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Alle Materialien haben ihren Markt

Auf den Einsatz kommt es an

_ Unter diesen Bedingungen sind auch Kunststoffrollläden je nach Einbaulage und Nutzung an ihre Funktionsgrenzen gestoßen, da die aufgeheizten Materialien ihre Temperaturen über Tage nicht mehr ausreichend abbauen konnten. Bei dauerhaften Materialtemperaturen über 73° kam es so in vereinzelten Fällen bei komplett geschlossenen Rollläden am Tag zu nachvollziehbaren Materialverformungen.

Sonnenschutz ja oder nein?

Der Aufregung über diese Geschehnisse, der schnell Spekulationen über Materialumstellungen im PVC-Granulat folgten, schlossen sich nüchterne Untersuchungen auf Prüfständen und Laboren an. Neue Tests auf Fensterprüfstanden oder Bestrahlungen mit Quarzlampen zeigten schnell, ob die Stabilitätswerte ohne Blei/Cadmium für die Angabe der Windwiderstandsklassen eingehalten wurden, bzw. bei welcher Temperatur Kunststoff „weich“ wird. Das Ergebnis: Die Stabilität zeigt keinen merklichen Unterschied, und die Tatsache, dass bei über 73° der geschlossene Kunststoffrollladenpanzer bei bestimmten Kriterien ausbauchen kann, war zu erwarten.

Ein Ergebnis, das ja eigentlich nicht wirklich überraschen konnte, da die über 30 Macher der Technischen Richtlinie TR121 des Bundesverbandes Rollladen + Sonnenschutz e.V. schon 2005 in Kapitel 4.3.3 der Richtlinie festlegten, dass Kunststoffrollläden beim Einsatz als Sonnenschutz nicht vollständig geschlossen werden sollen. Klar festgestellt werden konnte, dass es zu keinen Problemen kommt, wenn die Vorgaben der Richtlinie und die zulässigen Baugrößen der Rollladenprofile einhalten werden. So gesehen machte das auf den Sommer folgende Material-Bashing in der Branche keinen Sinn, da es genauso sinnlos ist, wie die Beschwerde über einen kaputten Winterreifen, der bis 190 km/h zugelassen ist, aber streckenweise über den Sommer mit Geschwindigkeiten von über 230 km/h gefahren wurde. Nicht vergessen darf man natürlich auch, dass auch Farbbeschichtungen bei Aluminiumrollläden an ihre Grenzen kamen und zum Verkleben neigten.

Wo gibt der Kunde sein Geld aus?

Wo wir wieder bei der Gretchenfrage wären, was ist das bessere Stabmaterial. Schweifen wir mal eben in die Automobilbranche ab und stellen hier die Frage, ob ein VW Golf oder der Audi A6 das bessere Auto ist? Die schnelle Antwort? Wahrscheinlich der Audi. Die richtige Antwort? Kommt drauf an. Es ist vor allem die Frage des Budgets und des Einsatzzweckes, denn sie fahren beide gut. Man könnte auch sagen, lieber ein gut ausgestatteter Golf, als ein nackter A6. Kommen wir zurück zu den Rollläden, wo bei Budgetentscheidungen schnell die Frage aufkommt: Aluminium mit Gurt oder Kurbel, oder Kunststoff mit Motor und Steuerung. Wo wir dann automatisch in die (hängende) Sonnenschutzposition fahren könnten, und damit die ganze Diskussion ad absurdum geführt würde. Apropos Diskussion, was war eigentlich 2017 los? Gab es wieder Auffälligkeiten bei den Rollläden? Abgesehen von einem unsinnig gestalteten Merkblatt eher nein, denn das Jahr verlief temperaturtechnisch gesehen vollkommen unauffällig. So konnten auch keine Rufe und Diskussionen aus der Branche entnommen werden, die eine Problemstellung aufzeigen. In der Praxis bedeutet das richtig zu beraten und das Budget des Kunden optimal für „seine“ Einsatzzwecke auszunutzen. Egal ob Kunststoff- oder Aluminiumrollläden.—

Olaf Vögele

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