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Die Welt dreht sich immer schneller

Rehberger: Ein großes Thema in unseren Branchen ist aktuell Industrie 4.0, auch als Internet der Dinge bezeichnet. Hierunter ist vereinfacht gesagt die Vernetzung von Produktionsanlagen mit den Werkstücken/Produkten gemeint, die nun in der Lage sind, miteinander zu kommunizieren und selbstständig  – ohne menschliches Zutun – in den Workflow einzugreifen. Sollte etwa eine Scheibe bei der ISO-Herstellung zu Bruch gehen, fordert die Isolierglaslinie selbsttätig die nötigen Ersatzscheiben an und löst hierfür einen Auftrag aus. Gleichzeitig wird diese Info an die Verladestation weitergegeben, die dafür sorgt, dass das Ersatz-ISO auch auf das richtige Gestell in der richtigen Reihenfolge kommt. Das hört sich doch gut an?

Vögele: Aus Sicht des Produktionsmanagements sicherlich eine gute Sache. Hat man auf der FENSTERBAU FRONTALE aber mal in die Branche hineingehört, dann ist eines der zentralen Themen die Ausbildung und qualifizierte Arbeitskräfte für die Montage der Produkte. Geht da nicht die Schere Produktinnovation und Qualifikation der Fachkräfte drastisch auseinander?

Rehberger: Ja, aber lass uns doch die beiden Themen zusammenbringen. Eine hohe Automation mit autonomen Maschinen braucht auch entsprechend ausgebildete Fachkräfte, die einschreiten können, wenn die Produktion einmal nicht rund läuft und der Workflow wieder in Gang gesetzt werden muss. Da können angelernte Mitarbeiter nicht mehr mithalten. Siehst Du die Ausbildungseinrichtungen und die Betriebe hierfür gerüstet?

Vögele: Ja und nein. Es gibt sicher viele Betriebe, die sich mit der Ausbildung sehr intensiv beschäftigen. Aber es gibt zu viele, die nicht ausbilden, weil sie nicht wollen oder gar nicht verstanden haben, dass der Azubi heute umworben sein will. Attraktive Arbeitsplätze heißt hier einer der Schlüssel zum Erfolg. Leider sind viele Fachbetriebe heute aufgrund ihrer eigenen Qualifikation gar nicht mehr in der Lage, richtig auszubilden. Sicher auch ein Ergebnis des Wegfalls des Meisterbriefes im R+S Handwerk und einem fehlenden Berufsbild bei der Fenstermontage. Wo soll die Motivation herkommen einen Beruf zu lernen, wenn es auch ohne geht?

Rehberger: Aber was wäre Dein Vorschlag, um dieser Entwicklung Einhalt zu gebieten? Und wie kommen wir künftig auf ein angemessenes Ausbildungsniveau?

Vögele: Es gibt zwei Wege und beide werden sich mehr oder weniger etablieren. Zum einen muss oder wird die Industrie ihre Produkte so einfach wie möglich montierbar machen, damit sie auch von angelernten Arbeitskräften installiert werden können. Zum anderen müssen wieder mehr Jugendliche an handwerkliche Arbeiten herangeführt werden. Es sind die Hände, die bei aller Technik die Häuser bauen. Und Handwerker bedeutet heute Spezialist und hoch qualifiziert zu sein. Das muss sich dann aber auch im Wertegefüge der Gesellschaft ausdrücken. Die GLASWELT wird sich in Zukunft noch intensiver mit dem Bereich Aus- und Weiterbildung auseinandersetzen. In dieser Ausgabe finden Sie zum Beispiel einen Beitrag zum Thema Sonnenschutz in Rettungswegen auf Seite 60. Viel Spaß bei der Lektüre.