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Windays 2017

Mehr Wertschätzung für das Fenster

_ Einen interessanten Einstieg in die Tagung lieferte Peter Schober, der die neue Montagenorm in Österreich sezierte: Jetzt werde dort zwischen dem Standard-Fenstereinbau und dem objektspezifischen Fenstereinbau unterschieden. Der Standard beschreibt die Mindestanforderung (Befestigen, Fuge füllen, inneren und äußeren Anschluss jeweils zum tragenden Bauteil) und beinhaltet eine klare Gewerketrennung. Ein bauphysikalischer Nachweis ist nicht erforderlich und Regel- und Standard-Details können verwendet werden. Der objektspezifische Bauanschluss wird meist durch mehrere Gewerke ausgeführt; der Leistungsumfang der Gewerke und die Gewerkeschnittstellen sind zu planen und festzulegen. Aber: Der Planer ist nicht definiert, einer muss sich als solcher deklarieren.

Grundsatz „Innen dichter als außen“ widerlegt

Eine wichtige Zäsur beschreibt eine andere Neuerung in der Ö-Norm: Diese fordert „nur“, dass der Fensteranschluss geeignet sein muss, eine schädliche Kondensatbildung infolge von Diffusion zu verhindern – und dass das feuchtetechnische Verhalten der angrenzenden Baustoffe für das Dampfdiffusionsverhalten ebenfalls maßgeblich ist. Schober zeigt auf, dass dann die Gefahr von Kondensatbildung infolge von Diffusion im Anschluss gering ist. Und unter diesen Rahmenbedingungen seien raumseitig dampfdiffusionsdichtere Anschlüsse nicht erforderlich. Der Grundsatz „Innen dichter als außen“ gilt also nicht mehr überall, ist aber weiterhin zulässig. „Wir haben die Anforderungen rausgenommen, wo es heißt, wir müssen nicht mehr unbedingt innen dichter als außen montieren.“

Das Fenster wird auf der Baustelle sich selbst überlassen

Eine ganz andere Sicht auf die Montageprozesse lieferte Adrian Schlumpf, Geschäftsleitungsmitglied beim Fensterbauer Swisswindows. Und sein Credo dabei: Auf der Baustelle würde das hochwertige Fenster-Produkt nicht ausreichend wertgeschätzt. Der Bauanschluss würde allzu oft seinem Namen nicht gerecht werden und das Produkt, bei dem man noch in der Fertigung höchste Vorsicht auf die Oberflächenqualität gelegt habe, würde im Bau sich selbst überlassen und nicht ausreichend geschützt werden.

Ziel unserer Branche sollte sein, dass Privat- wie auch Firmenkunden von den Produkten und Dienstleistungen begeistert sind, dass man die Kritik als Chance nutzt, dass man mehr in die Ausbildung der Mitarbeiter auf dem Bau investiert und die Berufsleidenschaft, den Stolz und die Freude offener zeigt.

Hohe Preise bedeuten nicht automatisch Absatzprobleme

Ein krönender Abschluss des ersten Konferenztages lieferte dann die Podiumsdiskussion über das „Hochpreisland Schweiz – Visionen und Strategien der Fenster- und Fassadenbranche. Moderator und GLASWELT Chefredakteur Daniel Mund konnte drei bedeutende Fensterbauer der Schweiz und einen „Baumanager“ auf der Bühne begrüßen und diese nach ihren Rezepten befragen, wie sie den Tag im Jahr 2015, an dem der Franken wieder sich selbst überlassen wurde und Schweizer Produkte schlagartig um 15 Prozent teurer wurden überwunden haben. Eine erstaunliche Erkenntnis aus der Diskussion: Selbst diese Hürden wurden gemeistert, beim Fenstermacher Markus Wenger beispielsweise ist die Exportquote sogar deutlich angestiegen als vor der Franzen-Zäsur.

Flüssiges Verklotzen – was steckt dahinter?

Am zweiten Tag dann richteten die Referenten den Blick in die Zukunft: Beispielsweise Urs Uehlinger von der Bieler Fachhochschule und verantwortlich für den F&E-Bereich. Er stellte eine alternative Methode zur Verklotzung von Fenstern vor.

Das traditionelle Verklotzen, welches das Isolierglas im Rahmen positioniert, zentriert und fixiert, gilt als eine der letzten manuell ausgeführten Tätigkeiten im Fensterproduktionsprozess. Trotz guten Betriebseinrichtungen ist die Qualität dieser Tätigkeit in starkem Maße abhängig von den jeweiligen Mitarbeitern und es gehört viel Erfahrung dazu.

Das Ziel des Forschungsprojekts ist es, die herkömmlichen Klotzbrücken durch einen schnell härtenden 2K-Klebstoff zu ersetzen und dadurch die Lastabtragung zu verbessern und die statischen Eigenschaften verklebter Gläser zu nutzen. Zusätzlich wird die Möglichkeit geschaffen, den letzten manuellen Arbeitsschritt in der Fensterfertigung zu automatisieren.

Mittlerweile sei man jetzt dabei mit Pilotbetrieben die betriebliche Umsetzung zu überprüfen, welche dann 2018 starten könne.

Beim BIM-Thema werden alle wach

Zu guter Letzt wurde es noch mal richtig lebhaft auf der Bühne: Prof. Rohner, Leiter des Fachbereichs Holz an der Bieler Fachhochschule, outete sich als glühender Verfechter der digitalen Vernetzung der Arbeitsprozesse in unserer Branche und behauptete gleich zu Beginn seines Vortrags, dass mit BIM eine Fehlervermeidung bis zu 18 Prozent möglich sei. Dabei gehe es bei dem Building Information Modeling-Prinzip nicht um das Verraten von Konstruktionsdetails, sondern um die Präzisierung der Entwicklungsstufen und Informationsübermittlungen.

Und für Prof. Krödel, FH Rosenheim, mit seinem Thema „Automation von Fenster und Fassade“ ist klar: „Sie werden den Trend nicht aufhalten – es wird kommen, entweder mit Ihnen oder ohne Sie.“ Dabei präsentierte er die Grundlagen, worauf man achten muss und wie leicht es ist, das Fenster zu digitalisieren. Zu guter Letzt lieferte er ein überzeugendes Argument, dass man sich diesem Thema einfach nicht verschließen dürfe „Stellen Sie sich einen Kunden vor, dem zwei Fensterangebote vorliegen mit vergleichbaren Preisniveaus.“ Zuschlagen werde er dort, wo er das Gefühl hat, hier noch etwas mehr „Zukunft“ eingekauft zu haben. Der Kunde wird künftig einfach lieber das Fenster kaufen, das mehr kann, als den Blick nach außen zu gewähren. —

Daniel Mund

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