem Hintergrund, dass ein entsprechender Auftrag zu erwarten ist. Wir haben die Erfahrung gemacht, dass Verarbeiter auf neue Ideen und nicht alltägliche Konstruktionswünsche dann positiv reagieren, wenn wir dies entsprechend kommunizieren. Einige Handwerker sehen zudem einen Anreiz darin, solche Ideen weiter zu entwickeln, um für sich ein Alleinstellungsmerkmal zu erreichen. Gleichwohl wird man bei vielen Ideen von der Realität eingeholt, da die Verarbeiter, teils zu Recht, auf Abweichungen von den DIN-Normen oder einschlägigen Vorschriften hinweisen müssen. Bei risikobehafteten Konstruktionen geht die Motivation aufgrund der Haftungsproblematik hingegen gegen Null.

Glaswelt – Architekten wollen immer schmalere Profile und größere Glasformate und gehen immer an die Grenzen des Machbaren. Strapazieren Sie damit nicht die Metallbauer häufig über Gebühr?

Koch – Es ist richtig, dass aus gestalterischen Überlegungen heraus immer schmalere Profile und größere Glasformate für eine Fassade gewünscht werden. Dies ist dem ästhetischen Empfinden der Architekten geschuldet. Allerdings sehe ich hier die Grenzen des Machbaren erreicht.

Glaswelt – Ist es Ihnen schon passiert, dass Metallbauer eigenmächtig Ihre Architektenplanung abgeändert haben? Wenn ja, was waren die Argumente des Handwerkers? Wie haben Sie darauf reagiert?

Koch – Im Rahmen der Erstellung der Werkstattplanung durch den Metallbauer ergeben sich immer einmal wieder Punkte, die der Metallbauer technisch, statisch und auch konstruktiv anders sieht, als in unserer Architektenplanung vorgegeben. Wir setzen uns dann intensiv mit diesen Änderungen auseinander und wägen ab, ob diese Änderungen sinnvoll sind und im entsprechenden Kostenrahmen liegen. Grundsätzlich haben wir keine Probleme mit Verbesserungsvorschlägen. Hierdurch werden vielleicht auch Fehler vermieden, die im Nachhinein zu Problemen führen.

Glaswelt – Wie muss für Sie eine optimale Zusammenarbeit zwischen Planer und Fassadenbauer aussehen?

Koch – Der Schwerpunkt liegt bei uns in der gestalterischen Umsetzung unserer Idee als Teil eines Ganzen einer Fassade. Den Fassadenbauer sehen wir als Teil unseres Teams, damit das, was erdacht wurde, auch statisch, technisch und konstruktiv sowie den Vorschriften entsprechend umgesetzt werden kann. Eine optimale Zusammenarbeit besteht immer dann, wenn der Fassadenbauer die Ideen und Gedanken des Architekten versteht, beziehungsweise diese mit übernimmt. Nur so kann ein ganzheitlich gutes Ergebnis entstehen.

Glaswelt – Sehen Sie bei der Weiterentwicklung der Gebäudehülle eigene Entwicklungstätigkeiten durch die Fassadenbauer?

Koch – Die Gestaltung von Gebäudehüllen entwickelt sich kontinuierlich weiter. Nicht zuletzt aufgrund der gestiegenen Anforderungen im Bereich des Wärme- und Sonnenschutzes. Für die Fassaden- und Metallbauer sehe ich weniger Entwicklungsmöglichkeiten im Bereich der Konstruktion, hier befinden wir uns auf einem sehr hohen Niveau. Neue Möglichkeiten sehe ich vielmehr im offensiven Umgang mit innovativen Fassadenideen seitens der Architekten und Planer.

Glaswelt – Brauchen also die Handwerker die Architekten als „ausgelagerte“ Entwicklungsabteilung?

Koch – Unbedingt, aus eigenem Antrieb und ohne konkretes Projekt wird ein Handwerker in der Regel keine neuen Konstruktionen und keine Gestaltungen vorantreiben. Hierzu bedarf es eines Architekten und des Auftraggebers.

Glaswelt – Welche Motivation sollten Fassadenbauer haben, um sich und ihre Arbeitsweise permanent weiterzuentwickeln.

Koch – Die Motivation sollte in erster Linie aus dem starken Wettbewerb mit anderen Fassadenbauern kommen. Eine permanente Weiterentwicklung der Arbeitsweise ist erforderlich, um Stillstand zu überwinden und somit besser zu werden als der Wettbewerb.

Glaswelt – Wo sehen Sie Chancen, wie sich ein Metallbauer künftig gut am Markt positionierten kann.

Koch – Innovative Metallbauer, die auf neue Ideen zugehen und diese in enger Zusammenarbeit mit dem Architekten und Planer weiterentwickeln, sie technisch und kostenbewusst sowie termingerecht umsetzen, sehe ich auch in Zukunft am Markt gut positioniert. —

Die Fragen stellte Matthias Rehberger.

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