_ Martin Langen, Geschäftsführer von B+L Marktdaten, und sein Team haben sich durchgefragt bei insgesamt 350 führenden Fensterherstellern in Europa. Und zwar in den Ländern Österreich (AT), Schweiz (CH), Deutschland (D), Frankreich (FR), Polen (PL) und Schweden (SE). Er und der Auftraggeber der Studie, Swisspacer aus der Schweiz, haben von diesen Fensterherstellern ihre Einschätzung zur Entwicklung von zahlreichen Produkten und Konstruktionen abgefragt. Als Abfragehorizont hat man das Jahr 2020 angegeben – die Antworten beziehen sich also darauf, welche Produkte sich in fünf Jahren durchsetzen werden.
Jetzt ist daraus eine Studie geworden, die erstmals auf dem Zukunftskongress des Warme Kante Anbieters vorgestellt wurde.
Zentraleuropa ist Passivhaus-Gebiet
Ein Ergebnis dabei: Der Markt für Passivhausfenster werde europaweit als sehr lukrativ angesehen. Besonders gilt das für die D/A/CH-Regionen. Hier liegen DE, AT und CH unangefochten an der Spitze Europas. In diesen Ländern sehen die Fensterbauer auch noch weiter realisierbare Wachstumspotenziale. Ganz besonders gilt dies für die Schweiz, in der sich Fenster mit UW 0,8 W/(m²K) am weitesten etabliert haben. UK, FR und PL sind die Schlusslichter bei den im Rahmen der Studie untersuchten Länder. Hier haben Fenster mit UW 0,8 W/(m²K) aktuell jeweils nur einen Marktanteil von unter 3 %. Fensterbauer in UK und FR können sich nicht vorstellen, dass sich Fenster im Passivhausstandard in dem Ausmaß durchsetzen, wie es in DE, AT oder CH bereits heute der Fall ist.
Was ist mit der Warmen Kante und verklebten Fenstern?
Die Warme Kante wird sich in allen hier untersuchten Ländern bis 2020 durchsetzen, heißt es in der Studie. Besonders in SE, FR und PL wird der Markt für die Warme Kante sehr schnell wachsen.
Verklebte Fenster haben in den D/A/CH Ländern Marktanteile von ca. 10 Prozent erreicht. In UK, SE und PL spielen sie nur eine sehr geringe Rolle. Bis 2020 werden sich die verklebten Fenster nicht signifikant weiterentwickeln. Eher wird sich der Trend wieder in Richtung verklotzte Fenster bewegen. Als Grund dafür sehen die befragten Fensterbauer den aufwendigen Austausch und Ersatz der verklebten Fenster.
Wohin entwickelt sich das Glas?
Die Vierfachverglasung wird sich in keinem der hier betrachteten Länder durchsetzen können. Die befragten Fensterhersteller sehen das Gewicht der Verglasung als größtes Problem an, vor allem vor dem Hintergrund, dass Bauherren und Sanierer tendenziell größere Fensterflächen präferieren. Die Statik einiger großflächiger Fenster sei bereits bei Dreifachverglasung grenzwertig.
Für die Vakuumverglasung besteht in den D/A/CH Ländern durchaus eine realistische Marktchance. Bestenfalls könnten etwa 5 bis 10 % aller neu verkauften Fenster in Deutschland 2020 mit Vakuumverglasung sein. Aktuell steht der Durchsetzungsfähigkeit des Glases aus Sicht der befragten Fensterhersteller vor allem die eingeschränkte Verfügbarkeit des Glases im Wege. Besonders im Premiumsegment könnten vakuumverglaste Fenster in Zukunft einen Absatzmarkt finden. Das Vakuumglas werde quasi herbeigesehnt und er wundere sich schon ein wenig, dass diese Nachfrage nicht gedeckt werden könne, so Langen.
Auch die Marktchancen für Energiegewinngläser sind nur als gering zu beurteilen. Der Hauptgrund für diese Skepsis (vor allem auch in den D/A/CH Ländern) liegt darin, dass der höhere Preis für die Verglasung aus Sicht der Fensterhersteller nicht durch die Energieeinsparungen amortisiert wird. In den anderen Ländern (vor allem PL, FR, UK) sind energiegewinnverglaste Fenster beinahe gänzlich unbekannt.
Die Fensterbauer in den untersuchten Ländern wiesen immer wieder darauf hin, so Martin Langen, dass weitere Energieeinsparpotenziale bei Fenstern über die Rahmen realisiert werden sollten, da die Verglasung hier bereits weit fortgeschritten ist und das System im Auge zu halten ist. —
Die Studie ist käuflich zu erwerben zum Preis von 5980 Euro bei www.marktdaten.de
Bestandteile der Untersuchung
- Fensterabsatz nach Rahmenmaterial
- Anteil Passivhausfenster bis 2020
- Anteil Fensterabsatz mit „Warmer Kante“ bis 2020
- Anteil geklebte Fenster 2014 mit Trend
- Marktchancen für folgende Isoliergläser: 4-fach Isolierglas, Vakuumglas, Energiegewinngläser mit g-Wert> 0,6.
- Trend bei maximaler Isolierglasdicke
