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Im Gespräch mit GlasDesigner Bernd Benninghoff

Wie Glas zur Welle wird

Glaswelt – Sie haben ein neues Gussglas entworfen, was ist das Besondere daran?

Prof. Bernd Benninghoff – Wir, das sind auch die beiden Designer Franziska Mamitzsch und Sacha Urban, haben uns zur Aufgabe gemacht, die Tiefenwirkung und Dreidimensionalität von Gussglas zu erhalten und trotzdem ein sehr flaches Glas zu entwerfen, welches sich gut verarbeiten und reinigen lässt. Dies ist uns durch eine feine Rasterung der Glasoberfläche gelungen. Durch Verdichtung von kleinen Glaspunkten entstand bei dem neuen Fluid (so der Name des Glases) eine Struktur mit starker Tiefenwirkung bei gleichzeitig flachem Aufbau.

Glaswelt – Für welche Anwendungen lässt sich dieses Glas einsetzen?

Benninghoff – Ich kann mir das Glas sowohl im Innenausbau – also im Bereich von Trennwänden, Rückwänden und Duschabtrennungen – aber auch sehr gut im Außenbereich, zum Beispiel als Fassadenplatten vorstellen.

Glaswelt – Welche Kriterien mussten bei dem Entwurf berücksichtigt werden?

Benninghoff – Für uns war es das erste Mal, dass wir ein Glas entworfen haben und natürlich war das auch ein Lernprozess. Es war deshalb wichtig, sich zunächst den Herstellungsprozess von Gussglas genau anzuschauen, um die Abhängigkeiten zu verstehen. Die Entwicklung der Druckwalze hat dann einige Zeit in Anspruch genommen. Wir haben uns sehr lange damit beschäftigt, einen homogenen Rapport (ständige Wiederholung des Motivs, durch welches das Ornament entsteht) zu erzeugen – sodass man dem fertigen Glas die Wiederholung des Musters nicht ansieht.

Glaswelt – Sie sagen, das Fluid Glas lässt sich leicht verarbeiten?

Benninghoff – Ja, das war ein ganz wichtiger Faktor beim Designprozess. Zum einen wird die Verarbeitung durch die geringe Strukturierung des Glases erleichtert. Gleichzeitig ist das Muster so aufgebaut, dass man das Glas eigentlich an jeder Stelle schneiden und ergänzen kann, da es keine geraden Linien oder Symmetrien gibt, die man beim Verarbeiten beachten muss. Das Muster hat zwar eine Richtung, schränkt ansonsten aber kaum ein.

Glaswelt – Arbeiten Sie noch an weiteren Design-Gläsern?

Benninghoff – Das Glas Fluid ist Teil einer ganzen Gussglas-Kollektion, die wir in Zusammenarbeit mit Saint-Gobain Glass entwickelt haben. Es gibt bereits Überlegungen für fünf weitere Gläser mit unterschiedlichen Strukturen. Die ganze Kollektion wird durch das Prinzip der sich verdichtenden Punkten charakterisiert. Es wird sicherlich auch darauf ankommen, wie sich Fluid am Markt behauptet – wir würden uns freuen, wenn die Kollektion dann weiteren Zuwachs bekommt.

Glaswelt – Für welche Einsatzgebiete sehen Sie Farbgläser besser geeignet als transparente Scheiben?

Benninghoff – Früher hatten Strukturgläser für mich eine etwas „verstaubte“ Anmutung. Heute sieht das ganz anders aus. Denn Strukturglas hat mich bei der Entwicklung unserer Gussglaskollektion mehr und mehr begeistert: Das lag vor allem an den extrem brillanten und spannenden Reflexionen, die das Glas im Gegensatz zu einem mattierten Floatglas erzeugen kann. Mit neuen Designs und flachen Strukturen bieten diese Gläser für mich inzwischen eine echte Alternative – immer dann, wenn hohe Lichtdurchlässigkeit gefragt ist und gleichzeitig ein gewisser Sichtschutz erforderlich ist. Die Struktur macht den Werkstoff Glas lebendig und verleiht ihm Tiefe – die Transparenz bleibt erhalten und wird, je nach Dichte der Rasterpunkte, mehr oder weniger gefiltert. —

Das Gespräch führte Matthias Rehberger.

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