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Interview mit Thomas Traugott von Lisec

Der Zuschnitt darf kein Nadelöhr werden

Glaswelt – Welche Rolle spielt der Zuschnitt für die Effizienz des gesamten Produktionsflusses?

Thomas Traugott – Die Effizienz ist einer der wichtigsten Faktoren für den Verarbeiter, deshalb braucht es auch einen effizienten Zuschnitt. Zudem hat dieser erste Bearbeitungsschritt maßgeblichen Einfluss auf den gesamten Produktionsfluss. Hier darf es keinen Flaschenhals geben, da sonst der Gesamtprozess verlangsamt wird. Weiter hat der Zuschnitt auch großen Einfluss auf die Produktqualität und stellt einen wichtigen wirtschaftlichen Faktor dar, gerade im Hinblick auf einen minimierten Verschnitt, denn das spart viel Geld.

Glaswelt –  Was ist weiter relevant?

Traugott – Auch für den Zuschnitt spielen integrierte PPS-Systeme (Produktionsplanungs- und Steuerungssysteme) eine immer wichtigere Rolle. Diese PPS, die auch Lisec anbietet, unterstützen die (Zuschnitt-)Planung sowie die intelligente Maschinensteuerung. Aufgrund dieser intelligenten Kommunikation von Software und Maschine(n) lässt sich eine bessere Optimierung der Anlagen erzeugen. Denn die intelligente Maschinenkommunikation kann selbst Schlüsse in Bezug auf Auslastungen, Fehlersuche und Schadensbehebung ziehen.

Nehmen Sie folgendes Beispiel: Bricht eine Scheibe auf der ISO-Linie, kann sofort automatisch der Zuschnitt einer neuen Scheibe sowie deren vorrangige Weiterverarbeitung ausgelöst werden, sodass am Ende der Auftrag wie geplant versendet werden kann.

Glaswelt – Wo liegen die Stellschrauben, den Zuschnitt weiter zu optimieren?

Da gibt es einige: Zuerst eine gesenkte Verschnittrate. Dies lässt sich durch Optimierungsalgorithmen an Maschinen-Geometrien anpassen, sodass das Maximum an Geschwindigkeit und eine Minimierung beim Verschnitt herausgeholt werden können.

In diesem Rahmen spielt auch die dynamische Optimierung zur Vermeidung von Restscheiben eine wichtige Rolle, um so die vorhandenen Ressourcen noch effizienter zu nutzen.

Weiter lässt sich heute auch um Fehler und Kratzer in den Rohglastafeln herum optimieren, wir haben hier entsprechende Tools im Angebot.

Glaswelt – Bieten Sie auch Schneidanlagen mit schnellen Linearantrieben an?

Traugott – Ja, mit unserer ESL-RS-L bieten wir schon seit einigen Jahren eine patentierte Lösung an, mit der sich gleichzeitig Randentschichten und Schneiden lässt. Der Schneidkopf bewegt sich in der x-Achse mit maximal 10 m/s2 und 200 m/min in der y-Achse.

Seit Anfang Oktober 2017 haben wir eine neue Anlage im Angebot, die sogar mit fast 16 m/s2 bzw. 310 m/min Diagonalbeschleunigung bzw. -geschwindigkeit fährt. Bei dieser Maschine, die für eine hohe Schnittleistung konzipiert wurde, haben wir das Augenmerk insbesondere auch auf das Preis-Leistungs-Verhältnis gelegt.

Bei der Anlage handelt es sich um eine neue Konstruktion, bei der Randentschichten und Schneiden in getrennten Arbeitsschritten erfolgt. Weitere wichtige Entwicklungsparameter waren die Rückgewinnung von Bremsenergie, die dann zur Beschleunigung der anderen Achse genutzt werden kann, sowie die Wartungsfreundlichkeit.

Glaswelt – Was ist beim VSG-Zuschnitt relevant, wo liegen die Unterschiede zum Float-Zuschnitt?

Traugott – Zuerst einmal ist VSG generell teurer als Floatglas. Deshalb ist es hier noch wichtiger als bei Float, den Verschnitt zu minimieren. Dann dauert der Zuschnitt von VSG erheblich länger, was zu höheren Verarbeitungskosten führt. Dafür fertigt der Verarbeiter jedoch auch ein höherwertigeres Produkt.

An dieser Stelle kann ich Ihnen schon einmal verraten, dass Lisec an einer neuen VSG-Zuschnittlösung arbeitet, die auf der glasstec 2018 gelauncht wird. Diese basiert auf einem neuen, intelligenten Konzept mit skalierbarem Output. Die Anlage ist eine attraktive Lösung für geringe bis hohe Outputleistung, optional auch für das Ritzen von Sonderformen.

Glaswelt – Verraten Sie noch mehr Details?

Traugott – Nun ja, die Anlage erlaubt den mannlosen Betrieb, selbst bei einer kompakten Ausführung mit nur einer Brücke.

Ein intelligentes Loadbalancing wird zukünftig bei Mehrbrückenlösungen zu signifikanten Steigerungen der VSG-Zuschnittleistung führen. Diese Schneidbrückentechnik ist darüber hinaus auch für bestehende Lisec- Zuschnittanlagen erweiterbar.

Glaswelt – Wenn ein Verarbeiter zwei Zuschnitt-Linien möchte, was würden Sie ihm empfehlen?

Traugott – Das ist immer abhängig von den jeweiligen Kundenanforderungen. Prinzipiell können aber die VSG-Schneidanlagen auch Floatglas schneiden.

Wir können den Kunden immer maßgeschneiderte Lösungen anbieten, da unsere Schneidanlagen modular aufgebaut sind, damit haben wir alle Varianten im Programm, wie nur Float, Float/VSG, nur VSG sowie alle Schneidtische mit/ohne Sortierung. Unsere Kombianlagen lassen sich mit zwei Brücken ausstatten, z. B. eine für Float und eine für VSG.

Glaswelt – Wie schätzen Sie die Bedeutung des Zuschnitts mittels Laser ein?

Traugott – Laserquellen, um Glas zu trennen, sind aktuell noch teuer und deutlich langsamer als konventionelle Schneidtechnik. Dennoch hat sich der Laser bereits in Nischenmärkten, wie z. B. Dünnglas, etabliert.

Um allerdings konventionelle Zuschnitttechniken für Fassadengläser und Interieurglas zu verdrängen, müssen sowohl die Schnittgeschwindigkeiten deutlich erhöht werden, als auch die Laserquellen deutlich günstiger werden.

Glaswelt – Wie stellen Sie sich den Zuschnitt der Zukunft vor, stehen wir vor einer Revolution?

Traugott – Aktuell nicht. Aber wir sind in einer dynamischen Evolution der bestehenden Systeme. Hier gibt es noch Luft nach oben. Der aktuelle Stand der Lasertechnik für den Glaszuschnitt stellt im Segment Fassadenglas heute noch keine Alternative zu bestehenden Zuschnittlösungen dar. Aber das könnte sich auch schnell ändern, abhängig von den technischen Fortschritten in der Lasertechnologie.—

Das Interview führte Matthias Rehberger.

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