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RolLlÄden, mehr als ein RollPanzer vor dem Fenster

Da geht noch ganz schön was

_ Betrachtet man das Informationsblatt der Kriminalpolizei, so könnte man meinen, der Rollladen sei als Einbruchschutz fast überflüssig. Die Beamten halten sich hier an die Rahmenbedingungen und das sind die Normen für Einbruchschutz EN 1627. Alle Rollläden, die diese nicht erfüllen (und das sind die meisten) werden von der Polizei als schmückendes Beiwerk bzw. Ergänzung gesehen. Leider beschäftigt man sich in der Branche seit Jahren lieber mit weichgespülten Richtlinien wie der TR111, die durch die vorhandenen Normen zum Einbruchschutz überhaupt keine Relevanz haben und auch nicht ernst genommen werden. Viel sinnvoller wäre es daran zu arbeiten, die Prüfbedingungen und Prüfgrößen für Rollläden in der Norm zu überarbeiten. Dann müssen wir nur noch die Baufirmen überreden, gedämmte Mauersteine im Leibungsbereich zu entwickeln, die es uns ermöglichen hier überhaupt etwas fest zu bekommen, wenn RC2 erforderlich ist. Den Einwand zu den Einbrüchen am Tag bei göffneten Rollläden könnte man über Sensoren entkräften, die den Rollladen bei Viibrationen am Fenster sofort schließen. So gesehen wird gerade der Gelegenheitseinbrecher in den meisten Fällen auch bei „stabileren Rollläden“ vom Einbruchsversuch abgehalten und sucht sich ein anders Haus aus.

Rollläden können auch Schallschutz

Je nach Einbau des Rollladenpanzers kann man an z. B. stark befahrenen Straßen auch den Schallschutz verbessern. Zu beachten ist dabei, dass der Abstand von Rollladenpanzer zur Fensterscheibe mindestens ca. 5 cm betragen muss, damit der sogenannte Doppelwandeffekt eintreten kann, bei dem die beiden Elemente Rollladenpanzer und Fensterscheibe unabhängig voneinander schwingen können. Wie beim Mauerwerk gilt, umso höher die Dichte, umso besser der Schallschutz, also im Klartext umso schwerer der Panzer, desto höher ist der Schallschutz. Natürlich sollte der Rollladenpanzer oben im Kasten durch Abdruckdämmfedern dicht an der Wand anliegen und über Dichtungen in den Führungsschienen verfügen. Auch der Schlussstab des Rolllandepanzers sollte dicht auf der Fensterbank aufliegen. Abhängig von der Masse des Rollladenpanzers kann bei einem Abstand von 10 – 14 cm ein Maximum von ca. 10 dB erreicht werden. Entsprechende Schallschutzmaßnahmen sollten jedoch schon bei der Planung berücksichtigt werden. Natürlich sollte auch beachtet werden, dass der winterliche Wärmeschutz sich nicht so optimal darstellen kann wie bei einem üblichen Abstand von 40-45 mm zwischen Rollladenpanzer und Fensterscheibe.

Asymmetrische Flächen

Bedingt durch die Giebelkonstruktionen der Wohnhäuser werden die asymmetrische Fenster und die damit verbundenen Probleme durch Aufheizung oder der Wunsch nach Sichtschutz oder Abdunklung nicht weniger. Gerade in diesen Fällen bieten sich als kostengünstige Lösungen Schrägrollladen an, die in der Regel für asymmetrische Fenster von 0,5° bis 45° geeignet sind. Sie können gleichermaßen im Neubau als nachträgliche Maßnahme oder bei Sanierungen im Altbau eingesetzt werden. Die Schrägrollladen schließen je nach Ausführung – wie normale Rollläden von oben nach unten oder auch von unten nach oben und lassen sich von Hand oder elektrisch bewegen. Lichtschlitze im Rollladenbehang bieten dabei eine ausreichende Lichttransmission und einen entsprechenden Lüftungsquerschnitt.

Wieder im Trend

Vornehmlich in südeuropäischen Ländern sieht man den Ausstellerrollladen heute noch in rauhen Mengen. Eigentlich vollkommen unverständlich, dass diese Form, die von Ende des 19. Jahrhunderts bis in die 1950er Jahre auch in Deutschland weit verbreitet war weitestgehend verschwunden sind, obwohl sie mit ihrer Ausstellerfunktion einen sehr guten Sonnenschutz bei gleichzeitiger Belüftung geboten haben. Kann man diese Funktionen auch mit denen einer Markisolette vergleichen, so bietet der Ausstellerrollladen am Abend zusätzlich auch einen richtigen Sichtschutz, da er auch komplett geschlossen werden kann. Früher meist aus Holz hergestellt, sind es heute die witterungsfesten Materialien Aluminium, Stahl oder Edelstahl, die verwendet werden. Zusätzliche Oberflächenbehandlungen sorgen für mehr Widerstandsfähigkeit und Langlebigkeit und bieten so gute Verkaufsargumente. Auch die Technik hat sich weiterentwickelt, erhältlich sind Einhand- oder Zweihandsysteme, die sich manuell oder automatisch steuern lassen. Zusätzliche Ausstattungen mit einem Insektenschutz und Wind- oder Sonnensensoren sind bei entsprechenden Modellen möglich. Angeboten werden die Ausstellerrollladen von mehreren Herstellern.

Klappe auf, Klappe zu

Mehr aus einem Rollladen macht das Unternehmen Biroll aus dem bayerischen Moosinning. Mit seinem Modell Panorama wurde der erste echte Rollladen mit Jalousiefunktion auf den Markt gebracht, der damit die klassischen Eigenschaften der Rollläden mit den Vorteilen eines modernen Sonnenschutzes kombiniert. Mehr Lichteinfall bei geöffneter Lamelle, mehr Luftaustausch wegen der größeren Querschnitte und damit verbundene höhere Transparenz bei der Sicht von innen nach außen, sind neben der Nutzung als reinrassiger Sonnenschutz die schlagenden Argumente bei der Produktvermarktung beim Kunden. Auch hier bietet der Rollladen am Abend einen richtigen Sichtschutz und verleidet dem Gelegenheitsdieb so sicher den Gedanken an einen schnellen Einbruch. Bei der Variante Panorama Plus kann auch der Insektenschutz direkt mit in den Rollladenpanzer integriert werden.

Hagelschäden machen Versicherungen erfinderisch

Die hohen Versicherungsleistungen für den Austausch von Rollladenpanzern durch Hagelschäden in den letzten Jahren lassen auch die Versicherungen neu überlegen. Rückversicherungen denken bereits darüber nach, ähnlich wie in Österreich und der Schweiz, ein Elementarschutzregister als Instrument zur Klassierung von Bauteilen in Bezug auf ihre Hagelwiderstandsfähigkeit zu realisieren. Die Klassierung erfolgt durch ein standardisiertes Prüfverfahren. Eine wichtige Kenngröße für die Einordnung eines Bauteils in eine Widerstandsklasse ist der Schaden. Dazu muss der Schadensbeginn definiert werden (Schadenskriterium). Da ein Bauteil mehrere Funktionen erfüllen kann und jede Funktion wieder verschiedene Schadenskriterien hat, wird ein Bauteil in Bezug auf seine Funktionen mitunter mehrfach klassiert. Damit die Hagelbeschussversuche einheitlich und wiederholbar sind, werden solche Prüfungen standardisiert. In Österreich wurden z. B. fünf Hagelwiderstandsklassen (HW 1–5) definiert, wobei 1 einem sehr schwachen und 5 einem sehr hohen Hagelwiderstand entspricht. Die Klassierung wurde aufgrund der kinetischen Energie eines Hagelkorns einer bestimmten Größe beim Auftreffen auf die Gebäudehülle vorgenommen:

In die schwächste Klasse HW 1 werden beispielsweise Bauteile eingeordnet, die beim Aufprall eines Kornes mit 10 mm Durchmesser noch schadenfrei bleiben, bei einem 20 mm Korn aber beschädigt werden. Bauteile, die erst beim Aufprall eines Kornes mit 30 mm Durchmesser beschädigt werden, werden in die Klasse HW 2 eingeordnet. Bauteile mit HW 5 werden auch durch ein Hagelkorn mit 50 mm nicht beschädigt.

Die Hagelwiderstandsklasse definiert also die Energie, bei der das Bauteil noch schadenfrei bleibt. Das Hagelkorn wird zur Berechnung der Masse und der Geschwindigkeit als kugelförmig angenommen. Die Dichte des Eises beträgt für die Berechnungen 870 kg/m3 – dieser Wert wird sowohl bei natürlichem Hagel sowie bei den im Labor hergestellten, künstlichen Eiskugeln erreicht.

Auch die Rollladenhersteller setzen sich intensiv mit dem Thema auseinander und haben bereits ihre Produkte untersucht oder diese auch schon in Österreich oder der Schweiz in die Hagelschutzklassen einordnen lassen. Für den Versicherungskunden bedeutet das einen Vorteil bei der Versicherungsprämie, für den Fachhändler in Zukunft wahrscheinlich auch auf solche Aspekte bei seiner Beratung zu achten, um gut zu beraten und erfolgreich verkaufen zu können. —

Olaf Vögele

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