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Einbruchschutz beginnt bei der Aufklärung

_ Ein ganzer Themenabend in der ARD Ende April steht symbolisch für die aufgeschreckte Bevölkerung: Da sprach Reinhold Beckmann mit Tätern, Kripobeamten, Politikern und Einbruchsopfern, sprach mit ihnen über materielle und psychische Folgen eines Wohnungseinbruchs. Im Anschluss daran talkte Frank Plasberg in „Hard aber Fair“ mit seinen Gästen über die Frage „Was schützt gegen Einbruch?“.

Dazu gibt es reihenweise Veröffentlichungen in den Print- und Online-Medien. Vorneweg das Boulevard-Blatt „Bild“. Die brachten den „großen Einbruchs-Report“ und nahmen dabei die Zahlen der Anfang Mai veröffentlichten Kriminalstatistik (siehe Kastentext) vorweg. Ganz schlimm sieht es beispielsweise in Berlin aus: „Dort haben sich die Wohnraumeinbruchsdiebstähle in den vergangenen zehn Jahren verdoppelt. Lag die Zahl der Einbrüche 2006 noch bei 6061 Fällen ist sie 2014 auf insgesamt 12 159 Fälle angestiegen.“ In diesem Einbruchs-Report kommt auch der Innenminister selbst zu Wort und erläutert, welche Maßnahmen er sich vorstellt: „40 Prozent der Einbrüche scheitern im Versuchsstadium. Das heißt, dass das Sichern der eigenen Wohnung hilft. Hier müssen wir ansetzen: Wir müssen materielle Anreize für die Bürger schaffen, damit sie den Einbruchschutz verbessern. Die Sicherungsmaßnahmen müssen steuerlich absetzbar sein“, sagte de Maizière.

Und die Branche? Werden Fensterhersteller und Verbände diese medialen Steilvorlagen erneut verstreichen lassen? Bitte nicht! Nutzen Sie die Tatsache, dass jetzt die Bevölkerung sensibilisiert ist für sinnvolle Einbruchschutzmaßnahmen. Ich bin überzeugt: Die Fenster- und Haustürenanbieter haben noch gehöriges Aufklärungs- und auch Auftragspotenzial in Sachen Einbruchschutz. DIe Roto-Kampagne „Widerstand nicht Zwecklos“ geht da in die richtige Stoßrichtung. Und viele Fensterbauer haben das zum Anlass genommen, ihre ganz eigene Kampagne zu starten. Aber da geht noch mehr! Schließlich glauben viel zu viele Wohnungsbesitzer und -bewohner immer noch, dass nur Nachrüstprodukte für den Einbruchschutz wirklich etwas nutzen. Aber das ist zu kurz gedacht, wie Ralf Diller von Siegenia in unserem Interview auf S. 28 ausführt: „Die meisten aufschraubbaren Nachrüstprodukte tragen i.d.R. nicht dazu bei, dass das Design eines Fensters aufgewertet wird und berücksichtigen auch nicht den Systemgedanken. Nachrüstprodukte als DIY bergen oftmals die Gefahr der fehlerhaften Montage und bieten dann keine wirkliche Einbruchhemmung." —

Daniel Mund

Die aktuellen Einbruchstatistiken

Am 06. Mai 2015 hat der Bundesinnenminister Lothar de Maizière die Polizeiliche Kriminalstatistik (PKS) vorgestellt. Er lenkte dabei besonderes Augenmerk auf den erneuten Anstieg der Wohnungseinbruchsdiebstähle (+1,8% auf 152 123 Fälle). Gleichzeitig ist die Aufklärungsquote mit knapp 16 % gering: Insgesamt hat die Polizei 24 125 Einbrüche aufgeklärt. Bei der Wohnungseinbruchskriminalität sind großstädtische Regionen, insbesondere die Stadtstaaten, aber auch Regionen entlang der Autobahnen besonders betroffen. Dazu der Vorsitzende der Innenministerkonferenz, der rheinland-pfälzische Innenminister Roger Lewentz: „Erfreulich ist, dass 41,4 % der Einbrüche im Versuchsstadium stecken geblieben sind. Offenkundig haben die Menschen unsere Appelle ernst genommen und in den technischen Einbruchschutz investiert.“ Die Unterschiede der aktuellen Einbruchzahlen sind in den einzelnen Bundesländern erheblich: Während Wohnungseinbrüche in Thüringen um 17 % abnahmen, wurde in Baden-Württemberg und im Saarland ein Anstieg von jeweils fast 20 % und in Bayern von rund 28 % registriert.

Zusätzlich schlagen Einbrecher wieder am helllichten Tag zu: 2014 wurde tagsüber 63 282 Mal in Wohnungen eingebrochen. Dies macht weit mehr als ein Drittel aller Wohnungseinbrüche aus. Die aktuelle Einbruchbilanz des Gesamtverbandes der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) für 2014 belegt einen weiteren Anstieg der Schadensumme durch Einbrüche auf rund 490 Mio. Euro.

Bereits 2013 war die Anzahl um etwa 4 % gestiegen. „Die Zahlen sind alarmierend. Zeigen sie doch, dass die Menschen immer noch die Gefahren von Einbrüchen unterschätzen“, so Dr. Helmut Rieche, Vorsitzender der Initiative für aktiven Einbruchschutz „Nicht bei mir!“, zu den aktuellen Zahlen.