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Energieeffiziente Tore in der Fassade

Nur eine Frage der Dämmung?

Erfahrung mit dem Thema energieeffiziente Tore haben diverse Hersteller schon seit vielen Jahren in den verschiedenen Bereichen der Lebensmittel, bei denen eine durchgehende Kühlkette eine wesentliche Anforderung an Herstellung und Lagerung von Produkten ist. Jeder kennt diese Lösungen aus seinem Supermarkt, wenn der Nachschub für das Yoghurt-Regal aus dem Lagerbereich in den Verkaufsbereich transportiert wird. Zumeist sind es Schnelllauftore, die den kalten Luftstrom so gering wie möglich halten sollen. Sicherlich eine sehr spezielle Anforderung an Tore, aber mit einer eindeutigen Botschaft: Die Tore sollen so kurz wie möglich geöffnet bleiben, um den Luftaustausch zwischen der warmen und kalten Zone so gering wie möglich zu halten.

Realisiert wird diese Anforderung in den meisten Fällen durch eine sehr hohe Torgeschwindigkeit im Öffnungs- und Schließvorgang, die zudem durch Sicherheitselemente wie Lichtschranken, Lichtschleier etc. das Tor schnellstmöglich schließen, wenn Personen und Waren den Sicherheitsbereich verlassen haben.

Die erste Grundforderung an energieeffiziente Tore wäre damit also definiert: Öffnungs- und Schließzeiten wie auch die Offenzeit müssen optimiert werden!

Wärmedämmende Tormaterialien

Mit einem „Märchen“ muss an dieser Stelle direkt aufgeräumt werden, auch wenn sich der Schaum in einer Sektionaltorpaneele gut argumentieren und vermarkten lässt – bei der Standardherstellungsform einer Sektionaltorsektion ist der Wärmedurchgang über die durchgehende Aluminium- oder Stahlfolie möglich und damit die vermeintlich wärmedämmende Wirkung dahin. Im Grunde ist das der gleiche Effekt, der bei der Untersuchung von Kunststoff- und Aluminiumrollladenpanzern vom ZAE Bayern bereits 2002 in einer Studie veröffentlicht wurde, denn auch hier hatten die ausgeschäumten Rollladenprofile keinen Vorteil gegenüber den Kunststoffprofilen.

Einen wesentlichen Schritt nach vorne machen hier die thermisch getrennten Torprofile verschiedener Hersteller.

Bei diesen Ausführungen können die ausgeschäumten Paneeltafeln ihre isolierende Wirkung voll ausspielen und damit auch hohe Anforderungen erfüllen. Natürlich können auch mit Materialien wie beispielsweise Holz brauchbare Lösungen abgebildet werden – letztlich gelten bei den thermisch getrennten Profilen die gleichen Bedingungen wie bei Fenster und Fassade.

Damit wären wir dann auch bei den transparenten Bauteilen der Tore. Auch hier gilt das Prinzip der stehenden Luft, um eine möglichst gute Isolierung zu erreichen. In der Praxis hat sich aus Gewichtsgründen das Kunststoffglas durchgesetzt, aber auch die Echtverglasung wird in verschiedensten Ausführungen verwendet. Auch hier gilt: Solange Lösungen mit Einscheibengläsern verwendet werden, können keine brauchbaren U-Werte realisiert werden. Deshalb sind in diesem Bereich mehr und mehr Doppel- und 3-fach-Verglasungen in Kunststoff und Glas verfügbar, um den höheren Anforderungen gerecht zu werden.

Dicht ist Pflicht!

Die Abdichtung der verschiedenen Torelemente stellt eine besonders hohe Anforderung an die Hersteller. Zum einen bedingen die am Markt realisierten Baugrößen von zum Beispiel Sektionaltoren und das erforderliche Abdichten der einzelnen Sektionen untereinander eine wesentlich größere Dichtungsfläche wie bei Fenstern oder Fassaden, und zum anderen werden die Tore wesentlich häufiger bewegt. Damit ist gerade der Verschleiß dieser Dichtungsflächen ein großes Thema bei der Entwicklung und Herstellung der Tore. Im Bereich der seitlichen Schließkanten befinden sich die Dichtprofile zudem immer in der latenten Gefahr, durch seitliches Streifen oder Anfahren beschädigt und damit undicht zu werden. Gleiches gilt für das Abschlussprofil in Boden­sektionen o.Ä., hier kommt es immer wieder zu Undichtigkeiten durch Fremdkörper, wie Steine etc.

Aber auch die beste Konstruktion kann hier nur dauerhaft gut funktionieren, wenn die Tore regelmäßig geprüft und gewartet werden. Gerade die Kontrolle der Torein­stellungen und der gegebenenfalls notwendige Austausch von verschlissenen oder beschädigten ­Dichtungsteilen wird einen erheblichen Anteil an der Energieeffizienz von Toren haben. Arbeitsschritte, die bei Toren im gewerblichen Bereich bei der Überprüfung nach ASR A1.7 sehr gut mit erledigt werden können und im privaten Bereich mit einem Wartungsvertrag vereinbart werden sollten.

Das Thema Lüftung …

Das Garagentor bringt in Verbindung mit dem Automobil eine ganz besondere Problematik ins Spiel – ein hohes Maß an Feuchtigkeit. Gerade bei Regen oder noch viel problematischer bei Schnee werden mit den Fahrzeugen große Mengen an Wasser in unterschiedlichsten Aggregat­zuständen im wahrsten Sinne des Wortes in der Garage geparkt. In der Regel wird das Tor nach dem Abstellen eines Fahrzeuges komplett geschlossen und der entstehenden Feuchtigkeit der Austritt aus der Garage damit verwehrt. Besonders bei Garagen, die heute aufgrund von engen Platzverhältnissen oder aus Komfort- und Sicherheitsgründen mehr und mehr ins Wohnhaus integriert werden, bekommen wir damit Problemstellungen, für die nur wenige Hersteller vernünftige und brauchbare Lösungen anbieten.

Würden wir uns jetzt über ein Fenster unterhalten, wäre der Expertentipp wahrscheinlich relativ simpel: Lüften! Bei der Garage wird es da etwas problematischer. Die bewährte Variante „Tor leicht öffnen“ hat in der Regel signifikante Nachteile, denn durch das Anheben des Tores wird der Weg frei für ungeliebte Nager und das Thema Einbruchschutz bekommt einen Riss, zumal das Öffnen des Tores im unteren Bereich gar nicht so effektiv ist wie gedacht. Tore mit einer Lüftungsmöglichkeit im oberen Bereich oder Lüftungsgeräte, die die feuchte Luft nach außen blasen, sind da sicherlich die bessere Variante.

Tormontagen in der Praxis

Vergleicht man eine Fenstermontage mit einer Tormontage, so sind die Gemeinsamkeiten schnell erschöpft, da Tore in der Regel ohne jede Abdichtungsmaßnahme direkt am Montage­untergrund befestigt werden. Genau hier liegt eines der größten Probleme im Torbereich, da die äußeren Anschlussprofile in der Regel über keine thermischen Trennungen verfügen. Da aktuell nur wenige Hersteller Lösungen für diese Problemstellungen anbieten, bestehen in der Praxis gerade in diesem Bereich deutliche Wärmebrücken und damit erhebliche Energieverluste.

Steuern und kontrollieren

Auch bei den Toren bekommt das Thema Steuerung und Automation eine Schlüsselrolle zu­gewiesen. Schon heute sind Systeme verfügbar, bei denen eine stufenlose Anpassung der Öffnungshöhe die Energie­verluste signifikant reduzieren kann. Mitfahrende Laserscanner tasten dabei während der Toröffnungsphase durchquerende Objekte (Fahrzeuge, Personen, usw.) ab, bis eine Toröffnungshöhe erreicht ist, die ­die Höhe des Objektes zzgl. eines Sicherheitszuschlages geringfügig überschreitet.

Diese Nutzer-„erkennenden“ Systeme werden zukünftig eine immer größere Rolle spielen, da die eigentliche Dämmung bei den Toren nur die eine Seite der Medaille sein wird. Mindestens genauso wichtig wird es sein, die „Offenzeiten“ der Tore auf ein notwendiges Minimum zu reduzieren, denn gerade diese Funktion wird auch bei Toren ohne wärmedämmende Profile wesentliche Einsparungspotenziale bieten.

Um keine Feuchtigkeitsprobleme in der Garage zu bekommen, bieten sich zum Nachlüften der Garagen Antriebssysteme an, die über spezielle Öffnungsfunktionen und zeitlich definierte Nachlüftzeiten verfügen. Damit kann vollautomatisch und ohne Nutzereingriff die Luftfeuchtigkeit nach dem Ein- oder Ausfahren aus der Garage deutlich reduziert werden.

Was folgt daraus?

Energieeffizienz und Tore sind überhaupt kein Widerspruch? Technisch gesehen bieten heute schon viele Hersteller gute technische Voraussetzungen, energieefiziente Tore zu bauen. Kritiker werden jetzt sofort das Thema Preis auf den Tisch bringen – nach dem Motto, wer soll das bezahlen? Sicherlich Diskussionen, die in anderen Bereichen der Fassade auch geführt werden und so aufgrund der Anforderungen durch EnEV & Co zu unterschiedlichsten Lösungen auf dem Markt geführt haben. Auch im Bereich der Tore werden sich deshalb Lösungen mit guten U-Werten durchsetzen, wenn folgende Punkte in der Ausführung berücksichtigt werden:

  • Thermisch getrennte Torprofile
  • Thermisch getrennte Rahmenanschlüsse
  • Dichtigkeit der Torprofile und Anschlüsse
  • Möglichkeiten zum Nachlüften
  • Situationsbedingte Anpassung der Tor­öffnungshöhe nach Nutzer und Objekt
  • Reduzierung der „Offenzeiten“ durch Erkennung des Nutzerverhaltens.

Es ist also viel mehr als nur die Dämmung, was die Energieeffizienz von Toren ausmacht. Allen voran geht es um die Reduzierung von Öffnungshöhen und Offenzeiten der Tore, um den ungewollten Austausch von verschieden temperierten Luftschichten zu vermeiden. Die Erfassung von Fahrzeugkennzeichen, Transponder, spezielle QR-Codes für durchquerende Stapler oder LKWs, die Möglichkeiten Objekte sicher zu erfassen und ihre Größe (Höhe) auszuwerten sind mannigfaltig. Besonders im Bereich der Steuerung und der Analyse des Nutzerverhaltens gibt es noch viel zu tun.

Schauen wir doch einfach zur Automobilindustrie, die adaptive Systeme wie zum Beispiel Getriebesteuerungen, die sich auf den Fahrstil des Fahrers einstellen, schon seit vielen Jahren entwickelt. Zeit, bei den Toren nachzuziehen. —

Olaf Vögele