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BF-Symposium: 3-fach-ISO als Planungsaufgabe

Dreifach-Wärmedämmglas gehört die Zukunft, so der Tenor der Veranstaltung. Aber was bringen die EnEV 2012 und 2015 für Anforderungen? Wo liegen Fallstricke, die der Verarbeiter beachten muss? Das waren Themen die beim BF-Symposiums Dreifach-Wärmedämmglas Anfang September in Hannover erörtert wurden. GLASWELT Autor Lutz Wiegand war vor Ort.

Bis dato gibt für 3-fach-ISO keine Normen und Regelwerke, die direkt auf die Belange dieses Erzeugnisses eingehen. Ein Leitfaden hier, ein Hinweis da – das war‘s. Dabei ist jeder, der mit diesem Produkt arbeitet auf ausreichende Informationen angewiesen. So war es kein Wunder, dass der Vortragssaal bis auf den letzten Platz gefüllt war. Auch wenn 3-fach-ISO heute bereits einen Marktanteil von über 20 Prozent einnimmt, ist die Produktion für viele Firmen noch Neuland.

Es reicht eben nicht, davon auszugehen, dass es sich hier um ein 2-fach-Isolierglas mit einer zusätzlichen Scheibe handelt. Dreifa-Iso ist ein hochwertiges Glaserzeugnis, dessen Herstellung und Verwendung sehr sorgfältig geplant und durchgeführt werden muss.
„Der Gesetzgeber ist dabei durch seine Gesetzesinitiativen 3-fach-ISO als Standardprodukt zu etablieren“, so Jochen BF-Geschäftsführer Grönegräss, aber was bringt die Zukunft?

Das Wärmegewinnfenster wird kommen
Die Zukunft gehöre dem Wärmegewinnfenster, so Prof. Dr. Feist vom Passivhaus Institut Darmstadt, das einen Äquivalenten U-Wert von ca. 0,5 W/m²K besitze. Diese Steigerung lasse sich aber mit Glas alleine nicht erreichen. Dafür seien künftig auch neue Rahmenkonstruktionen notwendig.

Zur aktuellen Stand Lage wies er darauf hin, dass die Lüftung, gerade beim Bau von hochwärmedämmenden Gebäuden bei der Planung und Ausführung unbedingt zu berücksichtigen sei. Denn mit unzureichender Lüftung nehme beispielsweise die Radonbelastung zu Radonbelastung . Die Radonbelastung kann derart zunehmen, dass die Gesundheit der Bewohner beeinträchtigt werden kann.

Die Amortisationszeit besitze bei der Auswahl der Energieeffizienz nicht die höchste Priorität. Dies müsse der Verkäufer auch dem Endkunden kommunizieren. Zudem sei laut Feist bei den Produktpreisen noch genügend Spielraum nach unten. „Die Gewinnspanne bei einigen Produkten ist zu hoch“. Bei den aktuell niedrigen Glaspreisen stellt sich allerdings die Frage, wo die Spielräume liegen?

Ohne Planung geht es nicht!
Dr. Ensslen von Semcoglas richtete seinen Fokus auf die Planungsgrundlagen und der Bemessung von 3-fach-ISO. Sein Fazit: Klimatisch induzierte Belastungen ( Temperatur und Luftdruckunterschiede) führen zu hohen Beanspruchungen des Randverbundes und der Glasscheiben. Eine wesentliche Rolle spielen dabei Scheibenzwischenräume größer als 12mm sowie Glaskantenlängen ≤ 60 bis 70cm, teilweise auch Kantenlängen ≤ 90 bis 100cm.

Dies gelte auch für ungünstige Kantenverhältnisse („Handtuchformate“) und asymmetrische Aufbauten. Für 3-fach-Aufbauten, so seine Empfehlung, solle man standardmäßig mit einem erhöhten Rückschnitt von mindestens 12mm arbeiten. Dies diene der Sicherung eines dauerhaft funktionstüchtigen Randverbunds. Auch wenn dazu bislang keine wissenschaftlich abgesicherten Erkenntnisse vorlägen.

Glasscheiben und Randverbund müssen in jedem Fall die erhöhten Belastungen aufnehmen können. An Hand von Rechenbeispielen zeigte Ensslen, dass bei vielen „üblichen“ 3-fach-Aufbauten und Kantenlängen die nach TRLV vorgegeben Spannungen und Durchbiegungen zum Teil deutlich überschritten werden. Auch wenn bisher dadurch noch keine nennenswerten Schäden bekannt seien, laute seine Empfehlung: unbedingt eine statische Vorbemessung durchführen. Hier gehe es um ein anspruchsvolles System, so Ensslen. Das müsse auch dem Kunden deutlich gemacht werden und das Produkt mit entsprechender Beratung verkauft werden, gerade auch hinsichtlich möglicher Belastungssituationen.

Die Anforderungen an den Randverbund
Auf die Belastung von Randverbund und Glaskanten ging Dr. Wittwer von Kömmerling ein. Um z.B. die Kanten zu entlasten schlägt er folgende Strategien vor: kein Scheibenversatz, geringes Glasgewicht und die Verklotzung nicht zu weit in den Ecken. Um Lastspitzen zu vermeiden sei eine gute Kantenqualität wichtig, sowie weichere Klötze; positiv sei auch und eine Verklebung der Verglasung im Rahmen.

Ausblick

Die Diskussion über die Fortschreibung der EnEV beschäftigt die gesamte Branche. So gilt es als fast sicher, dass es 2012 zu einer Verringerung des vorgesehenen Verbrauchs der Primärenergie in der EnEV kommen wird. Ob es dann die oft zitierten 30% werden, kann derzeit niemand sagen. In einer EnEV 2015 könnte es zu einer Festlegung des Passivhausniveaus kommen und 2019 zum Quasi-Nullenergiehaus. Technisch gesehen sind dies durchaus fassbare Größen. Wie die politischen Vorgaben hier letztlich die Werte beeinflussen, darüber kann nur spekuliert werden.
Lutz Wiegand