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Markt

Die Sanierung wird in Deutschland aufgeschoben

Der Auszug der Kinder zählt zu den wesentlichen Gründen für eine Renovierung des Hauses oder der Wohnung. Aktuell ziehen vielfach die Kinder der Babyboomer-Generation (1960 bis 1970 geboren) aus und ein großer Teil dieser Bevölkerungsgruppe denkt über Renovierungen nach und verfügt auch über die nötigen Mittel dazu.

Trotzdem stagniert die Sanierung bzw. geht in einigen Produktbereichen wie z.B. bei Bedachungen zurück. Im Handel und in der Zulieferindustrie werden Kapazitätsengpässen im Handwerk als Ursache diskutiert, aber genaue Zahlen dazu liest man selten.

Im Februar 2018 hat die B+L Marktdaten GmbH die Sanierungsstudie 2018 veröffentlicht, um die skizzierten Entwicklungen zu analysieren. Die Studie untersucht verschiedene Aspekte des Sanierungsmarkts in Deutschland. Dabei lassen sich in der aktuellen B+L Sanierungsstudie drei wesentliche Trends charakterisieren, die den Sanierungsmarkt zukünftig prägen werden.

Die aufgeschobene Sanierung

„Während der Neubau in den Jahren 2016 und 2017 deutlich gewachsen ist, geht die Sanierung in vielen Bereichen zurück“ erläutert der Studienleiter Marcel Dresse die Ausgangssituation und zeigt auch die Konsequenzen dieser Entwicklung auf: „Sanierungsprojekte werden verschoben oder ausgesetzt mit negativen Folgen für den Absatz der relevanten Produkte.“

Die B+L Sanierungsstudie liefert durch die Abfrage verschiedener Indikatoren, wie des durchschnittlichen Budgets pro Maßnahme und der Häufigkeit der aufgeschobenen Maßnahmen, relevante Informationen um das Ausmaß der aufgeschobenen Sanierung zu bestimmen. Demnach wurden im Jahr 2017 im Wohnbau Sanierungsprojekte in einer Größenordnung von 1,8 % des gesamten Sanierungsmarktes aufgeschoben. Weitere 0,7 % wurden im Bereich des Nichtwohnbaus aufgeschoben.

Überdurchschnittlich häufig wurden dabei der Ausbau des Dachbodens, Fassadenarbeiten, der Austausch von Heizungen oder Heizkörpern sowie kleinere Dachreparaturen aufgeschoben. Die B+L Sanierungsstudie weist das Volumen (Materialkosten und Lohnkosten) der aufgeschobenen Sanierung separat für 17 Produktgruppen bzw. Maßnahmen aus.

Veränderungen in den Zielgruppen

Seit der ersten B+L Sanierungsstudie hat sich das Durchschnittsalter der Sanierer deutlich erhöht. Anders ausgedrückt bedeutet dies, dass sich die Sanierungsaktivität in den Altersgruppen verändert hat. Jüngere Altersgruppen sanieren aktuell deutlich seltener, während insbesondere die Altersgruppen 56 bis 65-Jahre sowie über 65-Jahre zunehmend mehr Sanierungsmaßnahmen durchführen. Diese Entwicklung bleibt nicht ohne Auswirkungen auf die durchgeführten Maßnahmen (die B+L Sanierungsstudien zeigen, dass es Maßnahmen gibt, die typischerweise von bestimmten Altersgruppen durchgeführt werden), die nachgefragten Produkteigenschaften, die eingesetzten Budgets sowie die Ausführung der Maßnahmen.

Das Handwerk als zentraler Akteur

Der Profianteil ist bei fast allen untersuchten Maßnahmen gestiegen, da sowohl jüngere als auch ältere Sanierer zunehmend auf Komplettleistungen setzen und weniger Eigenleistung einbringen. Da insbesondere die Babyboomer oft über hohe Einkommen verfügen, wollen diese die Renovierung von Handwerkern ausführen lassen. Die heutigen Sanierer setzen gleichzeitig wieder mehr auf persönliche Beratung und wenden sich dabei bevorzugt an den Handwerker. Dieser hat damit nicht nur Einfluss auf die Maßnahme an sich, sondern auch auf die eingesetzten Produkte.

Das Handwerk wird damit in den verschiedenen Phasen der Sanierung wichtiger, gleichzeitig sind viele Verarbeiterbetriebe stark ausgelastet und haben im vergangenen Jahr Aufträge abgelehnt. Die Betriebe sind vielfach mit dem Neubau von Mehrfamilienhäusern in den Großstädten beschäftigt und machen bei Renovierungen häufig überteuerte Abwehrangebote. Kooperation und Unterstützung sind hier die Schlagwörter für Handel und Industrie, um einen Nutzen aus der veränderten Situation zu ziehen.

Mehr Informationen zur B+L Sanierungsstudie finden Sie hier