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GLASWELT unterwegs bei Ventana

“Wir sind die verlängerte Werkbank des Fensterbauers“

_ Überall in der großen Produktionshalle sind Spezialisten am Werk – hier kann man keine hochautomatisierte Fertigung bestaunen, sondern Experten bei der Arbeit: Der Fertigungsprozess eines Fensters mit ungeraden Formen ist schließlich kaum zu rationalisieren – auch nicht in dem Unternehmen, das den Biegeprozess als Dienstleistung anbietet: Ventana.

Das fängt beim Zuschnitt an und führt sich in der Biegeabteilung fort: Hier sind viel Know-how und langjährige Erfahrung gefragt und diese Erfahrung wird auch beim Schweißen und dem Zusammenbau des gebogenen Fensters gebraucht.

Beim Fensterbauer bleibt mehr hängen

Ähnliches gilt für die Konfektion großer Hebe-Schiebe-Anlagen. Das ist das zweite Standbein von Ventana: „Wir sind die verlängerte Werkbank des Fensterbauers.“

Vertriebsleiter Daniel Lechtenberg sieht den Fachkräftemangel auch als Argument für den Sonderfensterbau: „Die erfahrenen Spezialisten sind bei den Fensterherstellern für den Sonderbau abgestellt. Aber die werden viel eher gebraucht, um eckige Fenster noch besser zu machen und die Produktion im Blick zu haben.“ Was liegt also näher, als den Sonderfensterbau in die Hände der Spezialisten zu legen. Mit dieser „Outsourcing-Option“ ließe sich schließlich der Umsatz signifikant steigern. Lechtenberg rechnet vor, dass es für den Fensterbauer tatsächlich wirtschaftlicher sei, wenn die Hebe-Schiebe-Tür als Zulieferprodukt betrachtet wird – „es bleibt beim Fensterbauer am Ende mehr hängen.“

Der Vertriebs- und Marketingleiter führt weiter an, dass man bei größeren Fensterbauern hoch im Kurs steht, Kapazitätsengpässe abzufedern. Andererseits gibt es aber auch Hersteller – sowohl einige große Betriebe als auch kleine und mittlere Fensterbauer – die beim Thema Sonderbau komplett auf den Spezialisten vertrauen und den Bereich ausgelagert haben.

Wo brummt das Geschäft?

Der Vertriebsmann geht im Gespräch auch auf die unterschiedlichen Marktsituationen ein: Vor allem in Italien und Frankreich und wohl auch in Spanien gibt es auch im Neubau eine Vorliebe für gebogene Fenster – in Deutschland würde das Geschäft mit Rundbogen und Co. eher im Sanierungsbereich nachgefragt.

Was die Fertigungsvorlieben in Deutschland angeht: Die Produktionstiefe von Ventana nimmt stetig zu. Vor einigen Jahren haben viele, vor allem große Fensterhersteller, nur den reinen Bogen zugekauft und ihn dann im eigenen Unternehmen weiterverarbeitet. Nun ist eine klare Entwicklung zu Rohlingen oder sogar fertig angeschlagenen Fenstern zu erkennen.

Wenn man auf den Hebeschiebemarkt zu sprechen kommt, freut er sich, dass die holländische Grenze nur wenige Kilometer entfernt ist: „Dieses und letztes Jahr konnten wir dort erhebliches Umsatzwachstum von jährlich zweitstelligen Prozentsätzen generieren.“ Dazu trägt natürlich auch bei, dass man hüben wie drüben die Marktgegebenheiten produktmäßig mit den Farbwünschen und den Konstruktionen bedienen kann. Deutschland, die Benelux-Ländern, Österreich, Frankreich, die Schweiz und Italien würde man mit der eigenen Logistik bedienen – gerade mit Blick auf die Formate von großen Hebe-Schiebe-Anlagen kommt eigentlich auch keine andere Liefermöglichkeit in Frage. Verschweißte, fertige Rundfenster werden ebenfalls selbst ausgeliefert – nur bei einzelnen Rundbögen würde man auch schon mal den Paketdienst beauftragen.

Ventana in Zahlen

Der Umsatz betrug 2017 ca. 23,5 Mio. Euro. Lechtenbergs Prognose: „Dieses Jahr werden wir mit unseren rund 200 Mitarbeitern die 25 Mio. Marke knacken.“ Was die Umsatzverteilung angeht, so werden mehr als 50 Prozent im Hebe-Schiebe-Bereich erwirtschaftet.

Der andere Teil wird im Bereich der Sonderfenster erwirtschaftet, zu dem Ventana auch gebogene Aluminium-Fensterbänke, eckige Schwingfenster, Faltanlagen und Lüftungsfenster mit dem System Rehau Geneo Inovent zählt. Fragt man Lechtenberg nach dem Markt für das Lüfterfenster, vermutet er, dass es wohl erst in ein paar Jahren richtig durchstarten werde. „Ich bin von der Technik überzeugt, auch optisch ist das eine gelungene Lösung. Die Steuerrung wird intelligenter, das Thema Lüften rund ums Fenster wird an Bedeutung gewinnen.“

2012 wurde der Verwaltungs- und Produktionskomplex gebaut, nachdem der alte Standort wenige hundert Meter entfernt aus allen Nähten platzte. Am jetzigen Standort ist weiteres Produktionsflächen-Potenzial vorhanden, schließlich ist organisches, gesundes Wachstum angestrebt, so Daniel Lechtenberg. Er untermauert diese Aussage mit dem Anspruch, dass die Marktführerschaft im Sonderfensterbau zwar schon länger erreicht sei, die aktuelle Marktposition zu stärken und Chancen in neuen Märkten und mit neuen Produkten stetig zu bewerten.

„Wir sind beliebt, wenn wir schnell sind“

Geschäftsführer Schwanenkamp hat beim Bau des Verwaltungsgebäudes 2012 auf eine etwas verrückte Idee bestanden: Eine Feuerwehrstange vom Obergeschoss in den Empfang dient vor allem der Symbolik: Wenn’s drauf ankommt, müssen Kundenanfragen auch schon mal ganz schnell gelöst werden. „Wir sind beliebt, wenn wir schnell sind,“ erklärt so auch Vertriebsmann Lechtenberg. „Das ist eine Herausforderung und wir geben uns hier die größte Mühe. Für Ventana ist die Schnelligkeit Trumpf.“

Dazu gehört auch, dass möglichst alle Profilsysteme für den Biegeprozess verfügbar sind. Lechtenberg: „Leider wird das Profilangebot der Systemgeber aber immer komplexer – besonders, was das Thema Farbe angeht.“ Deshalb könne man nicht immer umgehend produzieren, sondern müsse beim Lieferanten kommissionsweise ordern, wie andere Fensterbauer auch.

Nach dem Materialeingang benötigt Ventana einige Tage um das Sonderfenster zu produzieren. Der Fensterbauer selbst wird aber in die Lage versetzt, seine Prozesszeiten deutlich zu verkürzen. Denn schließlich bekommt er mit der Auftragsbestätigung eine digitale Glasmaßliste (auch bei Sonderfenstern nach Schablone) mit der er parallel die entsprechenden Scheiben ordern kann.

Nur selten verlassen übrigens verglaste Elemente die Werkhallen – häufig wird das Glas erst auf der Baustelle mit den Sonderfenstern verheiratet. Sollten dennoch komplett verglaste Elemente ausgeliefert werden, so kann Ventana die Gläser auch verkleben. Das sei bei Rundbogenfenster eine gute Glasanbindung. Bei einer Verklotzung im Bogen bestehe dagegen die Gefahr, dass diese unzureichend ausgeführt werde und sich die Elemente verziehen. Auch diese spezielle Art der Verglasung hat man als Kompetenz übernommen und als verlängerte Werkbank der Fensterhersteller ist das ein ganz wesentlicher Aspekt: Bei Ventana stellt man sich perfekt auf die Gegebenheiten und Wünsche der Kunden ein.—

Daniel Mund

Ventana bleibt anders

Man sieht es überall: Bei Ventana legt man nicht nur Wert auf hochwertige Produkte, die just in time beim Partner sind. Den Verantwortlichen ist auch bewusst, dass man die meiste Zeit seines Lebens bei der Arbeit verbringt – dementsprechend angenehm sollte auch die Umgebung gestaltet sein.

Das Personalthema wird von der Geschäftsführerin Judith Pennekamp priorisiert. „Unsere größten Herausforderungen sind die Digitalisierung und die Personalfrage.“ Es geht darum, wie man geeignete Mitarbeiter findet und auch an das Unternehmen bindet. Und hier gibt es bei Ventana keine Denkverbote: Ein nachhaltiges Gesundheitsmanagement und der Betriebssport inklusive E-Bike-Leasing liegen Pennekamp sehr am Herzen. Ein weiteres Modell: Altgediente Mitarbeiter stehen als Paten für unerfahreneres Personal bereit und auch die schulische Begleitung der Auszubildenden wird intensiv betrieben. Ein besonderer „Hingucker“ ist die Integration des Betriebskindergartens direkt auf dem Firmengelände – Leben und Arbeiten scheinen hier wirklich hervorragend umgesetzt. „Wir probieren ständig, anders zu denken,“ erklärt Pennekamp die Firmenphilosophie. Und insofern passt auch der Unternehmensspruch, den man sich selbst einmal verpasst hat: „Ventana bleibt anders.“ www.ventana-deutschland.de

Fenster biegen – so geht’s:

Ventana verwendet in der Biegetechnik zwei unterschiedliche Erhitzungsverfahren: Per Heißluft oder mittels Glycerin. Bei beiden Verfahren werden die Profile in entsprechenden Öfen vorgewärmt. Spezielle „Werkzeuge“, die Ventana für jedes einzelne Profil in der eigenen Werkzeugherstellung erstellt, sorgen für den Erhalt der Profilgeometrien während des Biegeprozesses.

Komplizierte System-Geometrien mit filigranen Kammeraufteilungen machen den Biegeprozess noch aufwendiger. Und gerade neue Profilsysteme bestehen aus einer hohen Anzahl von filigranen Kammern, die alle mit dem Werkzeugen gefüllt werden müssen. Aufgrund der höheren Bautiefe verlängern sich natürlich auch die Vorwärm- und Abkühlphasen. Und viel Zeit, Erfahrung und Fingerspitzengefühl braucht es vor allem bei Mitteldichtungssysteme – schließlich möchte der Kunde auch einen exakt gebogenen Mitteldom. Vertriebsleiter Daniel Lechtenberg: „Solche Profileigenschaften können ein gebogenes Fenster natürlich deutlich verteuern, die Mehraufwände sind dem Fensterbauer leider nicht leicht zu vermitteln.“ Entsprechend umfangreich ist auch die Preisliste im Sonderfensterbereich: Rundbogen mit Schenkel werden beispielsweise anders bewertet als Segmentbögen. Diese können mit einem geringeren Personalaufwand und kürzeren Vorwärm- und Abkühlphasen produziert werden.

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