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Führungskräfte in Zeiten der Digitalisierung

Digital kann einsam machen

_ Die Digitalisierung verändert die Art der Arbeit rasant. Statt Auftragsblock und Zollstock benötigen wir Tablet-PCs, Lasermessgeräte und die neueste Hersteller-App. Dadurch bedingt werden sich die Ausbildungsberufe in den nächsten Jahren weiter wandeln, in kurzer Zeit neue Berufsfelder entstehen und die Ansprüche an Mitarbeiter verändern.

Die Welt verändert sich

Auch bei den produzierenden Unternehmen unserer Branche ist die industrielle Produktion immer stärker mit dem Vertrieb, der Auftragsbearbeitung und anderen Instanzen vernetzt. Die wertschöpfenden Instanzen werden an ERP-Systeme angebunden und auf Mausklick erfährt der User im Büro, an welcher Stelle in der Produktion sich die Markise, das Markisentuch oder jedes andere Produkt befindet oder wie weit die Montage auf einer Baustelle vorangeschritten ist.

Mit dieser Entwicklung verändern sich komplette Märkte und unsere Arbeitswelt. Langjährige Stabilität schwindet, Innovationen gewinnen an Bedeutung, Unternehmen müssen sich ständig weiterentwickeln und Mitarbeiter sehen sich noch komplexeren Aufgaben gegenüber.

Digitaler Fortschritt kann Emotionen nicht ersetzen

Technik alleine kann jedoch nicht führen, weshalb die Anforderungen an Geschäftsführer, Team- oder Montageleiter analog dazu steigen. Mit fortschreitender Digitalisierung sind wir alle gezwungen, unsere Komfortzone zu verlassen und vor Ort, ob in der Werkshalle oder auf der Baustelle, präsent zu sein. Es reicht nicht, vom Schreibtisch aus die Geschicke zu lenken und auf die Informationen zuzugreifen, die uns die Technik zur Verfügung stellt. Wie leicht lässt man sich dazu verleiten, nicht mehr das persönliche Gespräch zu suchen, sondern auf Informationen aus diversen Systemen zurückzugreifen oder eine E-Mail zu schreiben. Doch genau das Gegenteil sollte der Fall sein! Keine digitale Botschaft kann das direkte Gespräch ersetzen, egal ob es sich um eine Rückfrage zu einem Auftragsstatus oder um die Kommunikation mit Kunden handelt. Das persönliche Gespräch versetzt uns in die Lage, Emotion zu vermitteln und zu empfangen. Ist der Kunde verärgert? Der Mitarbeiter unsicher im Umgang mit der neuen App? Untertöne wie diese erfährt man leichter und zuverlässiger im Gespräch als über eine x-beliebige Rückmeldung im System.

Mitarbeiter vorbereiten und mitnehmen

Schulungen für Mitarbeiter führen nahezu alle Unternehmen durch, viele Betriebe entsenden Ihre Mitarbeiter zu Hersteller-Schulungen, Fortbildungen und führen interne Maßnahmen durch. Doch gerade dadurch, dass die Digitalisierung die zwischenmenschliche Kommunikation reduziert, sollten Führungskräfte wieder für mehr Kommunikation und nicht ausschließlich für berufliche Bildung sorgen.

Dem Monteur wird mal schnell der eilige Termin auf das Mobiltelefon geschickt, der Produktion ein eiliger Termin über den Auftragsdatensatz mitgeteilt. Das mag schnell und zuverlässig sein, doch die Wertschätzung des Auftrags und auch der ausführenden Person steigt deutlich an, wenn zwischendurch auch mal wieder zum Hörer gegriffen wird. Wir sollten uns davor hüten, Mitarbeiter nur als ausführende Organe zu betrachten und über die digitale Vernetzung die persönliche Vernetzung untereinander zu vergessen.

Kommunikation fördern

Laut Leadership Report 2015 (Zukunftsinstitut) von Franz Kühmayer ist die gute Zusammenarbeit im Team 90 Prozent aller Mitarbeiter wichtig. Diese gute Zusammenarbeit kann aber nur dann stattfinden, wenn auch die direkte Kommunikation „face to face“ stattfindet. Und was hält uns davon ab, mal wieder selber in die Produktion, die Werkstatt oder das Sachbearbeiter-Büro zu gehen und Dinge direkt anzusprechen? Den Mitarbeitern im Büro vorzuleben, dass man wichtige Dinge, wie die Verzögerung eines Auftrages oder ähnliches, direkt mit dem Monteur, dem Mitarbeiter in der Produktion und dem Verkäufer bespricht, anstatt nur digitale Informationen zu versenden? Denn diese Kommunikation fördert die Teambildung, schafft persönliche Verhältnisse und Vertrauen untereinander. Unternehmen sind heute und in Zukunft mehr als je auf die Bindung guten Personals angewiesen, der demographische Wandel und die alternde Gesellschaft erschweren die Suche nach Mitarbeitern schon heute. Insofern sollten wir uns frühzeitig darauf einstellen, dass die Koordination flexibler Arbeitszeiten und Arbeitsformen, die Fähigkeit zur Moderation von Generationenkonflikten und eine gute Kommunikations- und Feedbackkultur an Bedeutung gewinnen. —

Sandra Musculus

Unsere Autorin

Sandra Musculus (36) arbeitet seit 15 Jahren im Familienunternehmen Georg Musculus GmbH Co. KG und leitet neben der EDV-Abteilung auch das Personalwesen als Personalreferentin. Mit der Ausrichtung als Industrieunternehmen im Bereich Technische Konfektion und als Handwerksunternehmen, das regional Rollladen- und Sonnenschutzprodukte verkauft und montiert, verfügt sie somit in allen Bereichen über tiefe Einblicke in die Entwicklungen und das aktuelle Marktgeschehen.