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Im Interview mit Oliver Troska, Leiter des Prüfinstitus Velbert

“Es gibt Grenzen für Fensterflügelgrößen“

Glaswelt – Herr Troska, Sie leiten seit einigen Jahren das Prüfinstitut für Schlösser und Beschläge, Fenster und Türen in Velbert (PIV). Skizzieren Sie bitte kurz, was dort alles geprüft werden kann, wo das PIV notifiziert ist.

Oliver Troska – Eine detaillierte Auflistung der Prüf- und Zertifizierungsaktivitäten des PIV kann auf unserer Homepage im Bereich „Zulassungen“ abgerufen werden. Das PIV ist für die Prüfung und Zertifizierung von Bauprodukten im Rahmen der Verordnung (EU) Nr. 305/2011 zur Festlegung harmonisierter Bedingungen für die Vermarktung von Bauprodukten (Bauproduktenverordnung) in folgenden Bereichen notifiziert: Bei Vorhangfassaden prüfen wir die Einhaltung der Produktnorm, bei Schlössern und Baubeschlägen Notausgangsverschlüsse mit Drücker oder Stoßplatten für Türen in Fluchtwegen oder auch Paniktürverschlüsse mit horizontaler Betätigungsstange für Türen in Rettungswegen. Zudem mechanisch betätigte Schlösser und Schließbleche sowie elektromechanische Schlösser und Schließbleche und einachsige Tür- und Fensterbänder. Auch Fenster und Außentüren prüfen wir auf ihre Leistungseigenschaften und die Einhaltung der Produktnorm. Zusätzlich ist das PIV anerkannte Überwachungs- und Zertifizierungsstelle nach Landesbauordnung für Türdrückergarnituren für Feuerschutztüren und Rauchschutztüren sowie Einsteckschlösser für Feuerschutz- und Rauchschutztüren.

Glaswelt – Aufgrund Ihrer Nähe zum Fachverband Schloss- und Beschlagindustrie (FVSB) liegt doch sicher ein Schwerpunkt bei Beschlagsprüfungen, oder?

Troska – Es ist richtig, dass der Schwerpunkt aus historischen Gründen bei Beschlagsprüfungen liegt. Jedoch bieten wir auch Elementprüfungen am Fensterprüfstand im Bereich Luft, Wind und Wasser, mechanische Prüfungen, Dauerfunktionsprüfungen und Prüfungen im Bereich der Einbruchhemmung an und führen diese in zunehmenden Maße durch.

Glaswelt – Sie stehen nun seit gut drei Jahren beim PIV in der Verantwortung. Welche Veränderungen und Entwicklungen haben Sie bei den Fensterbeschlägen und Fenstern erkannt?

Troska – Zu erwähnen ist in jedem Fall eine Veränderung im Bereich der Bauteile, im Speziellen für Schlösser und Baubeschläge. Obwohl sich der hauptsächliche Anteil unseres Prüfgeschäftes nach wie vor auf den mechanischen Bereich bezieht, ist eine positive Entwicklung im mechatronischen, und elektromechanischen Bereich zu erkennen. Diese wirkt sich auf zusätzliche Anforderungen an die Bauteile im Bereich der Umweltsimulationsprüfungen, Schutzarten durch Gehäuse und Prüfungen der elektromagnetischen Verträglichkeit aus. Bei Bauelementen ist schon seit Jahren eine Veränderung hinsichtlich der Gewichte und Größen zu erkennen. Dies bringt unter anderem Sicherheitsrisiken in der Nutzung mit sich.

Glaswelt – Immer schmalere Rahmen, immer größere Fensterflügel – ist das gleichbedeutend mit höheren Anforderungen an die Fensterbeschläge?

Troska – Dies alleine an höhere Anforderungen an die Fensterbeschläge abzuleiten, wäre nicht zielführend. Jede Komponente eines Fensters trägt einen wesentlichen Beitrag dazu bei, den Anforderungen an die Gebrauchstauglichkeit gerecht zu werden. Im Vorfeld ist es unerlässlich, das Zusammenspiel aller ausgewählten Komponenten im System in Anhängigkeit der vorgesehenen Nutzung zu analysieren und zu bewerten.

Glaswelt – Wie sieht es mit der Einbruchsicherheit bei diesen Maßen aus. Ist die schwieriger umzusetzen oder spielen da Rahmen- und Flügelabmessungen keine Rolle?

Troska – Elementabmessungen spielen im Bereich der Einbruchhemmung eine entscheidende Rolle, da die Klassifizierung eines Produktes nur für die im Anhang D der DIN EN 1627 :  2011 bestimmten Maße und deren Extrapolationsregeln festgelegt ist. Ist ein Produktsystem oder eine Produktfamilie zu beurteilen, so ist eine sorgfältige Auswahl von Probekörpern erforderlich, deren Anzahl von der Größe des Systems oder der betreffenden Produktfamilie abhängt.

Glaswelt – Sehen Sie Grenzen für Fensterflügelgrößen? Gibt es da ein maximales Gewicht, dem Fensterbeschläge einfach nicht mehr gewachsen sind? Oder sind eher die Fensterrahmen eine Art Schwachstelle, was ein Größen- oder Gewichtslimit bei Fenstern betrifft?

Troska – Es gibt Grenzen für Fensterflügelgrößen mit entsprechend großen Flügelgewichten, da diese aufgrund ihrer Masse Sicherheitsrisiken in der Nutzung mit sich bringen. Wie bereits erwähnt wäre es nicht richtig, Schwachstellen unabhängig voneinander an den einzelnen Komponenten eines Fensterelementes ausfindig zu machen und zu bewerten. Es ist das Zusammenspiel aller ausgewählten Komponenten im System in Anhängigkeit der vorgesehenen Nutzung, was bewertet werden muss.

Glaswelt – Ohne dass Sie jetzt unter Umständen Geheimnisse Ihrer Kunden verraten: Was haben Sie denn für Trends erkannt, wie deutet sich „das Fenster der Zukunft“ an?

Troska – Ein Trend ist mit Sicherheit die künftig weiter steigende Akzeptanz von Smarthome beim Nutzer. Spannend bleibt es abzuwarten, wie die Entwicklung im Bereich der Fenstertechnik an integrierten Lösungen vorangetrieben wird. —

Glaswelt – Herzlichen Dank für Ihre Antworten.

Die Fragen stellte Fachredakteur Camillo Kluge

PIV

Das zur Gütegemeinschaft Schlösser und Beschläge gehörende Prüfinstitut Schlösser und Beschläge Velbert (PIV) steht seit 1978 mit praktischen Prüfungen zur Verfügung. Das Prüfinstitut nimmt neben mechanischen Produktprüfungen an Schlössern und Beschlägen sowie an Fenstern und Türen auch Prüfungen der Mechatronik vor und arbeitet in den nationalen und internationalen Normungsgremien dieser Produktgruppen mit. Durch die Akkreditierung nach DIN EN ISO/IEC 17025 werden die Prüfergebnisse weltweit akzeptiert. Weiterhin verfügt es mit PIV Cert über eine Produktzertifizierungsstelle gemäß DIN EN ISO/IEC 17065, ist Überwachungs- und Zertifizierungsstelle nach der LBauO NRW, notifizierte Prüf- und Zertifizierungsstelle nach der Bauproduktenverordnung und Prüfstelle für DIN Certco.

www.piv-velbert.de

Zur Person

Der Leiter des PIV, Oliver Troska, ist gelernter Bau- und Möbelschreiner. Nach seiner Ausbildung studierte er an der Fachhochschule Hildesheim Holzingenieurwesen und schloss als Diplom-Ingenieur ab. Es folgten verschiedene Anstellungen bei führenden Unternehmen der Branche wie Salamander, Hanno und auch Veka. 2014 wechselte er an das PIV in Velbert, zunächst als stellvertretender Institutsleiter. Seit Mai 2015 steht er beim PIV als Leiter in der Verantwortung.

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