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Einbruchhemmende Fenster und Türen richtig montieren und komplettieren

Dos und Don’ts beim Einbau

_ Der Großteil der untersuchten Produkte wird entsprechend der Montageanleitung versetzt und mit den passenden Baubeschlägen ausgestattet. Werden die Vorgaben nicht befolgt, so treten gehäuft Mängel auf. Neben der Abstimmung der Bauteile und der richtigen Befestigung ist besonders die Vermeidung von Fehlern beim Einbau durch geschultes Personal und die Einhaltung von Normen wichtig.

Abstimmung der Komponenten und Baubeschläge

Im Bereich der Wohnungseingangstüren werden oftmals einbruchhemmende Türblätter von Hersteller A mit Stahlzargen von Hersteller B kombiniert. Beide Produkte wurde ursprünglich als Türelement geprüft, doch aus logistischen und zeitlichen Gründen (z. B. Eingießen der Stahlzarge in Beton einige Monate vor der Türblattmontage) werden sie erst auf der Baustelle zusammengefügt. Hier muss sichergestellt sein, dass es sich um einen durch die Prüfnachweise abgedeckten Bausatz handelt. Ein weiterer Aspekt betrifft die Fertigungstoleranzen. Während Türblätter eher etwas kleiner geraten (Minus-Toleranz), so ist bei Stahlzargen die lichte Weite eher etwas größer (Plus-Toleranz). Nun ist auf die Falzluft (= Spaltmaß) besonderes Augenmerk zu legen. Auch wenn Türblatt und Zarge noch die jeweiligen Normtoleranzen erfüllen, kann bei Zusammentreffen der Minus-Toleranz des Türblattes mit der Plus-Toleranz der Zarge der zulässige Wert für die Falzluft überschritten werden. Hier hilft eine Maßkontrolle sowohl an der Zarge als auch an den Türblättern vor dem Einhängen.

Im Objektbereich wird vom Planer aus Designgründen fallweise ein bestimmter Beschlagstyp vorgegeben. Die Schließzylinder werden für das Bauvorhaben als Schließanlage konzipiert und dem Türenhersteller zur Verfügung gestellt. Hier muss der Hersteller des einbruchhemmenden Bauteils, auf dessen Schultern die Gesamtverantwortung für die Einbruchhemmung ruht, die Eignung dieser Beschlagsteile für sein einbruchhemmendes Produkt prüfen. Entsprechen diese nicht den Anforderungen, ist das gesamte Element nicht einbruchhemmend und es darf keine Normbezeichnung bzw. Normkennzeichnung erfolgen.

Bei Schutzbeschlag und Schließzylinder ist besonders zu beachten, dass mindestens eine dieser beiden Komponenten einen Schutz gegen Zylinderziehen aufweisen muss.

Bei der Montage der Baubeschläge sind die Montageanleitungen unbedingt einzuhalten. Die Bohrungen für die Stütznocken von Schutzbeschlägen dürfen nicht zu groß sein (siehe Abbildung 1). Es sind die mitgelieferten Originalschrauben zu verwenden, die Mindesteinschraubtiefe ist einzuhalten.

Spätestens bei der Bestellung der Beschläge sollten die Türdicken bekannt sein.

Einbau im Objekt

  • Vierseitige Befestigung: Speziell bei Fenstern gibt es immer wieder Probleme in Verbindung mit Rollläden. Üblicherweise werden einbruchhemmende Fenster allseitig befestigt und druckfest hinterfüttert. Wird oberhalb des Fensters ein Rollladenkasten angeordnet, kann die Oberseite nicht mehr mit dem Bauwerk verankert werden. Auch ist die druckfeste Hinterfütterung nicht mehr gegeben. Diese Montageart kann nach einer Laborprüfung gemäß EN 1627 – 1630 freigegeben werden.
  • Druckfeste Hinterfütterung: Zur Kraftableitung ist die technisch notwendige Fuge zwischen dem Stock bzw. Zarge und der umgebenden Wand im Bereich der Verankerungen und Verriegelungspunkte druckfest zu hinterfüttern (siehe auch Abbildung 2 und 3). Besonders geeignet dafür sind Holz- oder Kunststoffklötze, Metallplättchen oder Mörtel. Montageschäume alleine reichen nicht aus, da ihre Druckfestigkeit zu gering ist.
  • Ungeeignete Wandbilder: Im modernen Bauwesen werden immer mehr Wände im Trockenbau aus Gipskarton- oder Gipsfaserplatten errichtet. Zum Teil werden auch tragende Wände mit Vorsatzschalen verkleidet. Die üblicherweise eingesetzten Trockenbauprofile aus verzinktem Blech sind zu schwach, um die bei einem Einbruchversuch wirkenden seitlichen Kräfte aufnehmen zu können. Für solche Wandkonstruktionen ist das einbruchhemmende Element an einer ausreichend dimensionierten Stahlprofilkonstruktion zu befestigen. Andere Montagevarianten und Wandtypen können durch Laborprüfungen untersucht werden.
  • Ungeeignete Füllungsverklebung: Zur unsichtbaren Befestigung von einbruchhemmenden Füllungspaneelen oder Verbundsicherheitsglas (VSG) eignen sich spezielle Klebersysteme. Üblicherweise wird die Verklebung im Herstellwerk unter kontrollierten Bedingungen durchgeführt. Entsprechende Aushärtezeiten sind einzuhalten. Bei fix verglasten Elementen kann es notwendig sein, zuerst den Rahmen im Bauwerk zu verankern und danach erst die Füllung einzubauen. Hier sind die technischen Richtlinien des Klebstoffherstellers unbedingt einzuhalten. Neben der exakten Reinigung ist oftmals eine Vorbehandlung der Klebeflächen (z. B. mit Primer) durchzuführen. Zu beachten ist auch die aktuelle Wetterlage (Temperatur, Luftfeuchte, eventl. Niederschlag).Bei 1-K-Klebesystemen sind Randbedingungen zu schaffen, damit der Klebstoff durchhärten kann. Die im Kleber enthaltenen Lösemittel müssen ablüften können. Wird die Glas- oder Füllungshalteleiste zu früh montiert, ist der Klebstoff im Glasfalz wie in einer Kartusche eingeschlossen und härtet u. U. über Monate gar nicht aus. Hier sollten besser 2-K-Systeme eingesetzt werden, wo der Härter unabhängig vom Ablüften die Vernetzung bewirkt.

Fachgerechte Montage und geschultes Personal

Die beste Lösung im Sinne der Kunden und der Kosten ist immer die Vermeidung von Fehlern. Viele Firmen legen daher großen Wert auf eine ausführliche Beratung der Kunden, genaues Ausmessen des Einbauortes und auf die Eignungsprüfung der Wandöffnung für den Einbau. Bei unklaren Ausschreibungen sollte frühzeitig Rücksprache mit dem Planer gehalten werden, um die offenen Fragen abzuklären. Im Zuge der Warn- und Hinweispflicht fällt ein Teil der Verantwortung dem Auftraggeber zu.

Einen besonderen Stellenwert hat auch das Montagepersonal. Die besten und hochwertigsten Produkte sind schnell entwertet, wenn der Einbau unsachgemäß erfolgt. Die Montage sollte daher nur durch gut geschulte Mitarbeiter erfolgen, die auch die Montageanleitung in- und auswendig kennen.

Wird die Montage an ein anderes Unternehmen vergeben, ist auch hier eine umfangreiche Einschulung dringend empfohlen. Der Hersteller der einbruchhemmenden Fenster bzw. Türen sollte im Zuge seiner Eigenüberwachung die Arbeit der Montageteams kontrollieren und eine schriftliche Bestätigung über die ordnungsgemäße Montage von seinen Leuten oder der Montagefirma einholen. Denn die Hauptverantwortung darüber, ob das einbruchhemmende Produkt inklusive aller relevanten Baubeschläge den Normen entspricht, liegt immer beim Eigentümer des Prüfberichtes, der auch die Kennzeichnung vornimmt.—

Veranstaltungstipp: Die Holzforschung Austria veranstaltet einmal jährlich das Basisseminar Multifunktionstüren. Es informiert über Einbruchhemmung, Mechatronik, Flucht- und Feuerschutz. Es richtet sich an Personen, die mit der Planung, Ausführung und Montage von Multifunktionstüren befasst sind.

Der AUtor

DI Martin Wieser ist bei der Holzforschung Austria Sachbearbeiter im Fachbereich Fenster, Türen, Fassaden und Beschläge. Sein Hauptbetätigungsfeld ist die angewandte Forschung und Prüfung im Bereich Einbruchhemmung, Türentechnik und Baubeschläge. Er ist Vorsitzender der Arbeitergruppe „Einbruchhemmung“ am österreichischen Normungsinstitut und Mitarbeiter in mehreren nationalen und internationalen Normungsgremien.

m.wieser@holzforschung.at

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