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Passivhaustagung 2017 in Wien:

“Man muss nur mal den Verstand benutzen“

_ „Die Technologie für energieeffizientes Bauen ist da. Jetzt geht es darum, das auch wirklich umzusetzen und clever zu bauen!“, erklärte Günter Liebel, Sektionschef im österreichischen Umweltministerium. Der Dialog zum energieeffizienten Bauen und Sanieren müsse daher auch mit denen geführt werden, die mit dem Verkauf von fossilen Brennstoffen bisher sehr gute Geschäfte gemacht hätten, so Liebel. Jeder Passivhausbewohner sei ein Kunde weniger für diese Unternehmen. Den Organisatoren der Tagung ist es zudem wichtig, dass potenzielle Bauherren Erfahrungen aus erster Hand erhalten. Das Bauherren-Forum auf der Fachausstellung bot auch in diesem Jahr wieder zahlreichen Interessenten die Möglichkeit, sich über energieeffizientes Bauen und Sanieren zu informieren.

„System durchbrechen“

Scott Foster, Leiter des Bereichs „Nachhaltige Energie“ in der Europakommission der Vereinten Nationen, zielte in seinem Vortrag ebenfalls auf Gewohnheiten ab. „Wir müssen das System durchbrechen, das darauf ausgelegt ist, immer mehr Energie zu produzieren und zu liefern.“ Das müsse auch den Verbrauchern klar werden. Sie kümmerten sich im Allgemeinen eher wenig darum, woher die Energie stammt, die sie verbrauchen.

Somit liegt es auch bei den Anbietern energieeffizienter Systeme, die entsprechende Aufklärungsarbeit bei den Bauherren zu leisten. Betrachtet man den fast undurchdringlichen Dschungel der Vorschriften, kann kein Bauherr, der ein- oder zweimal im Leben baut, diesen durchforsten noch verstehen.

Gewohnheiten ändern

Die renommierte Klimaforscherin Helga Kromp-Kolb erläuterte im Eröffnungsplenum, dass es notwendig sei, Gewohnheiten zu ändern und Ressourcen fair aufzuteilen, um den Klimawandel auf ein erträgliches Maß zu reduzieren. Die Leiterin des Zentrums für Globalen Wandel und Nachhaltigkeit an der Wiener Universität für Bodenkultur machte aber auch deutlich, dass Gewohnheiten zu ändern ein Umdenken erfordert und deshalb nicht immer ganz bequem und mit Aufwand verbunden ist.

Clever Bauen durch permanente Weiterbildung

Ein weiterer Schwerpunkt der Tagung waren die mehr als 100 Vorträge der Referenten aus über 50 Ländern. Sie haben gezeigt, welche spannenden Projekte im energieeffizienten Passivhausstandard weltweit realisiert werden. Dazu zählen auch die Präsentationen über das nachhaltige Bauprojekt „5-Euro-Wohnbau“ von der Neuen Heimat Tirol, ein Vortrag über den Tochoji Passivhaus-Tempel in Tokio sowie das mobile Passivhaus mit 40 m2 Wohnfläche aus dem 3D-Drucker.

Gleichzeitig behandelten die Experten wichtige Fragestellungen zum energieeffizienten Bauen. Wichtige Themen in den 16 Arbeitsgruppen waren unter anderem die Verbindung von Passivhäusern mit erneuerbarer Energie, Hochhäuser im Passivhausstandard, wie Cornell Tech in New York und Bolueta im spanischen Bilbao, oder Sanierungsprojekte im Passivhausstandard sowie viele andere nationale und internationale Projekte.

Viele neue Passivhauskomponenten

Auf der gleichzeitig stattfindenden Passivhaus-Fachausstellung zeigten im Wiener Messe- und Congress-Center rund 100 Aussteller ihre Produkte zum energieeffizienten Bauen. Neben Fenstern, Sonnenschutz, Materialien für die Dämmung u. a. standen vor allem Lüftungsgeräte mit Wärmerückgewinnung im Fokus.

Erfreuliche Feststellung: Immer mehr Hersteller lassen ihre Produkte als Passivhauskomponenten zertifizieren. Über 870 Produkte sind aktuell in der Komponentendatenbank des österreichischen Passivhaus-Instituts verzeichnet.

Exkursionen zu über 40 Objekten

Die Teilnehmer der insgesamt acht sonntäglichen Exkursionen machten sich im Anschluss an die 21. Internationale Passivhaustagung selbst ein Bild von unterschiedlichen Passivhausprojekten. Beim Besuch der über 40 Objekte mit hohem architektonischem Anspruch in Wien und Niederösterreich wurde auch der Tagungsschwerpunkt „Passivhaus für alle“ besonders deutlich. Bei zwei Exkursionen waren die Teilnehmer umweltschonend mit U-Bahn und per Fahrrad unterwegs.

Im Vorfeld der Tagung fanden bereits zahlreiche Workshops sowie der Kompaktkurs „Passivhaus – ein Beitrag zum Klimaschutz“ statt. Die 22. Internationale Passivhaustagung mit Fachausstellung findet am 9. und 10. März 2018 in München statt.—

Olaf Vögele

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