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Im Interview mit Alexander Dupp

Sind die Bauelemente sicherer geworden, Herr Sachverständiger?

Glaswelt – Herr Dupp, was ist das TELZ?

Alexander Dupp – Es handelt sich bei dem Wort TELZ um eine Abkürzung für „Technisches Entwicklungs- und Leistungszentrum für Fenster, Türen, Tore und Rollläden“. Die Idee ist aus dem immer größer werdenden Bestand an Schadensgutachten und Entwicklungsaufträgen entstanden. Wir haben mit dem TELZ die Möglichkeit geschaffen reale Baubedingungen, wie z. B. Wände mit Fenster und Türen, 1:1 nachzustellen um einen Schaden genau nachvollziehen zu können. Hinzu kommt, dass wir unabhängig von der Wandart die Bauteile auch unter realen Baubedingungen testen und prüfen können. Nicht einfach nur im Montagerahmen, sondern wirklich REAL.

Abgerundet wird das alles durch einen Werkstattbereich, wo alle notwendigen Maschinen und Einrichtungen vorhanden sind, um an Probekörpern zu arbeiten, wenn man beispielsweise während eines Test merkt das eine bestimmte Stelle zu schwach ausgebildet ist. Kurzum, wir decken mit dem TELZ das komplette Portfolio ab von der ersten Entwicklungsidee bis hin zur fertigen Montage in einem Wandbauteil mit Größen von 500 cm x 400 cm.

Darüber hinaus finden bei uns viele Workshops statt. Fensterbauer, Zulieferindustie und andere Personengruppen können sich hier richtig auspowern, Theorie und Praxis werden im Paket vermittelt.

In Kürze beginnt die Bauphase für den Anbau, in dem dann später die Leistungseigenschaften Widerstand gegen Windlast, Luftdichtheit und Schlagregendichtheit sowie Eckfestigkeit geprüft werden können.

Glaswelt – Im TELZ können nun auch baurechtlich anerkannte Prüfungen durch das ift Rosenheim durchgeführt werden. Welche Art von Prüfungen sind das genau?

Dupp – Es handelt sich um Prüfungen für Bauteile, die einen Nachweis einer notifizierten Prüfstelle benötigen. Schwerpunkt hier ist derzeit die Einbruchhemmung RC1-RC6 und die Absturzsicherung nach DIN 18008 und ETB.

In Kürze entsteht durch den Anbau die Einrichtung weiterer Prüfstände, auch Prüfungen nach DIN EN 14351-1 und später nach DIN EN 14351-2 sind dann möglich.

Glaswelt – Aber ein Prüfingenieur aus Rosenheim muss dann trotzdem immer anreisen – wie oft wird der denn bei Ihnen sein?

Dupp – Sofern es sich um eine Prüfung des ift Rosenheim bei uns handelt, müssen die Prüfer selbstverständlich anreisen, aber genau das ist es, was dem Endkunden einen finanziellen Vorteil bringt.

Je nach Standort des Kunden ist es zu uns nicht so weit wie nach Oberbayern, was natürlich je nach Prüfaufwand schon erheblich sein kann. Es sind immer zwei Prüfer gemäß normativer Vorgabe, die zu uns kommen. In der Vergangenheit und auch in der Zukunft werden wir es so gestalten, dass die Prüfer des ift wochenweise bei uns sind, dies ergibt dann auch wieder eine Kostenreduzierung für die Kunden, da mehrere Kundenprüfungen in diesem Zeitraum durchgeführt werden.

Glaswelt – Haben Sie sich für die ift-Kooperation auch mit entsprechendem Prüfmaterial und Prüfmittel der ift-Tochter MessTec ausgestattet?

Dupp – Alle unsere Prüfstände sind durch das ift akkreditiert und abgenommen worden. Unabhängig davon, und um den Qualitätsstandard sicherzustellen, hatten wir vor der Errichtung des TELZ bereits ift Prüfmittel im Einsatz. Wir haben dann auch für das TELZ Prüf- und Messmittel von der MessTec angeschafft.

Glaswelt – Sind die Prüfungen bei Ihnen kostenmäßig günstiger als in Rosenheim?

Dupp – Eine ift Prüfung ist genauso preiswert wie am Standort in Rosenheim. Für die Vorversuche haben wir einen verminderten Tagessatz.

Glaswelt – Was bringen „orientierende Prüfungen‘„– wenn ich hinterher doch kein Prüfzeugnis bekomme?

Dupp – Von jeder „orientierenden Prüfung“ von uns gibt es einen Prüfbericht mit einer entsprechenden Dokumentation. Gerade diese Prüfungen sind sehr wichtig, um überhaupt feststellen zu können, was das Bauteil kann. Hat man eine Änderung an einem bereits geprüften Bauteil vorgenommen, so lässt sich leicht herausfinden, ob die Änderung auch zum Erfolg führt, ohne direkt einen komplette Hauptprüfung durchführen zu müssen. Der weitere Vorteil ist, dass wir den Kunden aufgrund unserer Erfahrung beraten dürfen und können. So bringen wir den Kunden dahin, dass eine erfolgreiche ift-Prüfung durchgeführt werden kann.

Glaswelt – Wie ist der aktuelle Auslastungsgrad der Prüfhalle?

Dupp – Wir sind sehr gut ausgebucht und vergeben schon Termine für das erste Halbjahr 2020, wobei wir jederzeit in der Lage sind eine Kundenprüfung dazwischen zu nehmen. Zur Not und wenn es brennt dann auch am Wochenende. Ähnlich wie beim Service in unserem SV Büro sind wir in der Lage, je nach Wandbauart und Größe des Bauteils innerhalb von 12 bis 24 Stunden prüfen zu können.

Glaswelt – Sie nehmen vor allem Einbruchprüfungen vor – kann man sagen, dass die Bauelemente sicherer geworden sind?

Dupp – Erschreckenderweise Nein, aber auch ein bisschen Ja! Ein Beispiel: Wir hatten in den letzten Wochen Vergleichsprüfungen verschiedener Hersteller, die alle RC2 und RC3 deklariert hatten. Da waren Bauteile dabei, die bei der statischen Prüfung schon durchgefallen sind. Darüber hinaus gab es eine große Diskrepanz zwischen dem zu prüfenden Produkt und der Systembeschreibung, also dem ITT. Das war teilweise wirklich erschütternd. Auf der anderen Seite kommen aber auch Hersteller, die RC2 deklarieren und während der Prüfung stellt man fest, dass das Bauteil auch RC3-fähig ist.

Jede Prüfung ist unterschiedlich. Es kommt vor, dass bei zwei vermeintlich baugleichen Fenstern das eine perfekt funktioniert und das andere bei der Prüfung versagt.

Man kann keine allgemeine Aussage treffen, bis auf die, dass Fenster mit Prüfnachweisen verkauft werden, die hinsichtlich Ihrer Qualität ertüchtigungsfähig sind. Ich kann es wirklich nur jedem Fensterbauer ans Herz legen, die eigenen Prüfnachweise auch wirklich umzusetzen.

Glaswelt – Was sind die Knackpunkte bei den Einbruchprüfungen – in welchen Bereichen versagen die Fenster oder Türen am häufigsten?

Dupp – Unserer Erfahrung nach ist der größte Schwachpunkt die Verbindung der VSG-Scheibe zum Randverbund. Damit meine ich nicht die Scheibenanbindung im Flügel. Der Schwachpunkt liegt tatsächlich innerhalb des Glaspaketes. Bei PVC Fenstern sind es oft die Schweißnähte, die gerade in letzter Zeit am schnellsten nachgeben, beim Aluminium und beim Stahl ist es oft die thermische Trennung im Rahmen und auch im Flügel, die uns die Arbeit als Einbrechersimulanten etwas leichter macht. Beim Holzfenster sind es nach wie vor die Holzart, Rohdichte und Holzqualität die entscheidend sind.

Glaswelt – Vielen Dank für das Gespräch!—

Die Fragen stellte Chefredakteur Daniel Mund.

Neuer Prüfservice im Rhein-Main-Gebiet

Fensterbauer können sich auf einen neuen Prüfservice für Einbruch und Absturzsicherheit im Rhein-Main-Gebiet freuen: Im TELZ können Prüfungen durch das ift Rosenheim durchgeführt werden. Es befindet sich in Weroth (10 km bis zur Autobahn A3; Auffahrt Montabaur) und damit mitten zwischen den Metropolregionen Frankfurt/Wiesbaden und Köln/Bonn. Auf 300 m² können Einbruchprüfungen nach DIN EN 1627-1630 in den Widerstandsklassen RC1 – RC6 sowie Prüfungen der Absturzsicherheit gemäß DIN 18008-4 und ETB-Richtlinie für Bauelemente bis zu einer Breite von 500 cm und Höhe von 350 cm durchgeführt werden.

Orientierende Prüfungen werden eigenständig geplant und abgewickelt. Formelle Prüfungen im Rahmen der Akkreditierung des ift werden ausschließlich durch ift-Prüfingenieure auf den Prüfeinrichtungen des TELZ durchgeführt. Die Prüfergebnisse werden in einem ift-Nachweis dokumentiert und sind damit Basis für die Herstellererklärung als Ergänzung zur CE-Kennzeichnung oder ein allgemeines bauaufsichtliches Prüfzeugnis.

Das TELZ ist aber auch für baupraktische Schulungen und Prüfungen von Bauelementen mit beliebigen Einbausituationen und Wandaufbauten konzipiert – das ist wichtig für die Analyse der Schadensursachen bei Gutachten oder Reklamationen.

www.telz-ww.de