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Konstruktiver Glasbau im Einklang mit dem Denkmalschutz

Ein Windstopper ganz aus Glas

_ Im Nordpark von Bad Elster befindet sich das Café Waldquelle. Der Bau von 1902 besteht aus einem massiven Sockelgeschoss, dem in hochwertiger Fachwerkbauweise ein weiteres Geschoss aufgesetzt wurde. 40 Fenster sorgen für den Abschluss des Gastraums.

Das in die Jahre gekommene Gebäude konnte aufgrund massiver Schäden nur noch eingeschränkt bewirtschaftet werden. Fünf Jahre nach der Sanierung wurde jetzt ein gläserner Windfang als Pufferzone im Eingangsbereich geschaffen. Dieser ist als geklebte Ganzglaskonstruktion ausgeführt.

Metallverbinder nur bei den Türen

Die sichtbaren metallischen Verbindungsmittel des 1,5 x 4,3 m großen Windfangs wurden auf ein Minimum reduziert. Nur die beiden Glastüren erforderten Beschläge. Dafür wurden für den oberen Anschlusspunkt zwei sichtbare Rahmen aus nicht rostenden Flachstahlprofilen innerhalb dieser Konstruktion erforderlich.

Der Abtrag angreifender Lasten sowie die Aussteifung erfolgt über zwei 2,55 m hohe Halbrahmen aus VSG mit einer minimalen Querschnittshöhe von 250 mm sowie der umhüllenden Verglasung der Einhausung selbst.

Die eingesetzten Gläser sind untereinander sowie an den Halbrahmen mit Silikonklebungen gefügt. Sie sind im Fußpunkt linienförmig eingespannt und schließen ebenso linienförmig an das Gebäude an. Die Einspannung sowie der Bauwerksanschluss erfolgten jeweils verdeckt im Fußboden sowie in der Holzkonstruktion der Außenwand.

Mit dabei: Forscher der TU Dresden

Für die Halbrahmen kam eine Verbindung zur Anwendung, die am Institut für Baukonstruktion der TU Dresden entwickelt wurde.

Die Rahmen wurden im Eckbereich mit einem transparenten, hochfesten Klebstoff verbunden. Das obere Auflager der Rahmen wurde als Stahlkonstruktion ausgebildet und an der bestehenden Holzkonstruktion befestigt. Der Fußpunkt wurde in einem Stahlköcher eingespannt und am Betonfundament verankert.

Eine Holzverbindung stand Pate

Die geklebten Glasrahmen aus VSG bestehen aus viermal 10 mm ESG-H. Die ausgebildete Eckverbindung ähnelt einer dem Holzbau entlehnten Schlitz- und Zapfenverbindung: Es wird eine Gabellagerung ausgebildet, indem bei den Rahmenstielen die jeweils äußeren, bei den Rahmenriegeln die beiden inneren Glastafeln des Laminats bis in die Ecke durchlaufen.

Im Bereich der Überschneidung sind die einzelnen Elemente flächig mit einem transparenten Klebstoff gefügt. Der verwendete Acrylatklebstoff härtet durch UV-Strahlung aus. Die Breite des Klebspalts ergibt sich aus der gewählten 1,90 mm starken PVB-Zwischenlage. Die mittlere Folienlage hat eine Schichtdicke von 1,52 mm.

Die hier vorgestellte Konstruktion wurde über eine Zustimmung im Einzelfall (ZiE) genehmigt. Diese wurde für die dreiseitig durch Verklebung statisch wirksame liniengelagerte Überkopfverglasung, die linienförmig geklebte und am Fußpunkt linienförmig eingespannte Vertikalverglasung sowie den geklebten Halbrahmen aus VSG erforderlich. Für die Anwendung des transparenten Klebstoffs konnte auf bereits vorhandene, ausführliche Untersuchungen und Erfahrungen zurückgegriffen werden.

Für die Bereitschaft, das historische Gebäude um eine solch innovative Glaskonstruktion zu erweitern, sei allen Baubeteiligten gedankt.—

Dr.-Ing. Volker Prautzsch

Prof. Dr.-Ing. Bernhard Weller

Bautafel

Bauherr: Sächsische Staatsbäder GmbH, vertreten durch SIB NL Zwickau

Architekt: Kunze-Zerjatke Architekten, Dresden

Tragwerksplanung: glasfaktor Ingenieure, Dresden Ausführung: Glasbau Gipser, Halle

www.bauko.bau.tu-dresden.de

Glasbau 2016: Jetzt noch anmelden

Die Tagung Glasbau 2016 in Dresden wird erneut an zwei Tagen stattfinden. Hierzu lädt Prof. Bernhard Weller von der TU Dresden am 17. und 18. März ein. Aktuelle Projekte sowie interessante Fragen zum Konstruktiven Glasbau, der DIN 18008 sowie zur Fassadentechnik werden vorgestellt und diskutiert. Begleitend zur Tagung erscheint bei Ernst & Sohn das neue Jahrbuch „Glasbau 2016“. Interessierte können sich noch anmelden unter

www.glasbau-dresden.de

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