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Interview mit Ottfried Sailer von Lisec

Viele Märkte und neue Potenziale

Glaswelt – Wie schätzen Sie die aktuelle Marktlage von Lisec ein?

Othmar Sailer – Ich bin sehr zuversichtlich. Seit ich im Unternehmen bin, war die Auftragslage noch nie so gut wie jetzt. Die gute wirtschaftliche Entwicklung in vielen Regionen und das Zusammenspiel bei Lisec aus Strategie, neuer Struktur und Mitarbeitern ist jetzt stimmig und zeigt Wirkung. Wir erhalten zunehmend positives Feedback von Kunden was uns umso mehr anspornt weiter besser zu werden!

Das gute Zusammenspiel bei Lisec gründet sich – vornehmlich - auf unsere neuen Business Units als Produktmanagementorganisationen für unsere unterschiedlichen Maschinen- und Produktbereiche. Diese Entwicklung war ein entscheidender Schritt. Wir freuen uns, dass die Business Units gut angelaufen sind und positive Wirkung zeigen. Kern bei dieser Umstellung ist die Konzentration auf Produktmanagement und Entwicklung. Die aktuellen Ergebnisse zeigen, dass dies eine richtige Entscheidung war. Weiter sehen wir, dass wir in vielen Bereichen große Potenziale haben sowie die richtigen Leute an Bord, um diese zu heben. Auch die neue VSG-Business Unit läuft gut an, da kommen wir den Kundenwünschen kaum hinterher. Aufgrund der hohen Nachfrage aus dem Markt sind die Lieferzeiten insgesamt länger als die Kunden es gewohnt sind. Darüber hinaus entwickeln sich unsere Zukäufe positiv: Schraml läuft gut an und Glastronic in Ungarn, unsere Tochter für gebrauchte Maschinen und Anlagen, läuft sehr gut an und liegt deutlich über Plan. Zudem sehen wir noch weitere Märkte, die Potenziale und Chancen für uns aufweisen.

Glaswelt – Wo sehen Sie in den internationalen und nationalen Märkten große Veränderungen auf die Glasverarbeiter zukommen?

Sailer – Wenn man sich unsere Kundenanfragen und Projekte anschaut, ist es West-Europa, das aktuell die meisten Umbrüche verzeichnet: Es werden in West- und vor allem Osteuropa zunehmend große Fabriken für Standardprodukte geplant. Da wird dann ein mittelständischer Anbieter in einer Region mit hohen Lohnkosten im jeweiligen Segment auf Dauer kaum noch mitziehen können. Neben solchen hochspezialisierten Massenproduktionen können (und werden) sich unserer Meinung nach kleine Nischenanbieter etablieren, die schnell und flexibel auf Kundenwünsche eingehen können und die in der Lage sind, Losgröße 1 wirtschaftlich zu fertigen. Gerade diese Nischenbetriebe müssen sich gut aufstellen und effizient fertigen, Stichwort Industrie 4.0. Weiter sehen wir neben traditionellen Glasverarbeitern auch neue Player auf den Markt kommen, die bisher in der Glasbranche noch nicht unterwegs waren. Diese Unternehmen ticken auch etwas anders mit oftmals viel Erfahrung aus anderen Industrien.

Glaswelt – Wie können Sie schnell auf neue Trends aus dem Markt reagieren?

Sailer – Wir haben Entwicklungspartnerschaften mit Glasverarbeiter-Kunden, die uns in Zusammenarbeit mit unseren BU´s unterstützen, entsprechend schnell reagieren zu können. Dabei geht es jedoch nicht nur darum, einzelne Anwendungen zu entwickeln, im Rahmen einer solchen Zusammenarbeit lässt sich für diese Kunden auch mit entsprechendem Vorsprung am Markt deren Fertigung noch effizienter aufbauen oder entsprechend umgestalten. Das bindet auch oft deren Bestandsanlagen mit ein. Weiter optimieren wir gerne ältere Lisec-Anlagen und machen sie fit für die aktuellen Anforderungen.

Glaswelt – Wo sehen Sie weltweit für die Glasverarbeiter die boomenden Märkte?

Sailer – Allen voran Nordamerika, Australien und Europa sind derzeit auf hohem Niveau.

Glaswelt – Und wie entwickelt sich Osteuropa?

Sailer – Die Osteuropa-Welle beginnt einen Schritt weiter zu gehen, jetzt kommen Rumänien, Bulgarien, Weißrussland. Dort gibt es Investoren, die kräftig investieren wollen. Wir sehen zudem in Russland neue Wachstumschancen, wo es eine steigende Marktkonzentration auf große Glasverarbeitungsbetriebe gibt.

Glaswelt – Welche Wachstumsstrategie verfolgen Sie weltweit?

Sailer – Regional betreuen wir unsere Märkte durch unsere Niederlassungen, die wir konsequent weiter entwickeln und ausbauen um mehr Kunden besser ansprechen zu können. Andererseits wollen und müssen wir von Lisec (www.lisec.com) unser Produktportfolio ständig verbessern und erweitern.

Glaswelt – Was sind Ihre nächsten Ziele?

Sailer – Wir haben in manchen Produktsegmenten relativ kleine Marktanteile, in diesen Märkten wollen wir wachsen. Über die Struktur unserer neuen Business-Units werden wir diesen Prozess vorantreiben und Marktanteile erobern. Wir wollen mehr Kunden im Gesamtmarkt erreichen.

Glaswelt – Die unterschiedlichen Maschinen und Anlagen werden wie eingangs beschrieben heute über die Business-Units vertrieben, was steckt im Detail dahinter?

Sailer – Letztendlich steckt hinter den Business-Units ein besser organisiertes Produktmanagement. Dabei werden Marktanalysen betrieben, Trends abgeleitet und daraus wiederum das entsprechende Produktportfolio entwickelt und ausgebaut. Der Vertrieb und damit der Kunde steht dabei im engen Austausch mit der jeweiligen Business-Unit und dient als maßgeblicher Inputgeber für die Nachfragen aus dem Markt. Die positive Wirkung nach Einführung der Business Units kam erstaunlich schnell. Wir haben schon nach wenigen Monaten gesehen, dass das sehr gut funktioniert.

Glaswelt – In der DACH-Region sind aktuell die Themen Automatisierung und Vernetzung – Stichwort Industrie 4.0 – in der Diskussion, wie sieht das in anderen Ländern aus?

Sailer –  In Westeuropa arbeiten eigentlich Kunden aller Länder in diese Richtung. Doch am weitesten treiben es die Australier, nicht überraschend, da sie die höchsten Arbeitskosten weltweit haben und deshalb einen höchstmöglichen Automatisierungsgrad erreichen wollen. Die Amerikaner bewegen sich auch in diese Richtung, und Rußland und China öffnen sich ebenfalls für die Automatisierung und Vernetzung. Wir beginnen im Extremfall von der mannlosen Produktion zu sprechen.

Glaswelt – Welche Anforderungen werden an die Bediener solcher hochautomatisierten Anlagen gestellt?

Sailer – Hier ist die Branche gefordert. Die Kompetenz beim Bedienpersonal muss wachsen, sonst lassen sich diese komplexen Anlagen oder Produktionsstraßen nicht mehr effizient steuern, um das Maximum aus einem solchen System auch herausholen zu können. Mit kurz angelernten Mitarbeitern ist das nicht mehr zu stemmen. Und man muss bedenken, dass sich die hochwertigen Anlagen mit Werten in Millionenhöhe nur dann optimal fahren lassen, wenn das Personal entsprechend ausgebildet, qualifiziert und auf die Anlage geschult ist – da machen Diskussionen um 500 Euro pro Monat beim Gehalt in Relation zu erzielbarem Output keinen Sinn

Glaswelt – Welche Neuheiten gibt es diesmal bei Ihrem Open House 2017 im Glasforum in Hausmening zu sehen?

Sailer – Wir zeigen zum einen die schnellste Isolierglas-Linie der Welt, die Velocity Line, dann einen neuen Aeroflat Härteofen sowie unseren neuen SprintCut Schneidetisch mit Linearantrieb. Zudem haben wir einen verbesserten Butylierer sowie einen verbesserten Biegeautomaten. Im Bereich Software gibt es viele kleine Verbesserungen für Planung und Steuerung.

Glaswelt – Stichwort Software und Vernetzung, sind Sie hier branchenübergreifend aktiv?

Sailer – Wir haben eine Kooperation mit dem Fenstersoftware-Anbieter Klaes eingegangen und arbeiten gemeinsam daran, Fensterbauer und ISO-Hersteller datentechnisch vernetzen zu können bzw. dass Anlagen und Maschinen miteinander kommunizieren können, um diese Vernetzung zu ermöglichen. Über diese Kommunikationsmöglichkeiten lassen sich Qualitätsdaten eines Glasprodukts nachverfolgen und an den Fensterbauer weitergeben, um Produktivität zu steigern und Qualität verfolgen zu können.

Glaswelt – Schätzen Fensterbauer die Qualität von hochwertigem ISO?

Sailer – Ich denke nicht genug. Die Fensterbauer machen aus ihrem Produkt insgesamt zu wenig indem sie Qualitäten wie Sicherheit, thermische Eigenschaften etc. nicht genügend vermarkten. Das umfasst dann in der Wirkung auch die eingesetzten Isoliergläser. Leider wird für einen Endkunden vielfach nicht transparent gemacht, welche Qualitätsunterschiede es bei Fenstern und Türen gibt und was es an unterschiedlichen Optionen für ihn gibt. Hier wird der Endverbraucher vom Fensterbauer nicht ausreichend informiert da schlummern noch Potenziale für die ganze Branche!

Glaswelt – Was wünschen Sie der Glasbranche?

Sailer – Weiteres Marktwachstum und viele gute Ideen, um mit neuen Glasprodukten das Leben der Endverbraucher angenehmer zu machen und damit erfolgreich zu sein!—

Das Interview führte Matthias Rehberger.

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