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Qualitätssicherung und Bestandsbewertung von Isolierverglasung

Uglass: schneller und genauer Qualitätscheck

_ Wie können Glasprodukte auf ihre Qualität überprüft werden? Eine wichtige Frage für Zulieferer und Fensterhersteller. Erste Projektpartner wie das Ingenieurbüro Kurz und Fischer setzen das System ein. Dank dem Unternehmen aus Winnenden kann das Uglass-Entwicklungsprojekt bereits seit zwei Jahren Erfahrungswerte sammeln. Im Zuge der Bestandsbewertung vergewissert sich die Firma grundsätzlich durch mehrfache Messung an einem Gebäude, wie die Gesamtsituation einzuschätzen ist. Zum einen besteht dabei im Anschluss die Sicherheit, dass zu erhaltende Verglasungen wirklich den aktuellen Anforderungen entsprechen. Zum anderen können erhebliche Kosten bei der Sanierung eingespart werden.

Realistische Einschätzung dank Praxistest

Zudem werden im Praxistest von Kurz und Fischer Messungen neben den ohnehin vom System dokumentierten Eigenschaften wie Scheibendicke, Scheibenzwischenraum, Position und Anzahl der Low-E-Schicht auch noch die Himmelsrichtung, Klimasituation, Lufttemperatur und andere Werte in einem firmeneigenen Protokoll dokumentiert. Dies ermöglicht eine realistische Einschätzung und Interpretation der Ergebnisse. Des Weiteren arbeitet die Firma derzeit an einer Veröffentlichung über die bisherigen Erfahrungen mit dem mobilen Ug-Wert-Messgerät.

Bei typischen Messzeiten von 10 Minuten für 2-fach-ISO und 20 Minuten für 3-fach-Isoliergläser deckt das Gerät den heutzutage relevanten Bereich von Ug-Werten zwischen 0,5 W/(m2K) und 4 W/(m2K) vollständig ab. Die Messgenauigkeit liegt im Bereich von ± 10 Prozent.

Was steckt hinter dem Ug-Wert?

Natürlich wird davon ausgegangen, dass die Produktkennzeichnung eines Isolierglases die entsprechenden Informationen enthält, die für die Überprüfung der korrekten Spezifikation benötigt werden. Der Wert, der in diesem Fall eine Isolierglaseinheit spezifiziert, ist der Wärmedurchgangskoeffizient (Ug-Wert) des Isolierglases, der in W/(m²K) samt dem Verglasungsaufbau angegeben wird.

Gemäß DIN EN 673 ergibt sich dieser Wert aus einer Berechnung, die sowohl den Scheibenaufbau und die Emissivität der Low-E-Schichten als auch genormte Referenzbedingungen heranzieht. Unter Annahme des gerundeten Verglasungsaufbaus, des theoretischen Gasfüllgrades, der Emissivität und der festgelegten Referenzbedingungen wird der Ug-Wert berechnet. Die Einzelscheiben haben signifikanten Einfluss auf den zu erreichenden Ug-Wert. Selbst wenn alle anderen Produktionsparameter perfekt in Einklang sind und auf bestmögliche Qualität geachtet wird – der angegebene Ug-Wert wird bei fehlerhaften oder minderwertigen Low-E-Schichten nicht mehr erreichbar sein. Weiterhin ergibt aber die Berechnung des Ug-Wertes nach DIN unter Einbeziehung der Emissivität der Einzelscheibe nach Datenblatt einen korrekten Ug-Wert.

Bewertungswerkzeug für fundierte Sanierungskonzepte

Nur durch regelmäßige Messung und Bescheinigung der Qualität durch thermisches Messen des Wärmedurchgangs können Hersteller zeigen, wie sich ihr Produkt thermisch wirklich verhält. Mit dem Messsystem Uglass der Firma Netzsch-Gerätebau GmbH ist auch eben diese fertigungsbegleitende Prüfung möglich. Als Isolierglashersteller hat die Firma Energy Glas aus Wolfhagen nun Uglass in seine Fertigung implementiert. Auf einem eigens dafür gebauten Fahrgestell können Isolierglaseinheiten beliebiger Größe in einen Halter geschoben werden. An Handlingshilfen sind die beiden Uglass-Sensoren angebracht. In dieser Prüfeinheit können bis zu 20 Messungen an 2-fach-Isolierglas und ca. 10 Messungen an 3-fach-Isolierglas pro Schicht durchgeführt werden. Zu den gewohnten Kennzeichnungen, die jede Verglasung erhält, werden die vermessenen Verglasungen mit einem Messprotokoll geliefert, das den Messwert der Verglasung dokumentiert. Auf diese Art und Weise ist es möglich, anhand bereits leicht steigender Ug-Messwerte Rückschlüsse auf z. B. die Gasbefüllung o. Ä. zu ziehen. Mangelhafte Low-E-Schichten oder gar unbeschichtete Verglasungen können so in jedem Fall erkannt werden. Die Probemessung und Dokumentation gibt obendrein dem Hersteller ein Sicherheitsgefühl und stellt in Richtung seines Kunden einen Mehrwert an Zuverlässigkeit und Qualitätsbewusstsein dar.

Genauso wie es möglich ist, diese Technologie fertigungsbegleitend einzusetzen, ist es natürlich denkbar eben solche mobilen Handlingseinheiten auch in der Wareneingangskontrolle im Bereich Fenster- und Fassadenbau einzusetzen. Allein die Möglichkeit, den rechnerischen Ug-Wert per Messung nachzukontrollieren, gibt wiederum dem Fensterbauer die geeignete Sicherheit, mit gutem Gewissen die Spezifikation an seine Endkunden zu bestätigen.

Schließlich ist es auch für den Fensterbauer ein Qualitätsmerkmal, erstmals den bisherigen Rechenwert durch Messung zu belegen.

Ug-Wert-Schätzungen oder waghalsige Vermutungen

Es stellt sich die Frage, ob sich überhaupt eine Aussage treffen lässt über die Qualität der Verglasung im Rahmen einer Sanierung. Während man bei einer fabrikfrischen Verglasung zumindest im Ansatz vermuten kann, wie der Ug-Wert theoretisch einzuschätzen wäre, gestaltet sich die Bewertung einer Bestandsverglasung umso schwieriger. Im Rahmen der Bewertung wird hingegen oft anhand des geschätzten Alters der etwaige Ug-Wert gemutmaßt und danach ein Sanierungskonzept entwickelt. Liegt dieser Schätzwert in akzeptablen Bereichen, wird der Erhalt der Verglasung forciert. Ungenaue oder sogar falsche Ug-Wert-Schätzungen können eine falsche Grundlage für das Sanierungskonzept verursachen. Dies kann schwere Langzeitfolgen haben für alle Akteure eines Sanierungsvorhabens.

Hindernisse bei der Qualitätsbeurteilung

Eine korrekte Beurteilung kann heute zwar erfolgen indem eine Verglasung ausgebaut und im Labor vermessen wird – doch gibt es hier Hindernisse. Es muss eine Notverglasung eingebaut und hohe Montage- und Transportkosten sowie Messungskosten in Kauf genommen werden, um gerade mal eine Verglasung zu beurteilen. Außerdem bestehen Limitationen hinsichtlich der im Labor messbaren Scheibengrößen. In der Realität findet man aber oft Gebäude, die in mehreren Bauabschnitten über Jahrzehnte entstanden sind. Dort ist eine individuelle Beurteilung der Bauabschnitte vorzunehmen.

Auch hier ist Uglass die einzige Möglichkeit, schnell, individuell, mobil und kosteneffizient – unabhängig von der Verglasungsgröße – direkt im Feld zu agieren, obgleich das Verfahren genormte Methoden im Streitfall nicht ersetzen kann. Auch gibt es derzeit noch keine Anwendungsnorm für die Uglass-Technologie.

Im Bestand und mehr

Ursprünglich für die Bewertung von Bestandsverglasung entwickelt, wird immer mehr deutlich, dass die Technologie Uglass weit mehr ist als das, was Ziel der Entwicklung war.

Uglass ist ein wertvolles Tool, um die Ist-Situation des thermischen Verhaltens einer Verglasung in jedem Punkt der Wertschöpfungskette von der Produktion bis zur etwaigen Entsorgung auf Basis eines soliden Messverfahrens zu beurteilen. Verglasungen, deren Spezifikation zwar theoretisch und rechnerisch erfüllt ist, deren thermisches Verhalten jedoch fehlerhafte Ausführung belegt, werden so in Zukunft identifiziert – sofern sich das Verfahren zum neuen Stand der Technik erhebt.—

www.netzsch-thermal-analysis.com

Alexander Frenzl

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