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Interview

“Niemand will ellenlange Mängellisten schreiben“

GLASWELT – Herr Sommer, Hilzinger ist durch Sie in der ift-Gruppe zum Thema Montagezarge vertreten. Was ist ihr Anliegen bei diesem Thema?
Dirk Sommer – Wir – und ich glaube hierbei sogar für die Mehrheit der deutschen Fensterbranche sprechen zu können – wissen, dass die „echte“ Montagezarge eine überaus sinnvolle Sache ist. Es ist über Jahrzehnte leider nicht gelungen, diese Montageart in Deutschland zu etablieren. Wir wollen trotzdem diese erneute Initiative beim ift unterstützen, da wir unverändert von den Vorteilen überzeugt sind.

GLASWELT – Ist eine Montagezarge das geeignete Mittel, den "normalen" Bauablauf zu korrigieren, damit Fenster erst dann auf die Baustelle kommen, wenn alles fertig ist?
Sommer – Ja, das ist aus unserer Sicht eine der Hauptvorteile der Montagezarge. [...] Wir können Bauelemente in der Bauphase schlichtweg nicht in ausreichendem Maße schützen, was vereinzelt zu enormen Schadenssummen führt. Bezahlen muss das stets der Schadensverursacher, aber den müssen sie erst einmal dingfest machen können! Ein zeitlich späterer Einbau der Fenster mit Hilfe der Zargen könnte folglich viele Probleme lösen.

GLASWELT – Es gibt Regionen, in denen die „echten“ Montagezargen weit verbreitet sind. In Deutschland hat sich das Konzept (noch) nicht durchgesetzt. Woran liegt das, wenn die Vorteile doch nicht von der Hand zu weisen sind
Sommer – Unserer Erfahrung nach ist für Deutschland ganz trivial die Aussage „zu teuer“ zu nennen. Zur Wahrheit gehört aber auch, dass die Einbausituationen der Fenster mittlerweile sehr speziell geworden sind. Die „echten“ Montagezargen müssen heutzutage auf großformatige, bodentiefe Fenster ausgelegt werden, die teilweise mehrfach mit Verbreiterungsprofilen versehen sind. [...]

GLASWELT – Die Montagezargen haben einen besonders nachhaltigen Aspekt: Der Kunde wird bei einer Nachrüstung sicher wieder auf den Erstausrüster zugehen. Wird in der deutschen Fensterbranche einfach nicht weit genug in die Zukunft gedacht?
Sommer – Sie haben recht, wenn Sie für Deutschland einen unzureichenden Fokus auf das nachhaltige Bauen anprangern. [...] Die tägliche Praxis zeigt aber, dass sich – speziell im Wohnungsbau – alles um die Bauphase dreht, das spätere Facility Management jedoch weitestgehend unberücksichtigt bleibt. Alle theoretischen Grundlagen zum nachhaltigen Bauen sind längst vorhanden. Es gilt, das Ganze mal umzusetzen.

GLASWELT – Glauben Sie, dass es für die flächendeckende Einführung einer Montagezarge mehr Anstrengungen und Aufklärungsarbeit durch den Verband bedarf?
Sommer – [...] Unter dem Strich müssen sich aber alle Bauschaffenden in Deutschland mal fragen, warum die Montagezarge speziell in Österreich, der Schweiz und Südtirol kein Exot ist, sondern zum normalen Bauen gehört und warum wir das in Deutschland nicht hinbekommen.

GLASWELT – Wenn Sie auch mit „echten“ Montagezargen arbeiten: Wie sind Ihre Erfahrungen, was sagen Ihre Kunden?
Sommer – Bei den bisherigen Montagezargen für unsere Türen waren Kunden und Bauleiter sehr angetan, denn die Vorteile waren für alle sofort ersichtlich. Montagezarge eingebaut, provisorische Bautür eingesetzt, endgültige Tür zum Schluss während der Malerarbeiten eingebaut. Zwischenzeitlich konnten aber alle Anschlüsse hergestellt werden. Bei den Haustüren ist die Argumentation noch einfacher als beim Fenster, weil dort ja in der Regel Zugang und Material­transport erfolgen.

GLASWELT – Generell lässt sich eine Montagezarge modular gestalten und mit vielen Zusatzelementen bestücken. Ist das die Zukunft für die Montagezarge: Dass man viele Arbeitsschritte bereits innerhalb der Fertigung integrieren kann – dass man also mit dem Komplettelement auf die Baustelle kommen kann?
Sommer – Dieser Ablauf wäre aus meiner Sicht schon die nächste oder übernächste Generation der Montagezargen für Fenster, da sind wir schon in hohem Maße beim modularen Bauen. [...]

GLASWELT – Kann sich ein Bauelemente-Anbieter nicht gerade auch durch eine reibungslose und saubere Montage in zwei Schritten – durch die Anbringung der Montagezarge, um den Bau zu schließen und durch die Lieferung der Bauelemente in der Einzugsphase besonders hervortun und seinen Markt machen?
Sommer – Ja, und genau das muss die wesentliche Argumentation für die Montagezarge werden. [...] Niemand will ellenlange Mängellisten schreiben und abarbeiten, und hier spielt die Montagezarge ihren großen Vorteil aus. Wir als Firma Hilzinger werden versuchen, mit unseren Kunden genau über diese Aspekte zu sprechen und sind sicher, in absehbarer Zeit die ersten Hilzinger-Fenster und -Türen mit Montagezarge verkaufen zu können. Zum Vorteil aller Beteiligten.

GLASWELT – Vielen Dank Herr Sommer für ­Ihre interessanten Ausführungen. 

© GLASWELT
Mein Tipp : Das komplette Interview lesen Sie in unserer Sonderausgabe "Montagepraxis", die zeitgleich mit unserer Septemberausgabe am 10.09.2019 erschienen ist. Darin ist auch enthalten ein Marktüberblick über das Angebot an Montagezargen und Hilfskonstruktionen für die Vorwandmontage. Sie können das Sonderheft als Einzelheft erwerben:  www.glaswelt.de/abo