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Hollywood ist auf der Baustelle

Mund: Bewegte Bilder erklären manchmal mehr als 1000 Worte. Und um Fachhandwerkern zu demonstrieren, wie denn die neuen Produkte denn nun auch fachgerecht benutzt werden, haben viele Anbieter sogenannte Erklärvideos hochgeladen. So weit, so hilfreich. Es tauchen aber immer wieder auch Einbau-Anleitungen für Bauelemente auf YouTube auf. Dort zeigen Bauhaus, Hornbach, OBI und Co. den Endverbrauchern, wie leicht dann eine Haustür auszutauschen ist. 127 000 Klicks hat dabei beispielsweise ein entsprechendes Montagevideo von Bauhaus erreicht – das sind doch 127 000 Klicks zu viel, oder?

Vögele: Das ist natürlich zuerst einmal der Marke Bauhaus geschuldet. Aber Du hast recht, die meisten Videos dieser Art sollten gelöscht werden. Aber markige coole Sprüche, wie „du kannst das“ animieren den DIY-Tüftler und bestätigen sein Vorhaben, Bauelemente selbst zu montieren. Auch bei den Markisen gibt es mehr und mehr von diesen teilweise sehr gefährlichen Montageanleitungen. Zugegeben, einige Filme sind gut gemacht, aber vermitteln nur rudimentäre Informationen. Die wichtigsten werden weggelassen. Aber wie soll der Endverbraucher das gute vom dem schlechten Video auf YouTube unterscheiden?

Mund: Ob die Filme gut gemacht sind oder nicht – das ist doch gar nicht die Frage. Schlimmer noch: Ein professionelles Video zeigt eine perfekte Montage und vermittelt das Bild, dass alles ganz einfach ist. Wir alle wissen aber: Jede Montage ist individuell und der DIY-Tüftler kann anhand eines 5-Minüters sicher nicht von der Ideal-Montage auf seine Baustelle schließen. Dazu kommt: Der Endgebraucher ist nicht in der Lage abzuschätzen, welche Regeln und welche Bedingungen er erfüllen muss, damit das Werk auch wirklich nachhaltig das Loch in der Fassade schließt oder die Markise wirklich sicher montiert ist. Das hat dann eher den Charakter eines Lotteriespiels – und davor sollte man die Do-It-Yourselver immer wieder warnen.

Vögele: Dass diese Filme fachlich teilweise die blanke Katastrophe sind und den Zuschauer in die Irre bzw. in Fehler leiten, da stimme ich Dir zu. Nur, wer will den Verbraucher warnen? Und nimmt er es überhaupt wahr, bzw. will er es wahrnehmen? Welcher Kanal soll dazu überhaupt genutzt werden? Die typischen Zeitschriften im Baumarkt informieren genauso seicht und Verbandspresseinformationen in denen beschrieben wird, dass der Sommer naht und der Fachbetrieb ruft, vermitteln auch keine interessanten Informationen. Da gilt es wohl neue Wege der Kommunikation zu beschreiten und die Herstellerindustrie aufzurufen, das Thema Montage mit in den Fokus zu nehmen, wenn sie ihre Kommunikation gerade mehr und mehr auf den Endverbraucher ausrichten.

Mund: Da hast du völlig recht und eigentlich liegt die Lösung doch dort, wo das Problem entstanden ist: Bei YouTube und anderen sogenannten „sozialen Medien“. Dieses Feld wird aber von den Fachbetrieben eher großzügig anderen Anbietern überlassen. Hier könnte man sich aber richtig positionieren und den Unterschied klar herausstellen. Sicher mussten viele Fachbetriebe schon einmal Notarzt spielen und eine verpfuschte DIY-Montage retten – auch darüber darf man bloggen, posten oder berichten und so die Endgebraucher warnen. Übrigens: Auch wir betätigen uns in den sozialen Netzen als Informationsvermittler – schauen Sie doch mal rein auf Facebook (GLASWELT oder SONNENSCHUTZWELT) oder Twitter. Und jetzt viel Spass bei der Lektüre unserer Juliausgabe!

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