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Megatrends Digitalisierung und Einbruchschutz

Zukunft meistern!

_ Um die Zukunft meistern zu können, stellt sich die Frage, worauf wir uns als Branche in Zukunft einstellen müssen. Was sind also die Megatrends im Fensterbau?

  • Digitalisierung
  • Globalisierung
  • Transparentes Bauen
  • Hocheffizientes Bauen
  • Urbanisierung
  • Klimawandel
  • Gesellschaftswandel
  • Flüchtlingsbewegungen

Manche dieser Trends kommen uns entgegen. Andere wiederum stellen uns vor große Herausforderungen in der täglichen Arbeit. Hier wird die Digitalisierung sicher eine höhere Wertschöpfung bringen, ein besseres Image und neue Funktionen für Bauteile. Ebenso die Globalisierung: neue Märkte mit guten Geschäften, die auf Fenster und Fassaden aus Deutschland ganz besonderen Wert legen.

Anti-Trends wie der hohe Importdruck und Preisdumping, immer größere Glasflächen des transparenten Bauens, Gewichte und Größen, aber auch so manche bauphysikalische Herausforderung aufgrund energieeffizienter und wärmebrückenoptimierter dichter Bauweisen oder die mangelnden Möglichkeiten für kleinere Unternehmen zur Durchführung von Forschungsprojekten wirken dem entgegen. In der allgemeinen Diskussion tauchen immer weitere Themen auf: wie im Spiegel (2/2017) das Thema „Vogelsicherheit – das Fenster zum Tod“ oder zu Umweltfragen eine Ad-hoc-Meldung wie „Asbest in kitthaltigen Verglasungen“ und die damit verbundene Frage der Fensterentsorgung.

Herausforderungen sind aber auch hilfreich und beflügeln das Geschäft. Hierzu gehören natürlich der Klimawandel und damit die verbundene Diskussion um energetische Kenndaten oder die europäische Harmonisierung, welche neue Funktionalitäten der Produkte stark begünstigt hat, sowie der mit der Zuwanderung verbundene benötigte Wohnbedarf, aber auch Themen wie Nachhaltigkeit und Digitalisierung.

Es gibt auch Entwicklungen und Trends, die aktuell noch nicht ganz zu bewältigen sind, wie etwa die Größe der Produkte und die damit verbundenen Gewichte, der Trend zu dunklen Farben und entsprechend hohen Oberflächenerwärmungen und Verformungen. Aber auch bauphysikalische Themen durch die veränderten Bauweisen wie Dichtheit, Überdruckabbau oder Lüftungskonzepte zählen dazu. Alte Größenbeschränkungen bieten auch heute noch eine gute Orientierung (siehe z. B. Auszug aus DIN 68121 aus dem Jahr 1990). Natürlich kann man auch über diese Abmessungen gehen. Einschränkungen in der Nutzung sollten dann aber an den Bauherrn kommuniziert werden.

Vermehrt treten jetzt auch Brandschutzthemen durch Wohnraumverdichtung (Stichwort Grenzabstand), Nutzungsänderung und höhere Brandrisiken in den Vordergrund. Wie fatal Fehler hier sein können, zeigen Katastrophen wie der Hochhausbrand am 14. Juni in London.

Make it simple

Die Erfahrungen und Diskussionen zeigen, dass das Bauen in Deutschland den komplexen Trends längst nicht mehr folgen kann. Hierzu zählen nicht nur Verzögerungen von Prestigebauten wie dem Berliner Flughafen oder der Elbphilharmonie, sondern auch beispielsweise Bauschäden am Kanzleramt. Es fehlt hier oft an qualifizierten Fachplanern, an frühzeitiger Fachplanung generell und an den notwendigen einfachen Lösungen, mit denen das Handwerk am Bau zurechtkommen kann.

Die vor Kurzem in einer TV-Reportage gezeigte Praxis in der Energieberatung sollte die Branche und die Befürworter zum Nachdenken bringen: Als Energieberater qualifizierte und gelistete Verkäufer haben hier im Wesentlichen versucht, ihre Produkte wie Wärmedämmverbundsysteme, Heizungssysteme, Solaranlagen etc. zu verkaufen. Ein schlüssiges und „sinnvolles“ Beratungskonzept für die Verbraucher war leider die Ausnahme.

Ähnliche Mängel sind im Bereich der Lüftungsplanung, der Elektroplanung in Verbindung mit Gebäudeautomatisierung, in der Brandschutzplanung und vielem mehr zu finden. Ganz zu schweigen von der notwendigen Detailplanung der Produkte selbst, aber auch deren Integration in die Bauwerke. Fragen wie die folgenden werden leider zu wenig gestellt:

  • „Wie sieht denn die richtige Lösung zur Befestigung eines zweiflügligen Fensters im Sturzbereich mit Sanierungsrolladen aus?“
  • „Wie gehen wir mit dunklen Oberflächen und Verformungen bei anthrazitfarbigen, dunklen Fenstern um?“
  • „Sind Ihnen die technischen Grenzen bewusst und kennt diese Ihr Händler, der zu Ihren Produkte ja berät und sie verkauft?“
  • „Wie sieht die fachgerechte Abdichtung im unteren Fensteranschluss raumseitig bei der Sanierung aus?“

Diese Liste könnte unendlich weitergeführt werden. Besonders heikle Themen wie die Kabelführung und die Integration elektrischer Komponenten – vielleicht auch die fachgerechte Durchdringung der notwendigen luftdichten Abdichtung – sind dabei nicht angesprochen. Was also dringend gebraucht wird, um diese Entwicklung zu stoppen, ist konsequentes Herausarbeiten weiterer standardisierter, einfacher Lösungen.

Einiges ist jedoch schon auf den Weg gebracht worden wie z. B. selbstklebende Folien zur Fugenabdichtung, druckentspanntes Mehrscheiben-Isolierglas, Bedienungsunterstützung bei Beschlagteilen, pastöse Folienabdichtungen, Distanzschrauben, Zargenlösungen zur Vorwandmontage, Verbundfenster mit integriertem Sonnenschutz oder Vorbau-Rollladenkastensysteme für die Sanierung.

Die notwendige Verbreiterung des Fachwissens, auch bei Händlern und Verkäufern, eine deutlich verbesserte Qualifizierung der Fachplaner und eine Vereinfachung unserer Systeme, damit die Praktiker mit ihnen umgehen können, sind weitere Schritte.

„Fenster mit RC2-Beschlägen“

Die heute praktizierte Ausschreibungspraxis passt längst nicht mehr zur Leistungsfähigkeit der Produkte. Hier werden wie vor 20 Jahren per Drag & Drop Mustertexte verwendet, die so gleich mehrfach zu Fehlern und Missverständnissen führen können.

Aktuell sind vermehrt Fehler in der Ausschreibung von Sonderanforderungen wie bei einbruchhemmenden Elementen ein Problem. Aus Furcht vor möglichen Ansprüchen werden in Angeboten und Auftragsbestätigungen Texte verwendet wie: „… Ausführung der Fenster mit RC2-Beschlägen“.

Dies erweckt beim Kunden den Eindruck, ein einbruchhemmendes Fenster nach Norm bestellt zu haben. Geliefert bekommt er aber oft ein Fenster mit verbesserter Beschlagskonfiguration ohne die übrigen notwendigen Maßnahmen wie die druckfeste Hinterfütterung im Bereich der Montage- und Glasanbindung, die Absicherung der Verglasung und vieles mehr, was für einbruchhemmende Elemente zwingend notwendig ist. Eine entsprechende Beratung findet oft nicht statt. Diese Praxis basiert sicherlich auf der Unsicherheit im Umgang mit dem Thema „Einbruchhemmung“, besonders beim Thema Anbindung der einbruchhemmenden Bauteile ans Mauerwerk, aber auch bei der Ausstattung komplexerer Bauteile mit Kopplungen, barrierefreien Schwellen und anderem mehr.

Auch die angrenzenden Gewerke müssen an die aktuellen Anforderungen angepasst werden. Bei hochwärmedämmendem Mauerwerk gehören dabei der Leibungsstein und der Glattstrich als Voraussetzung für die Umsetzung aller Anforderungen an den fachgerechten Anschluss einfach dazu. Ohne die richtige Detailplanung und Bauüberwachung können moderne Gebäudehüllen zur Gänze nicht mehr erstellt werden.

Ergebnisse aus dem Forschungsprojekt „Befestigung einbruchhemmender Bauteile in hochwärmedämmendem Ziegelmauerwerk“ zeigen, dass diese Themen durchaus lösbar sind.

Digitalisierung: Mit oder ohne uns

Die notwendige Sensortechnik wird immer günstiger. Die Energieversorgung lässt sich oft schon über Solartechnik lösen. Die Möglichkeiten der Branchenprodukte bzgl. neuer Funktionen scheinen unbegrenzt. Das intelligente Bauteil, das auf Umwelteinflüsse reagiert, die notwendige Wartung anzeigt, aber auch als digitale Projektionsfläche genutzt werden kann, ist sicher die Zukunft.

Lässt man die Türautomatisation, also intelligente Beschlagteile wie Motorschlösser, Verschlüsse und Antriebe einmal außen vor, so fehlt es im Bereich der Fenstertechnik deutlich an integrierten, einfachen und kostengerechten Lösungen. Man möge sich an dieser Stelle vorstellen, dass beim elektrischen Fensterheber eines Autos der Antrieb auf die alte Kurbeleinheit aufgesteckt wird, um so die Scheibe zu heben. Dies ist eine wenig praktikable, unschöne und viel zu kostenaufwendige Lösung, die zudem viel zu wenig Komfort bietet. Industrietore, Garagentore, Sonnenschutzeinrichtungen und -verschattungen zeigen die Leistungsfähigkeit integrierter Lösungen.

Smart Home Akzeptanz beim Nutzer

Natürlich mag sich die Frage stellen, ob das Smart Home überhaupt gewünscht wird. Ob es eine Chance oder ein Risiko ist. Wer möchte denn, dass sich die Fenster im Schlafzimmer oder Wohnzimmer automatisch, also von „selbst“ regeln? Die Antwort ist einfach gegeben und wird vielleicht an einem simplen Beispiel schnell deutlich: Die Einbruchdiskussion ist heute in aller Munde. Man stelle sich vor, wie „abgebrüht“ der Einbrecher sein muss, wenn elektronisch gesteuert auf Grund eines Signals des im Fenster integrierten Öffnungs- und Bewegungsmelders just in dem Moment, in dem er einbrechen möchte, sich die Rollläden bewegen und die Haustür klingelnd einen Besucher ankündigt.

Die nächste Generation der Bauherren wird solche Funktionen einfach haben wollen. Ganz zu schweigen von den Möglichkeiten zusätzlicher Dienstleistungen wie Wartung, Entwicklung der Produkte in Abhängigkeit der Nutzerdaten, Energieeinsparung durch Optimierung von Licht- und Sonneneinstrahlung und vieles mehr. Betriebe, die sich darauf nicht einstellen, werden ihre Existenzgrundlage in einigen Jahren verloren haben.

Multifunktional und grenzenlos

Schon heute sind Forderungen nach bis zu 3,80 m hohen Türen, ausgeführt als Feuerschutztüren und zusätzlich noch mit einbruchhemmenden Eigenschaften zu finden. Man muss sich im Klaren darüber sein, welche Anforderungen dann an diese Produkte zu stellen sind. Große Produkte mit entsprechend großen Flügelgewichten bringen auf Grund ihrer Masse Sicherheitsrisiken in der Nutzung mit sich.

Schnell kommt man dann zur Definition der Tore, die entsprechende Anforderungen an die Nutzungssicherheit handbetätigter oder kraftbetätigter Tore stellt. Ähnlich verhält es sich, wenn das Fenster zum wandersetzenden und großformatigen Bauteil und Abschluss der Gebäudehülle wird, also zur Fassade. Auch dann ergeben sich andere Anforderungen an die Dichtheit der Elemente, aber auch bezüglich der notwendigen Nachweise, z. B. der Statik und Tragfähigkeit.

Veränderungen in der Produktion

Die Fabrik der Zukunft verwaltet ihren Lagerbestand selbst, optimiert und organisiert die Fahrwege mit selbstfahrenden Hebevorrichtungen, wird von der Planungssoftware direkt angesteuert und ermöglicht kleine, individuelle Losgrößen. Neuerungen sind dank Vernetzung und Internet in Planung und Fertigung „on demand“ verfügbar. Industrie 4.0 und die digitale Welt begegnen uns bereits heute in jedem Fertigungsbetrieb.

Diese Chancen gilt es konsequent zu nutzen, um als Hochlohnland wie Deutschland mit hohen Qualitätsstandards und individuellen Kundenwünschen gegen billige Massenfertigungen punkten zu können. Hier bieten wir als ift mit unseren Werkzeugen wie dem CE-Generator zum Online-Leistungsnachweis und dem Montageplaner zur Vereinfachung des Montageplanungsprozesses unseren Beitrag für die Zukunft.

Was wird die Zukunft noch bringen?

Das Wissen um neue Technologien, die Kompetenz damit umzugehen und der Mut, dem Wandel zu begegnen, werden über die Zukunft entscheiden. Die Digitalisierungswelle rollt längst. Hier stellt sich die Frage, wer dabei auf der Welle surft oder wer davon hinweggespült wird. Viele Branchen sind in den vergangenen Jahren verschwunden oder durch Uber, E-Book-Reader und Co ersetzt worden. Wenn der Nutzer „Alexa/Ok Google/Siri, mach bitte das Fenster auf!“ ruft und keine Reaktion erfolgt, dann werden die großen Technologiekonzerne die Lücke nutzen und Entwicklungstreiber werden. Wenn als Antwort aber „Lieber nicht, draußen ist der Feinstaubgehalt der Luft zu groß!“ zurückkommt, dann hat die Branche ihre Hausaufgaben perfekt gemacht.—

ift Institutsleiter Prof. Ulrich Sieberath