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Einblicke in die Zukunft der Fensterbranche

Unterhaltsame und dennoch interessante Vorträge vom Sachverständigen Jürgen ­Sieber und Jochen Grönegräs sorgen lachende Gesichter in der Zuhörerschaft. - Daniel Mund / GLASWELT - © Daniel Mund / GLASWELT
Unterhaltsame und dennoch interessante Vorträge vom Sachverständigen Jürgen ­Sieber und Jochen Grönegräs sorgen lachende Gesichter in der Zuhörerschaft. - Daniel Mund / GLASWELT
Begriffe wie Alexa, Siri und Co. sind auch in der Fensterbranche angekommen - das zeigt sich auf den Rosenheimer Fenstertagen 2017: Gleichzeitig wird hier aber auch über Montageschäden und Fertigungsoptimierungen diskutiert. Insgesamt also eine gelungene Mischung an Inspiration und Information, die die 868 Teilnehmer aus 14 Ländern mit nach Hause nehmen konnten.

Für Prof. Sieberath ist der rote Faden auf den Fenstertagen das Thema Zukunft. Dabei gehe es um die Digitalisierung und die Intelligenz, die dahinter steckt. Sieberath ist sich sicher: „Wer sich heute nicht auf die Digitalisierung einlässt, der muss sich wohl in 5 Jahren überlegen, womit er sein Geld verdient.“

Prof. Ulrich Sieberath auf der Presssekonferenz im Vorfeld der Rosenheimer Fenstertage - Daniel Mund / GLASWELT - © Daniel Mund / GLASWELT
Prof. Ulrich Sieberath auf der Presssekonferenz im Vorfeld der Rosenheimer Fenstertage - Daniel Mund / GLASWELT
In seinem Beitrag „Zukunft meistern“ geht es ihm aber erst einmal darum klarzustellen, dass die Kostenexplosion beim Bau nicht von der Fensterbranche verursacht werde. „Fenster und Türen sind nicht teurer geworden, aber die Leistungsfähigkeit ist deutlich gestiegen.“ Gleichzeitig sieht der Institutsleiter den Flaschenhals bei der Montagekapazität – besonders dann, wenn das Bauelement nicht Standard sei. Dann müsse der Kunde z. T. empfindlich lange auf die Ausführungen warten.

Aktuelles aus der ift Sachverständigenzentrum

Ingo Leuschner vom ift Sachverständigenzentrum lieferte ein wahres Gruselkabinett der Bauschäden - und spricht von einem Spagat: Das Qualitätsniveau der Fenster sei einerseits so hoch wie nie, andererseits gebe es auch ebenso krasse Ausreißer. Als Beispiel brachte er Bilder von „Fenstern aus deutschen Profilen“, die aber in Polen hergestellt wurden. Der Hersteller hatte eindrucksvoll dokumentiert – beispielsweise durch eine miserable Eckverschweißung –, dass er den Produktionsprozess überhaupt nicht im Griff hat. Leuschner verwies auch auf z. T. mangelhafte Dokumentationspraxis der Betriebe und warnte dabei: „Es war noch nie so leicht, die Anforderungen nicht zu erfüllen!“
Auch PVC-Fenster brauchen Pflege

Vermarktungsschwächen der Bauelementehändler

Eines der Highlights im Programm war auch dieses Jahr wieder die angekündigte Publikumsbeschimpfung von Jochen Grönegräs vom Bundesverband Flachglas. - Daniel Mund / GLASWELT - © Daniel Mund / GLASWELT
Eines der Highlights im Programm war auch dieses Jahr wieder die angekündigte Publikumsbeschimpfung von Jochen Grönegräs vom Bundesverband Flachglas. - Daniel Mund / GLASWELT
Eines der Highlights im Programm war auch dieses Jahr wieder die angekündigte Publikumsbeschimpfung von Jochen Grönegräs vom Bundesverband Flachglas. Dabei zeigte er auf, was sich nach seiner ersten Brandrede 2014, in der er bereits auf die Vermarktungsschwächen der Fensterbranche hinwies, geändert hat: Nicht besonders viel. Mit einem bedauernden Unterton zeigte Grönegräs, dass nicht etwa deutsche Anbieter interessante Weiterentwicklungen anpreisen würden. Mehr Glas und weniger Rahmen bekomme man vielmehr, wenn man polnische Fenster von Oknoplast kaufe. Er vermisst das “Mega“ – stattdessen würde man sich in der Branche immer noch Gedanken machen, ob man auch noch in Zukunft das IV 68 verkaufen könne.

Digitale Disruption betrifft uns alle

Dr. Jens-Uwe Meyer (Innolytics) zeigte, dass man Geschäftsmodelle komplett anders denken müsse. - Daniel Mund / GLASWELT - © Daniel Mund / GLASWELT
Dr. Jens-Uwe Meyer (Innolytics) zeigte, dass man Geschäftsmodelle komplett anders denken müsse. - Daniel Mund / GLASWELT
Am Freitagmorgen dann der Paukenschlag: Dr. Jens-Uwe Meyer (Innolytics) zeigte, dass man Geschäftsmodelle komplett anders denken müsse. Ansonsten drohe bald der Totalausfall. Sein Ratschlag: „Werden sie konstruktiv unzufrieden. Wenn sie das Gefühl haben, da ist zu viel Papier, da ist ein Kunde der zweimal vergeblich anruft, fragen Sie sich ob die Prozesse nicht auch anders funktionieren. Hinterfragen Sie die Möglichkeit, Prozesse zu digitalisieren.“

Am besten wäre es, einfach mal die Reset-Taste zu drücken. Würde man heute mit den Ressourcen genauso am Markt auftreten wie früher? Für viele Unternehmer gehe es aber auch darum, gleichzeitig zu erneuern und zu erhalten: „Sie müssen alles tun, um das jetzige Geschäft am Laufen zu halten, denn damit finanzieren Sie die digitalen Optionen für ihr Unternehmen.“

Etwas düstere Prognosen gab es in diesem Zusammenhang auch von Dr. Lehner von Interconnection Consulting: „In 10 Jahren werden 20 bis 30 Prozent der Unternehmen, die hier im Raum vertreten sind nicht mehr existieren.“ Er verwies auf das digitale Potenzial, dass in der traditionellen Bauelemente-Brache schlummert – auch hier würden bald 15 Prozent des Gesamtumsatzes über digitale Marktplätze verkauft werden. Für ihn ist der traditionelle Offlinekäufer, also der Handelsverkäufer vom Aussterben bedroht. Und in Zukunft gehe es eben nicht mehr um das Produkt Fenster, sondern vielmehr um das Versprechen, dass damit verbunden ist: Sicherheit, Behaglichkeit oder einfach mehr Licht.

Ein Vor-Ort-Bericht von GLASWELT Chefredakteur Daniel Mund. 

Den umfassenden Rückblick von den Fenstertagen gibt es in der nächsten Ausgabe der GLASWELT, die am 2.November erscheint.