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Anschluss der Fenstertüren an den Baukörper

Jetzt wird’s richtig dicht

_ An moderne Fenster- und Türelemente werden zahlreiche, hohe Anforderungen gestellt. Neben höchsten Qualitätsansprüchen an Luft- und Schlagregendichtheit, Windwiderstandsfähigkeit oder den Schall- und Wärmeschutz der Fenster- und Türelemente erwarten Nutzer und Architektur oft möglichst formschöne und vor allem barrierefreie Übergänge mit großen Glaslichten, schmalen Rahmen und verdeckten Sonnenschutzführungen.

Bei Erfüllung dieser Anforderungen entstehen zwangsläufig Zielkonflikte, die sich insbesondere beim Anschluss der Bauwerks-, Dach- oder Terrassenabdichtung an den Fenster- und Türelementen zeigen. Verschärft wird die Problematik durch die Architektur mit ihren ungeschützten Fassaden aber auch durch den vermehrten Einsatz von feuchteempfindlichen Materialien.

Die Anschlüsse sind nicht nur aufgrund der teils widersprechenden technisch/optischen Anforderungen, sondern auch aufgrund der Beteiligung mehrerer Gewerke und der oftmals nicht parallel ablaufenden Planungsprozesse immer wieder Thema von Konflikten und Diskussionen bei Bauvorhaben. Letztendlich sind unzureichende Planung und Abstimmung der beteiligten Gewerke eine häufige Ursache von Mehrkosten und der Auseinandersetzung mit behaupteten und tatsächlichen Mängeln.

Neue praxistaugliche Richtlinie

Die „Richtlinie Bauwerksabdichtung – Anschluss an bodentiefe Fenster und Türen“ (Herausgeber: Plattform Fenster Österreich, Wien) liegt als Entwurf in den Teilen 1 Planung und 2 Ausführung vor und soll helfen, die Schnittstellen zwischen Fenster- und Türelementen mit z. B. Bodenschwelle, Bodeneinstands- oder Sohlbankprofil und die Bauwerks-, Dach- oder Terrassenabdichtung aufeinander abzustimmen.

Darüber hinaus wird das Bewusstsein der beteiligten Gewerke geschärft, Lösungsansätze für Planer, Ausschreibende und Ausführende werden aufgezeigt und gebrauchstaugliche Lösungen für den Anschluss von Abdichtungen an bodentiefe Fenster- und Türelemente geboten.

Teil 1 der Richtlinie stellt eine Hilfe zur Planung von Terrassen- und Flachdachentwässerungen und die Planung des Anschlusses von Abdichtungen an bodentiefe Fenster- und Türelementen dar.

Teil 2 der Richtlinie legt die Anforderungen an die Ausführung des Anschlusses von Dach- und Bauwerksabdichtungen (in der Folge Abdichtung genannt) an bodentiefe Fenster sowie Fixverglasungen und Außentüren (in der Folge Fenster- und Türelemente genannt) dar.

Anforderungen

Grundsätzlich gilt, dass hinter die Abdichtung kein Wasser gelangen darf! Dabei stellt sich die Frage, wie hoch sich das Wasser überhaupt Anstauen darf?

Dazu wurde Folgendes definiert: Die Maximale Wasseranstauhöhe (max. WAH) ist jene Höhe, bis zu der Wasser kurzfristig an Fenster- und Türelemente angestaut werden darf (Kurzfristig heißt in diesem Zusammenhang jene Zeitspanne, in der ein funktionsfähiges Regelentwässerungssystem – z. B. ein Gully bei Starkregen, Unwetter – überstaut werden kann.). Die maximale Wasseranstauhöhe wird vom Fensterhersteller für seine Fensterkonstruktion festgelegt!

In den Richtlinien wird zudem in zwei Einbausituationen unterschieden. Beim Regeleinbau entspricht die max. WAH der Oberkante der Abdichtung (siehe Abbildung 1).

Beim vertieften Einbau liegt die max. WAH im Fenster- bzw. Türrahmenprofil und übersteigt die Oberkante der Abdichtung (siehe Abbildung 2).

Um die Abdichtung überhaupt dauerhaft anschließen zu können, sind die Voraussetzungen für den Abdichter zu schaffen. Die Mindestanschlussbreiten für den Anschluss der Abdichtung am Fenster- oder Türelement betragen unten horizontal mind. 50 mm und seitlich vertikal mind. 35 mm (siehe Abbildung 3), auf einer Anschlusshöhe von 150 mm über die wasserführende Ebene gemessen. Sollten Abdichtmaterialien geringere Anschlussbreiten zulassen, ist dies im Vorfeld gesondert nachzuweisen und zu vereinbaren.

Lösungen für den Abdichtungsanschluss

Für den Anschluss der Abdichtung an die Fenster und Türen wurden drei Lösungsmöglichkeiten entwickelt, wobei jede andere ebenfalls zulässig ist, wenn die Anforderungen erfüllt werden.

  • Variante 1: Flächenbündiger Anschluss – das Fenster selbst bietet die Möglichkeit des Abdichtungsanschlusses ohne Anschlussflächenversatz, d. h. die jeweiligen Anschlussbreiten sind vorhanden (auch im Bereich des Sonnenschutzes) und es ist im Bereich der Abdichtung kein größerer Flächenversatz vorhanden (z. B. kein Versatz zwischen Sohlbank-/Bodeneinstandsprofil und Stock-/Schwellenprofil).
  • Variante 2: Ein am Fenster- oder Türrahmen angebrachter seitlicher Anschlussflansch (siehe Abbildung 4) ermöglicht dem Abdichter die Anbindung der Abdichtung am Anschlussflansch mit den erforderlichen Anschlussbreiten. Der Anschluss zwischen Anschlussflansch und Fenster- bzw. Türrahmen muss entsprechend den Herstellerangaben stauwasserdicht ausgeführt werden.
  • Variante 3: Ein am Bodeneinstandsprofil angebrachter Anschlusskeil (siehe Abbildung 5) ermöglicht es dem Abdichter, die Abdichtung ohne Flächenversatz mit den erforderlichen Anschlussbreiten anzubringen. Der Anschluss zwischen Anschlusskeil und Fenster- bzw. Türrahmen muss entsprechend den Herstellerangaben stauwasserdicht ausgeführt werden.

Weitere Informationen zu diesem komplexen Thema gibt es in der „Richtlinie Bauwerksabdichtung – Anschluss an bodentiefe Fenster und Türen“. Diese und weitere Unterlagen stehen kostenfrei auf der Plattform www.fenstereinbau.at der Holzforschung Austria zur Verfügung.—

Der Autor

Peter Schober ist Leiter des Fachbereichs „Fassaden, Fenster, Türen und Beschläge“ an der Holzforschung Austria (HFA).

Peter Schober wird über dieses Thema auch auf der Jubiläumsveranstaltung „20. Fenster-Türen-Treff“ am 5 + 6. 3. 2020 in Salzburg berichten. Außerdem plane man „Großes“, versichert der Autor mit Blick auf den Branchentreff.

Kontakt: p.schober@holzforschung.at

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