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Interview mit Marco Bügler von Lisec

Bis zu 20 Prozent weniger Stromverbrauch bei VSG

Glaswelt – Wie schätzen Sie den Markt für Verbund- und Verbundsicherheitsglas ein?

Marco Bügler – Der Markt für laminierte Gläser sieht sehr erfreulich aus – unsere Analysen zeigen, dass die Nachfragen steigen werden. Das gilt für den Fassadenbereich ebenso wie für Interieurglas, in beiden Segmenten liegt VSG im Trend. Hintergrund sind die sich stetig verschärfenden gesetzlichen Vorgaben und Normen, dazu kommt ein gesteigertes Sicherheitsbedürfnis aufgrund von Terrorattacken. Weiter führt auch die Zunahme von extremer Witterung mit deutlich mehr Stürmen als früher dazu, dass immer häufiger spezielle laminierte Gläser – sogenannte Hurricane Gläser – nachgefragt werden.

Glaswelt – Wie können sich Verarbeiter für die künftigen VSG-Anforderungen fit machen?

Bügler – Verarbeiter müssen sich auf immer größere Formate einstellen. Das sehen wir auch bei Maschinenanfragen. Ein Segment mit deutlichem Wachstumspotenzial ist Sicherheitsglas – hier wird stark Entwicklungsarbeit betrieben, um die Scheiben-Pakete, also die Aufbauten, dünner und leichter zu machen und trotzdem noch den entsprechenden Schutz zu gewährleisten. Zudem gewinnen die Folien an Bedeutung, die einen steigenden Anteil beim Glasverbund ausmachen. Hier wird weltweit geforscht. Ziel ist es, das Gewicht der VSG-Einheit zu reduzieren und Glas einzusparen. Weiter wird das Design mit Verbundgläsern wichtiger, etwa mit Holzfurnier, Stein oder bedruckten Folien. Zudem kommen vermehrt Akkustikfolien zum Einsatz sowie elektrisch leitende Folien. Prinzipiell halte ich es für machbar auch LEDs zu laminieren.

Glaswelt – Sie bieten neue VSG-Anlagen an, für welche Glasformate sind diese ausgerichtet?

Bügler – Wir haben drei Anlagentypen im Programm: Variante eins für 2,6 m x 4,5 bzw. 5 m (Länge), Variante zwei für 2,8 × 5 bzw. 6 m (Länge) und eine Variante für Jumbo-Formate für 3,3 × 6 m, hier ist sogar bis 8 m technisch möglich. Das minimale Glasmaß liegt bei 250 × 400 mm. Unsere Technik erlaubt es, im Zyklus von 55 Sekunden Jumbo-Formate von 3,3 × 6 m im vollautomatischen Modus zu fertigen. Generell sind die Taktzeiten immer abhängig vom jeweiligen Glasprodukt und vom Aufbau der Scheibenpakete sowie vom Automatisierungsgrad.

Glaswelt – Wie lange dauern der Aufbau der Maschine sowie die Einarbeitung der Bediener?

Bügler – Wenn die Anlage mit Reinraum ausgestattet wird, dauert der Aufbau nach meiner Erfahrung maximal fünf bis sechs Wochen. Das beinhaltet gleichzeitig die Inbetriebnahme sowie die Einarbeitung der Bediener. Die generelle Einarbeitung dauert rund eine Woche, wobei es immer schneller geht, wenn die Mitarbeiter schon Erfahrung mit der Fertigung von VSG haben.

Glaswelt – Welche Elemente der Anlage verbrauchen am meisten Strom?

Bügler – Den Autoklaven lasse ich einmal vor. Die Vorverbundanlage hat den höchsten Strombedarf, damit lässt sich aber gegenüber herkömmlichen Anlagen 15 bis 20 Prozent Strom einsparen. Konvektion beim Heizen der Verbundeinheit macht das möglich. Zudem lassen sich die Infrarotstrahler bezüglich der Belegung automatisch anpassen; ungenutzte Bereiche werden nicht bestrahlt. Auch dadurch lässt sich viel Energie einsparen. Sobald das Glas den Ofenraum dann verlässt, werden die Strahler abgeschaltet und erst wieder aktiviert, wenn das nächste Glas kommt.

Glaswelt – Wie flexibel kann die Anlage verschiedene VSG- und Verbundgläser fertigen?

Bügler – Von allen Einzelgläsern sowie Serien lassen sich die Rezepturen mit Temperatur, Pressdruck, Durchlaufgeschwindigkeit etc. abspeichern und per Knopfdruck wieder abrufen. So ist ein schneller Wechsel ohne viel Zeitaufwand möglich. Relevant ist immer die Dicke des Scheibenpakets, je dicker der Aufbau desto länger dauert der Vorverbund sowie die Aufheizphase. Die maximale Paketdicke beträgt bei uns 100 mm.

Glaswelt – Lassen sich alle Folien verarbeiten?

Bügler – Wir können alle Folien verarbeiten, außer EVA-Folien, zudem lassen sich dünne Materialien, etwa Holz, Metall u. a. einlaminieren. Es ist hierbei von Vorteil, wenn das einzulaminierende Material so groß ist wie das Glas, zudem sollte es plan sein und einen entsprechenden Trocknungsgrad besitzen.

Glaswelt – Wie steht es mit Dünngläsern?

Bügler – Ja, auch Dünnglas von 1 – 2 mm können die Anlagen handhaben, da wir die Pressen sehr exakt einstellen können hinsichtlich Druck und Pressweg. Generell wird jedoch automatisches Besäumen unter 3 mm Glasdicke schwierig, da die Antastfläche zu klein wird.

Glaswelt – Sehen Sie damit die Anlage als Basis in Bezug auf neue Glasprodukte?

Bügler – Auf alle Fälle. Durch die Konvektion und unser Press-System bietet die Anlage eine solide Basis für neue VSG-Produkte. Damit sehe ich Verarbeiter gut für die Zukunft gerüstet—

Das Interview führte Matthias Rehberger.

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