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Im Interview mit Dr. MArc Natusch

Ohne Smarthome wird es zukünftig nicht mehr gehen

Glaswelt – Schon zur R+T 2015 dachte man, dass das Thema Smarthome deutlich aufpoppt. Haben sich die damals nur bedingt erfüllten Erwartungen jetzt bewahrheitet?

Dr. Marc Natusch – Die Resonanz auf das Thema Smarthome war auf beiden Messen überwältigend. Die Reaktion des Fachhandwerks auf unser smartes Wohnzimmer fiel weit stärker und positiver aus als erwartet. Der Trend zum Smarthome ist da und nimmt deutlich an Fahrt auf. Wer heute nicht die Weichen dafür stellt, wird es schon bald sehr schwer haben. Die Veränderungen werden hier tiefgreifend sein, was wir bei der R+T 2021 und 2024 sicher sehen können.

Glaswelt – Sie haben beide Messen als Aussteller begleitet. Welche Branche ist bei Smarthome aktiver. R+S oder die Fensterbauer?

Dr. Natusch – Das kann ich anhand der Besucher der Messen nicht sagen. Auf beiden Messen haben wir Hunderte von Handwerkern durch unser smartes Wohnzimmer geführt und bei allen große Begeisterung und Leuchten in den Augen gesehen. Das Thema ist wohl bei beiden angekommen, mit dem Wissen, ihre Produkte in diese smarte Welt einfügen zu müssen.

Glaswelt – Geiger hat seit September 2015 eine strategische Allianz mit Loxone. War das aus heutiger Sicht die richtige Entscheidung?

Dr. Natusch – Die Allianz ist ein Meilenstein in unserer Geschichte. Wir setzen hier auf einen Partner, der auf dem Weg ist, weltweit die Nummer eins im Smarthome zu werden. Inzwischen haben namhafte Sonnenschutzhersteller die Geiger-Air-Antriebe in ihr Sortiment aufgenommen und wollen von Loxones Erfolg profitieren. Also ein klares Ja – die richtige Entscheidung.

Glaswelt – Wir treffen uns auf vielen Veranstaltungen auf der ganzen Welt, zuletzt in Frankfurt bei Next (Facade and Design Studio). Wie wichtig sind solche Veranstaltungen für Sie?

Dr. Natusch – Wer heute ein Unternehmen führt, muss im Blick haben, welche Veränderungen sich in Technologie, Architektur und am Markt zeigen. So beschäftige ich mich natürlich mit der Frage, welche Auswirkungen die Innovationen der Glasindustrie auf Geiger und den klassischen Sonnenschutz mittelfristig haben können und wie wir das Thema Tageslicht im Raum erfolgreicher beim Architekten und Endverbraucher platzieren können. Hier sind Veranstaltungen wie bei Next, an denen Architekten und die Akteure anderer Gewerke vertreten sind, eine wichtige Plattform. Solche Netzwerke mit verschiedenen Playern an der Fassade sind für uns sehr wichtig und bauen unsere Partnerschaften und alternativen Geschäftsmodelle weiter aus.

Glaswelt – Wie wichtig wird für Sie als Geiger das Thema Smarthome in der Zukunft sein?

Dr. Natusch – 60 000 Smarthomes hat Loxone bereits umgesetzt. Zum Teil mit Air-Antrieben. In vielen anderen Gebäuden sind unsere SMI- und KNX-Antriebe verbaut und kommunizieren mit den dortigen Automationssystemen. Es zeigt, dass bereits heute das Marktsegment der intelligenten Antriebe für uns nicht mehr wegzudenken ist. Für die Zukunft erwarte ich massive Steigerungen. Ein „Rauf“ und „Runter“ der Antriebe wird nicht mehr reichen, sie müssen sich in die smarte Umgebung einfügen lassen, um z. B. eine optimale Tageslichtnutzung möglich zu machen.

Glaswelt – Wo sieht der Anwender seinen Fokus? Bei Energieeffizienz oder Komfort?

Dr. Natusch – Mein Eindruck: Das Thema Energieeffizienz verliert an Bedeutung. In einer kaufkräftigen, gut abgesicherten Gesellschaft bekommen Themen wie Wohlfühlen und Komfort einen signifikant höheren Stellenwert. Der Trend zur Work-Life-Balance ist da, und die junge, digitale Generation hat klare Vorgaben, wie einfach das Leben heute sein muss. All das führt zu einem kräftigen Schub auf der „Komfortskala“: Was gestern noch wie selbstverständlich vom Nutzer „selbst erledigt“ wurde, muss schon heute ein „Assistenzsystem“ übernehmen.

Glaswelt – Was müssen Ihrer Meinung nach die Fachhändler tun, um beim Thema Smarthome erfolgreich am Ball zu bleiben?

Dr. Natusch – Die Anforderungen des Endkunden nach Smarthome kommen zu der schon vorhandenen Vielfalt an Fenster- und Sonnenschutzprodukten der Händler noch obendrauf. Ich empfehle jedem Fachbetrieb, sich ernsthaft die Frage zu stellen, ob er den Endkunden kompetent rund um die Automation des Gebäudes beraten kann und will. Wir alle wissen, wie belesen Endkunden sind – ihnen reicht es nicht mehr aus, nur den Sonnenschutz zu automatisieren. Wer diese Beratungskompetenz bereits hat oder bereit ist aufzubauen, hat sicher ein zukunftsweisendes Standbein. Viele werden diese Kompetenz jedoch nicht zusätzlich auch noch aufbauen können. Sie sollten sich jetzt nach einem lokalen Partner umschauen, der für sie Automationslösungen umsetzt. Wir haben mit unserer Initiative „Strom sucht Schatten“ schon viele Fensterbau- oder Sonnenschutzfachbetriebe mit regional tätigen Loxone-Partnern zusammenführen können, für uns einer der vielen richtigen Wege um gute Geschäfte zu machen. —

Das Gespräch führte GLASWELT Redakteur Olaf Vögele