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Geleitwort

Von der Besatzungszeit zum digitalen Zeitalter

Von der Besatzungszeit zum digitalen Zeitalter

Als am 21. April 1945 die ersten Panzer der 1ere Armée „Rhin et Danube“, unter dem Befehl des Generals Jean de Lattre de Tassigny, von Tübingen kommend vor Stuttgart standen, dachte niemand in der Stadt an eine Befreiung. Zu groß war die Angst vor Repressalien und Plünderungen, welche dann in den ersten Wochen der französischen Besatzungszeit nicht selten vorkamen.

Besserung stellte sich erst ab dem Sommer 1945 ein, als sich die französische Armee auf ein Besatzungsgebiet südlich der A8 zurückzog und Stuttgart von den Amerikanern besetzt wurde.

Per Dekret: Zeitungsgründungen sind verboten!

Stuttgart war nach dem Krieg zu ca. 70 Prozent zerstört, es fehlte an allem. An Wohnraum oder gar Büroräume für eine Fachzeitschrift war in dieser Zeit noch lange nicht zu denken. Eine Zeitung zu gründen war durch die Besatzer per Dekret verboten.

Es zeugt von Mut und eisernem Willen, wenn Alfons W. Gentner am 8. Dezember 1947 den Amerikanern eine – nicht einfach zu bekommende – Lizenz zur Herausgabe einer Zeitung, der „GLASWELT“, abringen konnte.

Es zeugt weiterhin von Weitsicht, im Januar 1948 – ca. 6 Monate vor der Währungsreform in einer Zeit in der die Not noch vorherrschte, eine Fachzeitschrift heraus zu geben. Die Hamsterfahrten auf das Land waren noch lange nicht vorbei und es war keinesfalls sicher, dass man in dieser Zeit genügend Handwerker findet, die Geld für eine Fachzeitschrift auszugeben bereit sind.

Der Verleger glaubte an die Zukunft

Alfons W. Gentner glaubte an die Zukunft, er krempelte wie viele seiner Zeitgenossen die Ärmel hoch und legte los.

Ein Jahr zuvor im Januar 1947 wurde ebenfalls mit einer US-Lizenz der „Fachverband des Glaserhandwerks und verwandter Berufe des Landes Württemberg-Baden e.V.“ geründet. Aber noch fehlten die französisch besetzten Landesteile Südbaden und Südwürttemberg-Hohenzollern. Diese stießen erst am 15. Mai 1954 hinzu: Der Geburtsstunde des heutigen Fachverband Glas-, Fenster-, Fassade Baden-Württemberg. Vorerst mit zwei Geschäftsstellen, eine in Stuttgart und eine in Karlsruhe.

Das Glaserhandwerk in Baden-Württemberg entwickelte sich schnell und es gab auch in den mageren Anfangsjahren viel zu berichten. So wurde

  • am 23. und 24. Juli 1949 in Mosbach, im Rahmen des 1. Verbandstages, von Geschäftsführer Friedrich Schlick eine „Maschinen-, Werkzeug- und Rohstoffschau, organisiert aus der sich die spätere Internationale Fachmesse FENSTERBAU-FRONTALE entwickelte.
  • Die von den Amerikanern verordnete Gewerbefreiheit stellte sich als großer Fehler heraus und wird zurückgezogen. Die Handwerksordnung von 1953 trat in Kraft.
  • Der Bundesverband der Jungglaser wurde 1955 beim Fachverband in Karlsruhe gegründet
  • 1957 wurde in Karlsruhe eine Technische Beratungsstelle für den Bundesinnungsverband eingerichtet.

In den letzten 70 Jahren entwickelte sich das Fenster vom Verbundfenster aus Holz zum Passivhausfenster aus einem Komposit-Werkstoff; vom Einfachglas zum schaltbaren 3-fach-Isolierglas mit digitalen Smarthome-Kombinationen.

Die Glaswelt begleitete diese Entwicklungen von Anfang an.

Im Namen des Fachverbandes Glas, Fenster, Fassade Baden-Württemberg gratuliere ich dem noch immer sehr rüstigen Jubilar und wünsche den Redakteuren weiterhin einen guten Durchblick.

Jürgen Sieber
Landesinnungsmeister des Fachverband Glas, Fenster, Fassade, Baden-Württemberg
Stetten am kalten Markt Stetten Dezember 2017