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Im Interview mit Reiner Aumüller, Vorstandsvorsitzender des VFE

“Wir wollen die Gesundheit und Sicherheit der Menschen verbessern“

Glaswelt – Herr Aumüller, braucht die Branche einen Verband „Fensterautomation und Entrauchung“? Fühlten sich die Gründungsfirmen zu wenig vertreten im VFF?

Reiner Aumüller – Selbstverständlich benötigt die Branche einen Verband, der die automatisierte natürliche Lüftung in Verbindung mit den lebensrettenden Entrauchungsanlagen branchenübergreifend bearbeitet. Gerade hier können Synergien von Brandschutz und Entrauchung mit der Energieeinsparverordnung genutzt werden. Ein Forschungsprojekt der Hochschule Stuttgart bestätigt unser Engagement: Es wurden mechatronische Antriebe mit automatisierter natürlicher Lüftung vergleichend untersucht, wobei sich im Vorbericht viele positive Aussagen fanden. Zum Thema VFF: Die Gründungsfirmen des VFE sind nicht generell Mitglieder im VFF, sondern traditionell im ZVEI Fachverband Sicherheit organisiert. Mit der Gründung des Verbands Fensterautomation und Entrauchung haben die teilnehmenden Herstellerunternehmen die entscheidende Möglichkeit, viel spezifischer und direkter zu agieren. So können wir als Spezialist unsere Partner mit passgenauen Informationen versorgen. Die Branche erfährt somit einen zusätzlichen Mehrwert.

Glaswelt – Was sind die Ziele, die die Gründungsfirmen verfolgen? Ist man noch auf der Suche nach weiteren Industriepartnern, die den Verband unterstützen bzw. Mitglied werden sollen?

Aumüller – Die Ziele sind schnell und einfach definiert: Wir wollen die Gesundheit und Sicherheit der Menschen verbessern – auf energieeffiziente Art und Weise. Im Bereich der automatisierten natürlichen Lüftung lautet unsere Mission: „Stickige Räume, gesundheitliche Probleme, Schimmelbildung oder hohe Energiekosten sind vermeidbar. Wir setzen auf frische Luft!“ Dies verbinden wir mit der bauordnungsrechtlichen Notwendigkeit von Entrauchungsanlagen und bieten dem Kunden damit einen „Dual Use“ der Systeme. Dabei sind wir offen für alle Industriepartner, denen Frischluft und Sicherheit am Herzen liegen. Sie sind immer eingeladen, uns bei dieser Arbeit nachhaltig zu unterstützen.

Glaswelt – Arbeitet der VFE mit dem VFF zusammen – immerhin sitzen die Verbandsgeschäftsstellen im gleichen Gebäude?

Aumüller – Die Zusammenlegung der Geschäftsstelle des VFE mit dem VFF ist wegen der notwendigerweise engen Zusammenarbeit bewusst gestaltet worden.

Glaswelt – Wird die automatisierte natürliche Lüftung nicht zunehmend von der mechanischen Lüftung verdrängt?

Aumüller – Generell besteht die Tendenz, dass die natürliche Lüftung zugunsten der mechanischen Lüftung verdrängt wird. Ein wichtiges Werkzeug hierbei ist die DIN 1946 Teil 6, in der die natürliche Lüftung sehr stark ausgegrenzt wird. Hier sind die Ergebnisse des Forschungsprojektes der Hochschule Stuttgart wegweisend. In dem dreijährigen Forschungsprojekt wird deutlich, dass mit der automatisierten natürlichen Lüftung folgende Aussagen im Vorbericht getroffen wurden:

  • Die hygienischen Raumluftanforderungen werden eingehalten (EN 13779).
  • Die thermischen Komfortbedingungen werden eingehalten (DIN EN 15251).
  • Es wird eine Lebenszykluskosteneinsparung von 25 % gegenüber einem mechanischen Lüftungssystem erwartet.
  • Damit verbunden ist eine um 50 % verbesserte Primärenergieeinsparung gegenüber den mechanischen Systemen.
  • Daraus resultieren geringere Umweltbelastungen.
  • Durch die Art der automatisierten natürlichen Lüftung werden entgegen der allgemeinen Meinung die Heizwärmeverluste durch die Einsparung der Energie überkompensiert, die für den Betrieb von Ventilatoren der mechanischen Lüftung notwendig ist.

Der VFE setzt sich in Zukunft dafür ein, Planer, Architekten und Bauherren mit diesen und vielen anderen Informationen zu überzeugen.

Glaswelt – Ist der Verbandszweck, die Förderung der automatisierten natürlichen Lüftung, nicht sehr spitz formuliert? Tritt der Verband nicht für einen zu kleinen Bereich innerhalb der Gebäudehülle ein?

Aumüller – Der Verbandszweck wurde bewusst sehr spitz formuliert. Aus der Erfahrung der Beteiligten ist es ein sehr diffiziler und komplexer Bereich der Gebäudehülle. Die klassische Teilung (Elektro, Fassade, Fenster, Brandschutz) bringt genau diese Systeme immer wieder in ein schlechtes Licht. Heute sind die wenigsten Beteiligten am Bau in der Lage, den komplexen Zusammenhang funktional und nutzerfreundlich abzubilden. Es ist daher unsere Stärke, gezielt und effizient die automatisierte natürliche Lüftung und Entrauchung zu thematisieren. Das „große Ganze“ kommt eben nie ohne Detaillösungen aus. Wir haben uns spezialisiert, um Ansprechpartner Nummer eins zu sein, wenn es um automatisierte Lüftung und Entrauchung geht.

Glaswelt – Welche Stellung räumen Sie der automatisierten natürlichen Lüftung in einem Smart Home ein?

Aumüller – Der Begriff „Behaglichkeit“ im Zusammenhang mit der Raumluftqualität ist ein sehr hohes Gut im Bereich Smart Home. Somit sehen wir die automatisierte natürliche Lüftung im Smart Home heute als vernachlässigt, in Zukunft aber als wichtigen Baustein.

Glaswelt – Der Verband setzt sich genauso auch für die Entrauchung ein – was sind hier die Ziele, die der Verband verfolgt?

Aumüller – Die Ziele der Entrauchung und automatisierten natürlichen Lüftung definieren sich klar im Kontext – wir legen Wert auf „Dual Use“. Im Fall der Entrauchung geht es konkret um die Ziele, die schon vor langer Zeit in der Broschüre „RWA heute“ des ZVEIs benannt wurden: Rettung von Menschenleben, Schutz der Umwelt und Tier und Erhaltung der Sachwerte. Für diese Ziele stehen wir. —

Vielen Dank, Herr Aumüller für diese Auskünfte.

Das Interview führte Chefredakteur Daniel Mund.

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