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Es wurde nie schlecht gebaut?

Mund: Ja, das ist eine Plattitüde, aber es stimmt: Früher war alles anders! Ich kann mich noch an Zeiten erinnern, da waren U-Werte das Maß aller Dinge, Kaltwintergärten wurden belächelt und diesem Markt keine großen Umsätze mehr zugetraut, die Bautiefe der Fenster entwickelten sich in Richtung der gesamten Wanddicke, wobei die Werkstoffe mit Vakuumisolationsschichten und anderen Dämmstoffeinlagen kombiniert wurden. Heute dagegen haben die Bauelemente riesige Dimensionen angenommen, der Rahmen wird immer filigraner und das Maß aller Dinge sind die Themen Komfort und Design – im Fensterbau genauso wie beim Thema Sonnenschutz. Eigentlich eine tolle Entwicklung, oder?

Vögele: Die Frage lautet doch eher, wie definiert sich Komfort und Design? Und da ändern sich nun mal die Geschmäcker mit der Zeit. Es wurde nie schlecht gebaut, aber die Technik stetig weiterentwickelt. Dieser Prozess wird seit den 80er-Jahren durch Formulierungen von EnEV und Co. ständig vorangetrieben. Die Folge sind Häuser, dicht wie U-Boote. Und hier sehe ich keine tolle Entwicklung, da die Schimmelprobleme angestiegen sind. Hier muss das Thema Lüftung viel mehr gespielt werden, denn früher war das nicht anders, sondern besser, weil die Fenster nicht ganz dicht waren. Was tut die Fensterbranche in diesem Bereich?

Mund: Es wurde nie schlecht gebaut? Das sehe ich etwas anders. Gerade die jüngste Vergangenheit hat doch gezeigt, dass Bauschäden immer dann entstehen, wenn gewisse Themen im Bau ausgeblendet werden – wie z. B. das Lüftungsprozedere. Daraus hat man meines Erachtens und glücklicherweise die nötigen Schlüsse gezogen und der Komfortaspekt wird immer häufiger auch als Frischluftaspekt verstanden: Wenn der Bedarf vorhanden ist, sind smarte Bauelemente in der Lage, für den nötigen Luftnachschub zu sorgen. Aber generell kommt der Komfort- und Designaspekt doch gerade der Sonnenschutzbranche sehr gelegen, oder?

Vögele: Der Komfortgedanke auf jeden Fall. Die richtige Kombination von Glas, Sonnenschutz, Heizung, Kühlung, Lüftung und Licht macht das Zuhause angenehmer und wirtschaftlicher. Thermischer und visueller Komfort bedingen aber auch den Einsatz von Smarthome-Systemen. Das Design ist eher schwierig, da Architekten sichtbaren Sonnenschutz am liebsten vermeiden würden. Und genau da beginnen dann wieder die Probleme, da meist nur zum Teil effiziente innen liegende oder Lösungen mit Sonnenschutzglas realisiert werden. Die Fachbetriebe sind hier leider oft zu beratungsschwach.

Mund: Die Beratung heute und gestern hat sich halt auch geändert. Früher ging „Lieschen Müller“ mit ihrem Gatten zum Schreiner um die Ecke und bestellte neue Fenster. Heute wird schon im Vorfeld das Internet durchstöbert und sich vermeintlich schlau gemacht – inklusive der Abfrage nach den Kunden-Rezensionen des Handwerkers um die Ecke. Lokale und persönliche Einstellungen und Gegebenheiten bleiben bei dieser Herangehensweise nur leider oft auf der Strecke. Aber es hilft nichts: Die Welt verändert sich und so gilt auch für uns als Fachzeitschrift immer wieder die Aufgabe, auf diese Veränderungen hinzuweisen. Insofern viel Spaß mit der neuen Ausgabe der GLASWELT.