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Im Interview mit Ulrich Tschorn

“Eine prüfbare Aussage zur Qualität und Qualifikation“

Glaswelt – Die Grundsätze, die im Leitfaden zur Montage niedergeschrieben sind, stellen u. a. die Regeln der Technik dar und sind im Prinzip für jeden verpflichtend. Wozu braucht man dann noch das Gütezeichen RAL Montage? Gibt es eine bessere Montage jenseits der Regeln der Technik?

Ulrich Tschorn – Das eine ist ein fachgerechte Montage, das andere ist die geballte Fachkompetenz um den Einbau und das Produkt. Die Voraussetzungen für eine RAL gütegesicherte Montage sind: gütegesicherte Produkte, Ausbildung des Montageverantwortlichen und interne Schulung der Montagefachkräfte, Nachweis der Fachkompetenz durch die Abnahme einer Mustermontage-Baustelle, das Erstellen von Montagedetails für verschiedene Anschlüsse und nicht zuletzt die Übergabe mit einer Funktionskontrolle. Wir legen also Wert auf den ganzen Ablauf und sorgen so für eine langanhaltende Funktionsfähigkeit der Elemente.

Glaswelt – Das RAL-Gütezeichen Montage wurde 2010 eingeführt. Seither dürfen auch reine Montagebetriebe dieses Zeichen führen. Montagebetriebe können also das Gütezeichen vom gütegesicherten Hersteller ohne eigene Mitgliedschaft oder als Vollmitglied der Gütegemeinschaft führen. Können Sie mir die Anzahl der Betriebe nennen, die das eine und das andere Modell „gebucht“ haben? Werden es mehr oder weniger?

Tschorn – Alle Hersteller von gütegesicherten Produkten haben die Qualifikation und das Gütezeichen Montage. Die großen B-to-B Hersteller nutzen die Weitergabe des Gütezeichens, um die Qualitätskette zu schließen und Mehrwerte darzustellen. Nicht zuletzt um eine gute Kundenbindung sicherzustellen. Es gibt aktuell rund 200 Gütebetriebe und mehr als 300 Betriebe, die das GZ Montage ihres Lieferanten mitbenutzen dürfen. Zusätzlich gibt es viele Montagekolonnen, die über den Montageverantwortlichen der Betriebe angeleitet und geschult werden.

Glaswelt – Warum hat man sich damals vor acht Jahren für das RAL-Gütezeichen entschieden? Man hätte auch ein TÜV-Siegel oder andere Zertifikate anstreben können…

Tschorn – Die gleiche Frage wäre auch, warum wir ein RAL Gütezeichen vergeben und nicht irgendein anderes Prüfzeichen. Wir sind in der Kette der Gütesicherung eben anders als reine Prüfzeichen. Es wird immer der ganzheitliche Gedanke gelebt. Es geht immer um den Lebenszyklus. Es geht immer um die seit ca. 100 Jahren bewährte RAL Philosophie der Erstprüfung, der Qualifizierung, der Eigen- und Fremdüberwachung und am Ende die Möglichkeit, mit Sanktionen die Anforderungen bei den Betrieben durchzusetzen – wo gibt es das sonst?

Glaswelt – Immer wieder wird die geringe Akzeptanz der Endkunden für ein RAL-Gütezeichen kritisiert. Welche Maßnahmen sind nötig, um die Öffentlichkeit von den Vorteilen zu überzeugen, die das Gütezeichen bescheinigt?

Tschorn – Leider ist es immer noch so, dass etliche Betriebe Gutes tun, aber nicht oder zu wenig darüber reden. Es muss eine gute Sache sein, denn sonst würden wir nicht dauernd missbräuchliche Verwendungen der Gütezeichen abmahnen müssen. Die Anstrengungen müssen in allen Ebenen der Gütesicherung gleichermaßen bestehen. Das beginnt beim RAL in Bonn, geht über die Vormaterialien, die Gütegemeinschaften bis hin zum gütegesicherten Betrieb und deren Handelspartner. In vielen dieser Bereiche erfolgt eine gute Öffentlichkeitsarbeit. Die PR Kampagnen der Gütegemeinschaft und des VFF stellt sich immer wieder in Pressemitteilungen, Filmen und Flyern die Güte dar.

Glaswelt – Ärgert es Sie, dass sich der Begriff RAL-Montage so weit verbreitet hat, aber verhältnismäßig wenige Unternehmen das Zertifikat dazu besitzen? Welche Folgen kann das für den Betrieb haben, wenn er mit der RAL-Montage wirbt, obwohl er nicht der Gütegemeinschaft angehört?

Tschorn – Ärgern ist falsch. Wir arbeiten ständig daran dies zu ändern und die Betriebe zu überzeugen. Trittbrettfahrer kenne wir in unserer Branche leider zu genüge und das nicht nur beim GZ Montage. Wir mahnen ständig den Missbrauch kostenpflichtig ab und gewinnen so den einen oder anderen Betrieb, sich einzubringen.

Glaswelt – Was muss ein Montagebetrieb alles erfüllen, wenn er das RAL Gütezeichen Montage führen möchte?

Tschorn – Wie schon oben beschrieben: Die Voraussetzungen für eine RAL gütegesicherte Montage sind: gütegesicherte Produkte, Ausbildung des Montageverantwortlichen und interne Schulung der Montagefachkräfte, Nachweis der Fachkompetenz durch die Abnahme einer Mustermontage-Baustelle, das Erstellen von Montagedetails für verschiedene Anschlüsse und nicht zuletzt die Übergabe mit einer Funktionskontrolle.

Glaswelt – Warum lohnt der Aufwand eines Montagebetriebes, die Anforderungen des RAL Gütezeichens Montage zu erfüllen und sich fremdüberwachen zu lassen? Werden sich die Montagekosten für den Betrieb dadurch erhöhen?

Tschorn – Jede Form der Qualifizierung mit Fremdüberwachung kostet Geld. Der Vorteil ist, durch die Gütesicherung Fehler, Folgekosten und Reklamationen einzusparen – und das rechnet sich immer.

Glaswelt – Was hat der Endkunde davon?

Tschorn – Eine prüfbare Aussage zur Qualität und Qualifikation seines Lieferanten.

Glaswelt – Kann der Kunde eines RAL-zertifizierten Montagebetriebes sicher sein, dass er die beste Montage für seine neuen Fenster erhält?

Tschorn – Das ist unser Ansatz und unsere Überzeugung.

Glaswelt – Gibt es bestimmte Produkte oder Verfahren, die für RAL-gütegesicherte Montagebetriebe ausgeschlossen sind?

Tschorn – Ja, wir erwarten, dass alle Produkte, die zur Montage herangezogen werden auch dauerhaft die zugesagte Leistung bringen. Das stellen wir durch entsprechende Produktanforderungen z. B. über das Ift Rosenheim sicher.

Glaswelt – Gibt es Produktempfehlungen seitens der Gütegemeinschaft? Sind beispielsweise die Produkte der in der Gütegemeinschaft Fugendichtungskomponenten und -Systeme e.V. vertretenen Unternehmen per se geeignet für die RAL Montage?

Tschorn – Generell gilt das so, aber es gibt mehr Montageprodukte als aktuell in dieser Gütegemeinschaft eingebunden sind.

Glaswelt – Geht es innerhalb der Gütegemeinschaft auch um über die Montage hinausgehende Service-Aspekte für den Kunden – Stichwort Wartungsverträge o. Ä.?

Tschorn – Das ist ein generelles Thema unserer Betriebe. Im Fassadenbau ist das fast Standard, bei Fenstern und Haustüren jedoch viel zu wenig nachgefragt bzw. angeboten. Gerade Betriebe mit Gütesicherung hätten hier die besten Voraussetzungen, um aktiv zu werden.

Glaswelt – Herr Tschorn, vielen Dank für Ihre Auskünfte.—

Die Fragen stellte Daniel Mund.

Der Weg zum Gütezeichen Montage

Zur Erreichung eines Gütezeichens Montage sind diese Punkte zu erfüllen:

  • Teilnahme am Seminar „Grundlagen des RAL-gütegesicherten Fenster- und Fassadenanschlusses“ durch den Montageverantwortlichen des Mitgliedsbetriebes.
  • Erstellung von fünf Anschlussdetails (jeweils mit oberen, seitlichen und unterem Anschluss) sowie je zwei Details von Kopplungen (in Reihe und über Eck). Einreichung bei der RAL-Gütegemeinschaft in Frankfurt mit anschließender Prüfung durch das Prüfinstitut / einen Beauftragten der Gütegemeinschaft.
  • Innerbetriebliche Schulung der Monteure.
  • Benennung einer Baustelle an die RAL-Gütegemeinschaft in Frankfurt und Prüfung der Baustelle durch das Prüfinstitut / einen Beauftragten der Gütegemeinschaft.
  • Organisation der Eigen- und Fremdüberwachung der Montage.

www.window.de/guetegemeinschaft-fenster/

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