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Interview mit Martin LAngen

Das Kaufmotiv “Geld sparen“ lässt nach

Glaswelt – Herr Langen, sind Fensteranbieter ausreichend gerüstet für zukünftige Herausforderungen?

Martin Langen – Da es eine Vielzahl von sehr leistungsfähigen Betrieben in der Branche gibt, die sich in den letzten Jahren sehr gut entwickelt haben, können wir nicht pauschal sagen, dass die Branche bestimmte Hausaufgaben nicht gemacht hätte. Insbesondere technisch haben die Fensterhersteller in Zusammenarbeit mit der Zulieferindustrie die Fenster in den letzten zehn Jahren zu den führenden Bauelementen weltweit entwickelt.

Glaswelt – Auf den windays in der Schweiz haben Sie aufgezeigt, dass sich die Türkei, England und auch Polen im Aufwind befinden. Ist es ratsam, dass man sich als deutscher Fensteranbieter diese Exportmärkte genauer anschaut?

Langen – Nein, ich denke nicht, dass die oben genannten Wachstumsmärkte für den Fensterexport die idealen Länder sind. Meine Ausführungen in Biel bezogen sich darauf, in welchen Märkten die Bauentwicklung in den nächsten Jahren positiv verlaufen wird. Natürlich sind diese Länder damit weiterhin Wachstumsmärkte für die Fensterzulieferindustrie. Für die Fensterhersteller sehen wir aber eher die Nachbarländer Schweiz, den Osten Frankreichs, Niederlande und Belgien. Insbesondere in der Schweiz wird der Fensterimport durch die Aufwertung des Franken in diesem Jahr weiter ansteigen. Auch wenn sich dort die Aussichten der Bauentwicklung etwas eingetrübt haben, gehen wir davon aus, dass der Fensterabsatz 2015 und 2016 das hohe Niveau halten kann. Und die Bauaussichten in Frankreich werden von uns zwar negativ gesehen, aber die Grenzregionen zu Deutschland entwickeln sich stabil.

Glaswelt – Deutsche Fensterbauer sind ja seit dem 2. Halbjahr 2014 relativ orientierungslos, was die weitere Marktentwicklung angeht. Können Sie uns für 2015 wieder Mut machen?

Langen – Durch das gute erste Halbjahr 2014 waren die Erwartungen an das Gesamtjahr einfach zu hoch. Des Weiteren kann die gute Wohnbauentwicklung die Rückgänge in der Sanierung nur kompensieren. Wie der Vorlauf der Baugenehmigungen zeigt, werden 2015 wiederum deutlich mehr Wohnungen in Mehrfamilienhäusern fertiggestellt und die Einfamilienhäuser stagnieren. Das Objektgeschäft im Nichtwohnbau geht aktuell leicht zurück. Die Aufhellung der gesamten Prognose wird sich für den Fenster und Fassadenmarkt frühestens 2016 im Objektgeschäft bemerkbar machen.

Glaswelt – Zählt beim Endkunden nach wie vor die Tatsache, dass man mit neuen Fenstern Geld sparen kann, oder sollte man mit anderen Argumenten Kaufanreize wecken?

Langen – Unsere aktuelle Sanierungsstudie zeigt, dass insbesondere bei privaten Sanierern das Thema „Geld sparen“ als Motiv für die Sanierung stark zurückgeht und das Motiv Komfort an Bedeutung gewinnt. Diese Erkenntnis ist auch wichtig für die Werbung, in der die Logik „neue Fenster lohnen sich“ aktuell nicht mehr vorkommen sollte. Da die schon viel zitierte private Zielgruppe der über 55-Jährigen in den nächsten acht Jahren besonders an Bedeutung gewinnt, sollten die Fensterbauer sich noch stärker mit dem Thema Komfort und Sicherheit beschäftigen.

Glaswelt – Kommen wir zur Import-Situation bei uns. Hiesige Hersteller sehen sich mit einer immer stärkeren Konkurrenz aus angrenzenden Ländern – immerhin mit einem Importanteil von fast 18 Prozent – konfrontiert. Wird dieser Anteil weiter wachsen?

Langen – An dieser Stelle sind zwei Tendenzen erkennbar. Zum einen werden aktuell die Fensterproduktionskapazitäten in Polen und anderen osteuropäischen Ländern weiter ausgebaut. Die meisten davon sind auf den Export ausgerichtet. Des Weiteren nimmt der Vertrieb von Fenstern über den Handel in Deutschland seit Jahren zu. Somit müssen die ausländischen Hersteller keinen Direktvertrieb aufbauen, sondern können das bestehende Handelsnetz nutzen.

Glaswelt – Stimmt die Annahme, dass vor allem PVC-Fenster einen hohen Importanteil aufweisen? Ist man als Holz- oder Holz-Alu-Fensterhersteller noch vor der Konkurrenz jenseits der Ländergrenzen gefeit?

Langen – Nein. Der Unterschied besteht aktuell nur darin, dass der Import von Holz-Alu-Fenstern derzeit in großem Umfang aus Österreich kommt und dort wird unter vergleichbaren Kostenbedingungen produziert. Jedoch werden heute schon erhebliche Mengen von Holzfenstern ebenfalls aus Polen nach Deutschland exportiert.

Glaswelt – Ist es als kleiner Fensterbauer eine Überlegung wert, ins Händlergeschäft umzusteigen und die Produktion lieber den großen herstellenden Industriebetrieben zu überlassen?

Langen – Wenn man gute Verkäufer und über eine zuverlässige und produktive Montagemannschaft verfügt, könnte man tatsächlich überlegen, sich auf die Vermarktung und Montage von Bauelementen zu konzentrieren.—

Die Fragen stellte Chefredakteur Daniel Mund.

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