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Drei Meinungen zu Farbe, Licht und Glasdruck

Die gebaute Welt wird bunter

Glaswelt –  Ist die Nachfrage nach farbigen Gläsern in den letzten Jahren gestiegen?

Oliver M. Hübler, Okalux –  Momentan beschäftigen sich viele Architekten mit der natürlichen Farbwirkung der eingesetzten Materialien. Unabhängig von diesen Trends hängt die Affinität zur Farbe stark von der Gestaltungsphilosophie der einzelnen Büros ab. Es gab und gibt immer Gestalter, für die Farbe eine große Rolle in ihren Projekten spielt, um Atmosphäre und Emotionen erzeugen. Farben können einen Entwurf betonen, differenzieren, dynamisieren. Ein wichtiges Feld ist der Einsatz von Farbe im Bereich der Corporate Architecture.

Bei Verglasungen haben sich in den letzten Jahren die technischen Möglichkeiten deutlich erweitert, mit Farbe zu arbeiten. Heute steht ein breiteres Spektrum zur Verfügung als früher, das auch gezielt genutzt wird: seien es durchgefärbte Gläser, vollflächiger oder Motivdruck in unterschiedlichen Techniken oder auch farbige Folien zwischen den Scheiben.

Klaus Wittmann, BGT –  Im Rückblick auf die letzten 20 Jahre kann ich das unterstreichen. Gleichzeitig ist auch die Nachfrage nach Funktionsgläsern deutlich gestiegen. Wobei Structural Glazing oder Dekorsiebdruck mit dazu eingesetzt wird, um verbesserte energietechnische Werte zu erzielen, etwa beim Sonnenschutz.

Stephan Gründel, Flachglas Wernberg –  Die Nachfrage nach Design auf Glas bei Fassade und Interieur steigt stetig. Auch nehmen die Anforderungen in Bezug auf Qualität und Farbenvielfalt zu. Dabei sind individuelle Lösungen immer stärker gefragt.

Der Markt entwickelt sich hier sehr unterschiedlich. Je nach Anwendungsgebiet und Farbspektrum hat eine Bedruckung auf PVB-Folie große Vorteile, vor allem dann, wenn Kunden hochwertige Drucke auf einem „echten“ VSG mit AbZ verlangen. Es gibt mittlerweile mehrere Anbieter in Europa die zwar PVB-Folien bedrucken können, die Nachweise für ein echtes VSG jedoch fehlen. Das führt leider teils zu sehr hohen und für viele Verarbeiter undurchsichtigen Preisunterschieden.

Glaswelt –  Welches Verfahren wird bei Glas- und Foliendruck künftig die Nase vorn haben?

Hübler – Jedes Verfahren besitzt seine Vor- und Nachteile. Entscheidend sind die Anforderungen an das Objekt und die gewünschte Qualität. Es fängt damit an, wie genau man einen Farbton treffen will und welcher Farbraum zur Verfügung steht. Hier unterscheiden sich die Verfahren deutlich. Sollen Motive fotorealistisch abgebildet werden, wird der Digitaldruck die Nase vorne behalten. Wenn es um hohe Kratzfestigkeit und Witterungsbeständigkeit geht, sind es keramische Verfahren, bei denen die Farbe eingebrannt wird. Geht es um Unikate oder Serien – und vor allem welches Budget steht zur Verfügung? Jedes Verfahren besetzt eine Nische. Von Projekt zu Projekt muss deshalb individuell abgewogen werden, welches Verfahren die jeweiligen Anforderungen am besten erfüllt.

Was ich besonders spannend finde ist, dass im Zusammenspiel von Architekten, glasverarbeitenden Unternehmen und Glasindustrie immer neue Techniken entwickelt werden. Ich bin neugierig, was noch kommen wird.

Wittmann – Für Fassadengläser sehen wir immer die erste Wahl beim klassischen Siebdruck. Dennoch hängt die Wahl der Oberflächengestaltung bzw. des zugehörigen Verfahrens stark vom Motiv des Kunden ab.

Gründel – Individualität ist gefragt und wir bieten unseren Kunden je nach Anforderung die passende Lösung. Wir haben uns das Ziel gesetzt, mit vielfältigen Druckverfahren in Wernberg selbst die Trends zu setzen und diese gezielt in die Märkte zu implementieren.

Glaswelt – Welcher Markt wird sich in Sachen Farbe und Druck künftig stärker entwickeln, das Objektgeschäft oder der Wohnbau?

Hübler –  Der Einsatz von farbigen Gläsern, Drucken oder laminierten Gläsern wird aus meiner Sicht im Wohnbau eher die Ausnahme bleiben bzw. in kleineren Einheiten und Stückzahlen angefragt. Im Objektgeschäft werden Farbe ebenso wie Druckverfahren und Gravurtechniken in Glas (Laser) weiterhin ihre Rolle spielen.

Wittmann –  Ganz klar liegt das internationale Objektgeschäft vorne. Für Planer und Architekten sind Kombinationen aus Glas, Farbe, Design und Technik möglich. Im Privatbau herrschen andere Anforderungen und bedruckte Gläser werden hier eigentlich relativ wenig eingesetzt.

Gründel –  Die Nachfrage nach bedruckten Gläsern ist in allen Bereichen gestiegen. Vor allem im internationalen Objektgeschäft wird neben den funktionalen Eigenschaften einer Fassade immer mehr Wert auf das Design gelegt. Wir werden beide Märkte aktiv bearbeiten und uns mit Investitionen in innovative Produkte den zukünftigen Herausforderungen stellen.

Glaswelt –  Zum Glasdruck: Wie denken Sie, werden sich die unterschiedlichen Druck-Verfahren weiterentwickeln? Und wird die Lasergravur in Konkurrenz zum Druck stehen?

Hübler –  Die Lasergravur wird in irgendeiner Form einen Einfluss auf die statischen Eigenschaften der Gläser haben, auch wenn es heute dazu noch keine gesicherten Erkenntnisse gibt. Daher sehe ich gelaserte Verglasungen von Fassaden oder Dächern derzeit eher skeptisch. Die Anwendungen werden sich voraussichtlich auf definierte Bereiche beschränken.

Im Wesentlichen sehe ich den Markt beim Innenausbau. Lasergravur ermöglicht die präzise Umsetzung auch filigranster Muster. Zudem lassen sich vor dem Hintergrund der fortschreitenden Digitalisierung die Vorlagen immer einfacher und präziser in Glas umsetzen.

Wittmann –  Aktuell gibt es Entwicklungen in Richtung Laser-Druck auf Glas: Das ist aber noch nicht soweit, dass sich Großformate in einem schnellen, seriellen Produktionsprozess fertigen lassen. Das Verfahren scheint mir sehr gut für die Randbedruckung geeignet, jedoch für großflächige Drucke noch nicht. Demgegenüber sind wir heute in der Lage, Großflächensiebdrucke bis zu einer Größe von 2800 x 6000 mm auch schnell und wirtschaftlich umzusetzen. Selbst größere Formate sind auf Anfrage möglich.

Die Lasergravur ist gerade für Interieurglas-Anwendungen interessant.

Gründel – Druck und Lasergravur sind zwei komplett unterschiedliche Produktsparten. Meines Erachtens wird eine Lasergravur nicht den vielfältigen Digitaldruck ersetzen können und eher ein Nischenprodukt bleiben.

Glaswelt –  Wo sehen Sie Chancen für Glasverarbeiter, sich generell mit Farb- und Druckprodukten zu positionieren?

Hübler –  Einerseits gibt es immer mehr Druckverfahren, andererseits ist das Feld der Anwendungsmöglichkeiten jedoch nicht relevant gewachsen. Das macht es schwierig bei allen Verfahren up to date zu bleiben. Der schnelle technische Wandel und die immer kürzer werdenden Innovationszyklen führen in den Glasverarbeitungs-Betrieben zu hohen Investitionen: in neue Maschinen, Fortbildung der Mitarbeiter, eventuelle Erweiterungen oder Umbauten der Produktionsstätten. Für Glasverarbeiter wird es zunehmend schwieriger, diesen Bereich im eigenen Betrieb wirtschaftlich abzudecken. Deshalb verlagert sich nach meiner Beobachtung die Technologie eher hin zu Zulieferern, die sich auf bestimmte Verfahren spezialisieren.

Wittmann –  Der Glasdruck bietet gute Chancen für die Zukunft. Man muss sich aber im Klaren sein, dass es sich um einen beratungsintensiven Markt handelt. BGT informiert dabei nicht nur Planer und Architekten, wir gehen noch einen Schritt weiter und kreieren gemeinsam mit diesen auch individuelle Farben und Farbrezepturen. Darüber hinaus arbeiten wir auch gerne mit Künstlern zusammen. Hier geht es immer um das Besondere und jedes Kunst-Projekt ist anders und fordert uns immer wieder aufs Neue.

Gründel – Generell ist der Glasdruck ein interessanter Markt mit starkem Fokus auf Fassade und Interieur. Investoren und Planer stellen sehr hohe Anforderungen und legen großen Wert auf sehr hohe Qualität und Individualität. Um diesen gerecht zu werden, bauen wir in Wernberg neben einer ausgereiften Anlagentechnik auf hochqualifiziertes Personal, damit jeder Auftrag zur vollsten Zufriedenheit unserer Kunden ausgeführt wird.—

Die Fragen stellte Matthias Rehberger.

Der Fokus von Okalux

Das Unternehmen setzt alle gängigen Druckverfahren und farbige Gläser ein. Eine wichtige Rolle spielt im Vorfeld von Planung und Umsetzung die Beratung durch den Veredler. Man unterstütze damit Architekten, Fassadenplaner und -bauer. Gemeinsam wird dann das optimale Verfahren für die jeweiligen Anforderungen ermittelt und versucht, gleichzeitig ein Optimum aus Preis und Qualität zu wahren.

Eine weitere Spezialität des Anbieters ist es, Materialien und Einlagen als System im SZR zu integrieren. Dazu werden u. a. Tageslichtsimulationen durchgeführt. Weiter werden Farbe und Druck in diesen integrativen Systemen sowohl unter ästhetischem Gesichtspunkten, aber auch bauphysikalisch und funktional betrachtet.

www.okalux.com

Der Fokus von BGT Bischoff

Vorrangig konzentriert sich der Veredler auf Großflächensiebdruck im Fassadenbereich und dabei insbesondere auf individuelle Lösungen im Objektbau.

Seit Jahren arbeitet das Unternehmen mit Architekten zusammen, u. a. auch mit Sauerbruch+Hutton, Berlin, die auch künstlerische Fassaden gestalten (siehe Beitrag auf Seite 20). Weiter arbeitet BGT mit Künstlern aus der Region zusammen. Gerade Kunstobjekte mit Glas zu realisieren, erfordere eine detaillierte Kenntnis der Eigenschaften des Werkstoffs, insbesondere auch bei der Gestaltung mit Farben – ob transluzent, opak oder transparent oder mit Spiegeleffekt. Durch das breite Farbspektrum des Veredlers und die Möglichkeiten der individuellen Anpassungen seien dabei in Sachen Farbe und Druck der Kreativität der Künstler keine Grenzen gesetzt.

www.bgt-bretten.de

Der Fokus von Flachglas Wernberg

Der Glasveredler ist seit Jahren mit unterschiedlichen Druckverfahren im Objektgeschäft und Interieursegment aktiv. Ob Siebdruck, keramischer Digitaldruck (GlassJet-Technologie) oder Rollercoating-Verfahren, alle von Wernberg genutzten Druckverfahren können miteinander kombiniert werden und bieten so ein umfassendes Spektrum an Mustern, Farben und Motiven.

Mit einem GlassJet-Jumbo lassen sich Formate bis 2800 x 6000 mm bedrucken. Der Siebdruck wird für Serien verwendet und Rollercoating eignet sich gut für die vollflächige Emaillierung von blickdichten Wandverkleidungen oder Fassadenplatten.

www.flachglas.de

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