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Interview

Von der Rettung der Aluminiumfenster - und was sonst noch in Insulbar steckt

GLASWELT: Herr Ensinger, wie kam es zur Geburt von Insulbar?
Ensinger: Es gab erste Ansätze zur besseren thermischen Trennung: Manche ließen den Rahmen mit Polyurethan ausschäumen, einige verwendeten lange Hartgewebestreifen mit Epoxidharz, andere nutzen Kurzstücke aus Polyamid oder Polyester. Doch die Systemhersteller hatten große Probleme mit dem Kunststoff. Spätestens wenn das Bauteil zum Eloxieren oder Einbrennlackieren ging, verformten sich die Elemente und saßen nicht mehr perfekt. Der Stand der Technik war zu fehleranfällig, komplex, zeitaufwändig, und teuer.

GLASWELT: Und wie ging es dann weiter?
Ensinger: Als das Systemhaus Wicona auf uns zukam, waren für uns Ingenieure die Anforderungen klar: Wir brauchten niedrige Wärmeleitfähigkeit und hohe Stabilität, Schubfestigkeit und Temperaturbeständigkeit. Wir setzten auf glasfaserverstärktes Polyamid 66, dessen Wärmeausdehnungskoeffizient dem von Aluminium ideal entspricht. So konnten wir Spannungen bei Temperaturwechseln minimieren und der Alu-Kunststoff-Verbund ließ sich auch unter Hitzebehandlung bis 200° C beschichten.

GLASWELT: Aus Theorie wird Praxis: Wie wurde das Wärmedämmprofil erprobt?
Ensinger: Wir haben die Profile mechanisch und mit Temperaturtests auf Herz und Nieren geprüft und die Schubfestigkeit untersucht. Die Ergebnisse bildeten die Basis für die Normung. In Kooperation mit der BASF haben wir zudem die Verträglichkeit des Kunststoffs mit fast 70 verschiedenen Agenzien und Prozessen überprüft, die im Fensterbau üblich sind. Diese Aussagen wurden dann in Fachzeitschriften veröffentlicht. Das gab uns und den Kunden die nötige Sicherheit und ermöglichte unseren Einstieg in den Markt.

1977 konnte Ensinger die ersten serienmäßig aus glasfaserverstärktem Polyamid 6.6 hergestellten Wärmedämmstege an Hersteller von Aluminiumfenstern ausliefern. - Ensinger - © Ensinger
1977 konnte Ensinger die ersten serienmäßig aus glasfaserverstärktem Polyamid 6.6 hergestellten Wärmedämmstege an Hersteller von Aluminiumfenstern ausliefern. - Ensinger
GLASWELT: Ihr Entwicklungspartner Wicona, heute Premium-Marke der international tätigen Sapa Gruppe, wurde auch Ihr erster Kunde.
Ensinger: Richtig, für Wicona gingen wir 1977 in Serie. Die Zusammenarbeit war und ist bis heute sehr eng. Und eine solche Partnerschaft öffnet Türen: Die ganze Branche war heiß auf unsere Lösung. So wuchs das Geschäft schnell an, natürlich mit individuell angepassten Profilen. Zusätzlich zum Standort in Nufringen eröffneten wir 1980 das Werk in Cham, wo wir seither die Wärmedämmprofile unter der Marke insulbar in Serie fertigen.

GLASWELT: Wo ein Markt wächst, keimt auch Wettbewerb. Konnten Sie sich absetzen und differenzieren?
Ensinger: Konkurrenz gab es und das ist ja auch gut so. Doch in dieser Präzision und mit dieser Oberflächenbeschaffenheit konnte keiner produzieren. Die Toleranzen nach DIN lagen bei +/- 0,2 mm. Das reicht für diese Anwendung aber nicht! Wir lieferten +/-0,02 mm. Durch ein spezielles Verfahren gibt es bei unseren Dämmstegen zudem eine multidirektionale Orientierung der Glasfasern, was den Schubkräften optimal entgegenwirkt. Das konnte keiner nachmachen.

Mit seiner geringen Wärmeleitfähigkeit (λ= 0,18 W/m·K) bewirkt insulbar LO die sehr effektive thermische Trennung von Aluminium-Außen- und -Innenschalen — und damit besonders niedrige Uf -Werte. - Ensinger - © Ensinger
Mit seiner geringen Wärmeleitfähigkeit (λ= 0,18 W/m·K) bewirkt insulbar LO die sehr effektive thermische Trennung von Aluminium-Außen- und -Innenschalen — und damit besonders niedrige Uf -Werte. - Ensinger
GLASWELT: Ist beim Thema Energieeffizienz irgendwann das Ende der Fahnenstange erreicht?
Ensinger: Das ist nicht in Sicht. Aber was ich nicht guthieße, ist wenn man durch energetische Verordnungen gezwungen wäre, noch die fünfte Stelle nach dem Komma zu verbessern. Das Kosten-Nutzen-Verhältnis muss stimmen. Kostenseitig interessant wäre, noch mehr Metall durch Kunststoff zu ersetzen. Der Nutzen ließe sich erhöhen, indem man zusätzliche Funktionen integriert wie Blendschutz, Sicherheitssensoren, Beleuchtung oder die Elektrik zur Bedienung des Fensters.

GLASWELT: Wenn Sie in die Zukunft blicken: Was sehen Sie dann für insulbar noch kommen?
Ensinger: Oh, dazu bin ich zu lange raus. Da muss man auf die Messen und zu den Kunden gehen, mit den Leuten sprechen. Das ist immer unsere Art gewesen. Nur so kann man spüren, was da läuft, wenn man Anwendungstechnik betreibt. Wir sind Problemlöser mit hohem Qualitätsanspruch. Das wollten wir immer sein. Bei uns gibt‘s Leute, die sind Tüftler von A bis Z, da geht’s immer einen Schritt weiter! Dafür muss man halt auch mal spinnen und träumen können – auch in der Technik.

www.insulbar.de 

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