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Reparatur versus Neulieferung

Auf das richtige Augenmaß kommt es an!

_ Das Betätigungsfeld für Reparaturen ist mannigfaltig und vom Hasardeur bis zum Fachbetrieb kommen alle Marktteilnehmer direkt oder indirekt damit in Verbindung. In der Facebookgruppe sind die Meinungen zu diesem Thema oft sehr geteilt. Wollen die einen erstmal reparieren, plädieren die anderen schon für Neulieferung. Gewährleistung ist eins der Zauberworte, was in diesem Zusammenhang sehr häufig fällt. Da darf man sich doch schon die Frage stellen: Wann lohnt sich eine Reparatur, und wann nicht? Oder anders herum gefragt: Ist es angesichts von 10-jährigen Garantieversprechen so mancher Hersteller überhaupt opportun, statt einer Reparatur nur eine komplette Neulieferung anzubieten?

Die klassische Neubespannung

Der optimale Fall: Fachhändler A wird nach 20 Jahren zu seinem Alt-Kunden gerufen und mit dem Wunsch einer Neubespannung konfrontiert. Hier ist es relativ simpel, der Fachbetrieb kennt das Produkt und die Montage und kann die Situation und das mögliche Risiko gut einschätzen. In vielen Fällen lässt sich so eine Neubespannung sicher ausführen. Ein notwendiger Tausch des Kurbelgetriebes oder der nachträgliche Einbau eines Motors sind hier gut kalkulierbare Risiken.

Anders sieht es aus, wenn ein Betrieb an eine für ihn fremde Markise kommt. Keine oder wenig Ahnung vom Produkt, Fehlanzeige bei den Unterlagen und eine fragliche Montage, die vorgefunden wird. „Die ist ja noch gut“, sagt der Kunde, und dabei hängt das alte Tuch schon auf den Armen. Was so manchen Betrieb hier bewegt, überhaupt noch eine Neubespannung auszuführen, ist oft nicht nachvollziehbar. Wo ist also die Grenze zu ziehen? Ist es die Armspannung, das Kurbelgetriebe, was getauscht werden kann, oder doch erstmal die Montage der Markise? Hier kommt der ausführende Betrieb sehr schnell in die Gewährleistungsfalle, denn lose Konsolenschrauben oder sichtlich erkennbare Montagefehler wie auf dem Bild links unten bzw. fragliche Sonderkonstruktionen wie rechts oben fallen sehr schnell auf den Betrieb zurück, da die Markise in diesen Fällen neu oder mit anderen Haltern montiert werden müsste. Eine Entscheidung, die viele Betriebe scheuen, und doch lieber nur die Neubespannung verkaufen, als beim Kunden zu intervenieren. Umsatz ist erstmal Umsatz, und der Auftrag soll ja nicht verlorengehen.

Sonderfall Wintergartenmarkisen

Bie Wintergartenmarkisen hat der Kunde eine ganz besondere Vorstellung, wie lange diese aufgrund der teuren Anschaffung repariert werden sollte. Sind die Ersatzteile vorhanden und werden die Anlagen ausreichend bei der Reparatur gereinigt, ist zuerst einmal nichts einzuwenden. Schwierig wird es beim Motor, da oft zu starke Motoren beim Austausch eingesetzt werden und dadurch in Kombination durchgeführte Neubespannungen im Bereich der vorderen Säume durch Überlastung der Nähte dauerhaft beschädigt werden. Aufgrund der vielen Funktionsvarianten von Wintergartenmarkisen sollten solche Anlagen nur von Betrieben repariert werden, die sich damit auskennen. Sprüche wie: „Hab ich von Band auf Schnur umgebaut“ können es nicht sein, wenn eine Anlage funktionsgerecht wieder hergestellt werden soll. Auch hier gilt es den Kunden aufzuklären und sauber zwischen Reparatur und Neulieferung abzuwägen.

Eine von vielen

Schwierig wird es immer dann, wenn bei einem Objekt nur eine Anlage von vielen defekt ist. Der Kunde will nichts investieren und der Fachbetrieb soll reparieren. Wenn dann noch Ersatzteile nicht mehr lieferbar sind, stellt sich schnell die Frage, wie man das Problem löst. Sicher kann man Teile wie Laufrollen aus Polyamid nachfertigen lassen. Aber wie sieht es bei speziellen Gleitern aus? Hier kommt immer schnell das Thema 3D-Druck auf. Aber sind diese Teile auch sicher? Gerade dann, wenn es sich um Reparaturen in darunterliegenden Fußgängerbereichen handelt etc. Eine Alternative bieten hier sicher Varianten, bei denen ein kleiner Fassadenteil neu ausgeführt wird, um die alten Anlagen als Ersatzteilspeicher nutzen zu können.

Augenmaß muss man können

Es ist wie so oft im Leben, man sollte sich eben nur mit den Dingen befassen, die man auch beherrscht. Leider sieht es im Bereich Sonnenschutz nicht so rosig aus, denn da wird bei Reparaturen häufig getackert und geklöppelt, was das Zeug hält. Hauptsache, man kann was berechnen. Recherchiert man bei Streitfällen, so kann man feststellen, dass reine Reparaturbetriebe gar nicht in Richtung Neulieferung gehen, weil sie Angst haben, den Auftrag an einen Fachbetrieb zu verlieren. Und das ist dann kein gutes Augenmaß.—

Olaf Vögele

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