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Berechnungsbeispiele bieten ausreichende sicherheiten bei Standardmontagen

Nicht immer gleich alles auf die Goldwaage legen

_ Es ging um eine normale Markise in einer Größe von 5 × 3,5 m (B x H), die bei der fiktiven Annahme mit Gewindestangen/Thermax auf 16 cm (WK) starken Dämmputz (WDVS) montiert werden soll. Die Gewichte wurden geschätzt, die Formel im Unterricht der Meisterschule Wiesbaden im Jahr 2018 selbst weiter entwickelt. Zeigen soll das Beispiel im unteren Bild, dass das Gesamtdrehmoment 2644 Nm beträgt und das Gewicht von Kassette, Welle etc. dazu mit 208 Nm respektive 8 % beiträgt. Das bedeutet, vernachlässigt man die Auswirkung der Gewichtskraft auf das Drehmoment, so fällt das Ergebnis um 8 % zu gering aus. Mit dem Berechnungsbeispiel werden Grenzfälle angedacht, bei denen falsche Berechnungen zu Fehlentscheidungen führen könnten. Insbesondere dort, wo es sich um große, schwere Markisen und große Dämmungsdicken, bei gleichzeitig ungünstigem Untergrund handelt. Der Vorschlag, der daraus entsteht lautet: Man verzichte auf den Tuchabzug und rechne mit der vollen Nennbreite als Tuch- und Windangriffsfläche. Das verfälsche das Ergebnis in die andere Richtung, was aber durchaus zulässig sei. Im hier beschriebenen Beispiel wäre die Abweichung durch diese Vereinfachung gerade mal 1,03 % und bei größeren Markisen sogar weniger.

Theorie und Praxis

Soweit so gut, die Annahme bei einem solchen Beispiel bedarf aber immer der Kontrolle. Zuerst einmal ist es ein sehr lobenswerter Ansatz, wenn die Meisterschüler auf mögliche Differenzen bei den Berechnungen hingewiesen werden. In der weiteren Überlegung stellt sich aber auch die Frage, wer diesen Ansätzen in der Praxis überhaupt folgen kann und ob sich dies nicht als viel zu kompliziert erweist. Wie läuft es tatsächlich auf der Baustelle? Werden die Berechnungsbeispiele des IVRSA (Interessenvertretung Rollladen - Sonnenschutz - Antriebe) überhaupt genutzt?

Die Praxis zeigt ein sehr klares Bild. In den meisten Fällen wird mehr geschätzt als berechnet und die vorhandenen Unterlagen leider nicht benutzt. Erfreulich: Bei der Bestellung der Markisen werden die Konfiguratoren der Hersteller verwendet und die Nutzung von zugelassenen Dübelsystemen hat sich seit 2006 deutlich erhöht. Kunststoff-Dübel werden nur noch selten eingesetzt. Aber schon die einfachen Standardberechnungen in der Richtlinie scheinen zu kompliziert,wenn es darum geht, auf der Baustelle neu zu berechnen, weil sich z. B. die Annahme des Untergrundes durch den Verkäufer als falsch herausstellt.

Es muss noch einfacher werden

Der Ansatz der Meisterschule ist richtig, es müssen Grenzen festgelegt werden, bis zu denen die Berechnungsbeispiele gelten. Montageabstände >16 cm oder Markisen mit einer Bautiefe von mehr als 26 cm sollten eine genauere Berechnung erfolgen lassen. Bei Dachsparrenmontagen sollte sowieso viel häufiger ein Statiker hinzugezogen werden. Kommen wir zurück zu dem Beispiel, so zeigt sich sehr schnell, dass es fehlerbehaftet ist, wenn man den Ansatz verfolgen will, genau zu berechnen. Das Eigengewicht des Kastens wird durch die gesamte Anzahl der Konsolen getragen, nicht nur durch die armnahen. Auch der Massenmittelpunkt des Markisentyps spielt eine Rolle. Werte, die bei jeder Markise gesondert berechnet werden müssten, weil die Position der Armlager und Konsolen berücksichtigt werden müssten. Die Aufgabe muss es also sein, es einfacher für die Monteure vor Ort zu machen und nicht komplizierter. Rechnet man übrigens das Schulbeispiel mit den richtigen Werten und Gewichten nach, sind es ca. 3 % Abweichung. Worüber es sich trefflich streiten lässt. —

Olaf Vögele

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