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Fachseminar in New York

Einsatz in Manhattan

_ Welche Kenntnisse bestehen bei den wichtigsten Architekturbüros in New York in anwendungstechnischer Hinsicht beim Thema Glas? Was muss man wissen, wenn übergroße Verglasungen eingesetzt werden? Wie lassen sich Anisotropien vermeiden? Zu diesen und vielen weiteren Fragen hatte Interpane am 17. und 18. Oktober in New York ein Architekten-Seminar im 86. Stock des Tower 1 im neuen „One World Trade Center“ organisiert. Vor Ort waren Planer und Ingenieure aus den wichtigsten US-Architekturbüros. Auch die GLASWELT war mit dabei, um sich ein Bild über die Aktivitäten des Glasanbieters in Nordamerika zu machen.

Für das neue 541,3 m hohe „One World Trade Center“ auf dem Ground Zero hat Interpane spezielle Glasschwerter für den Sockel des Tower 1 geliefert, d. h. insgesamt 4250 dekorative Glasschwerter für die ersten 20 Stockwerke sind dort verbaut. Hierbei kamen das ipawhite Weißglas sowie die ipasol bright Beschichtung zum Einsatz.

Weiter wurde für den Tower 3 des neuen World Trade Centers die komplette Glasfassade von Interpane mit Isolierglas aus Deutschland bestückt. Dort wurden sehr plane VSG-Scheiben aus Floatglas verbaut, eine Neuheit in New York, wo für Hochhäuser sonst meistens VSG-Fassadengläser aus ESG zum Einsatz kommen.

Individuelle Beschichtungen – Coating on Demand

Auf dem Workshop in New York stellte Interpane auch das Wolkenkratzer-Projekt „Vista Tower“ in Chicago vor. Dort wollten die Architekten und Bauherren in der Fassade einen Farbverlauf integrieren. Dieser, aus sechs verschieden getönten Verglasungen bestehende Verlauf, sollte sich über die gesamte Glashülle des Hochhauses erstrecken.

Das war nicht einfach, so Gregor Ranner, Werksleiter von Interpane Plattling: „Einerseits musste ein signifikanter Farbunterschied von Typ zu Typ vorhanden sein, um den gewünschte Effekt zu erzielen. Andererseits durfte die farbliche Differenz nicht zu groß sein, sonst hätte die Fassade wie ein Schachbrett ausgesehen. Hier konnten wir mit „Coating on Demand“ punkten. Mit diesem neuen Service bieten wir führenden Architekturbüros für Prestigeobjekte eine weltweit einzigartige Beschichtung an, die farblich beliebig konfigurierbar ist und einmalig genau für das spezielle Projekt eingesetzt wird. Mit diesem Service haben wir das Projekt in Chicago gewonnen.“

Wohnen in luftigen Höhen

Und auch für den neuen MoMA Wohn-Tower kommen Anwendungen des Herstellers zum Einsatz. Dort sind beispielsweise „Giga Lites“ verbaut, das sind High-End-Verglasungen in Überformaten. Diese Gläser zählen weltweit zu den größten beschichteten Glas-Produkten überhaupt. Die maximale Liefergröße für Beschichtungen auf Floatglas ist bei AGC Interpane 18,00 × 3,21 m. Für die Umsetzung dieser internationalen Aufträge zeichnen die Interpane Standorte Plattling und Lauenförde verantwortlich.

Doch wie sind die Qualitätsstandards in den USA? Fassadengläser mit einer guten Performance, wie sie in Deutschland heute Standard sind, findet man in den Staaten nur bei vereinzelten Projekten. Dazu Architekt Christoph Timm, Associate Director im New Yorker Architekturbüro SOM: „Hochwertige Funktions-Isolergläser sind in den USA kein Standard, das steckt hier noch in den Kinderschuhen. Doch wir sehen auch hier Licht am Horizont“, so der Architekt. Und erläutert, dass beispielsweise der neue MoMA Tower aktuell mit 3-fach-Isoliergläsern ausgestattet wird.

Neben solchen Gläsern steige gerade bei Hochhäusern und im Objektbau, insbesondere bei markanten Referenzgebäuden, auch die Nachfrage nach übergroßen Formaten. Diese werden insbesondere für Eingangs- und Sockelbereiche nachgefragt. Hier werden durchaus Scheiben bis zu Größen von 15 oder 18 m Länge gewünscht. Architekt Timm: „Bei der Fertigung solcher Gläser liegt Europa weit vorne, gerade Deutschland, auch China liefert solche Scheiben in hoher Qualität. Wollen wir Übergrößen verbauen, arbeiten wir gern mit den Spezialisten von Interpane ( www.interpane.com), die hier in New York eine Reihe von Türmen ausgestattet haben.“

Quadratmeterpreise bis zu 60 000 Dollar

Interessant ist, dass aktuell der Bau von Wohntürmen den Markt in New York bestimmt, während kaum Bürotürme erstellt werden. So entstehen gegenwärtig eine ganze Reihe von Wohnhochhäusern, wie der MoMA Tower oder der 220 Central Park South Tower. Letzterer ist das höchste Wohngebäude in New York. In diesem Wolkenkratzer entstehen gerade die teuersten Wohnungen der Stadt: Die Quadratmeterpreise reichen bis zu 60 000 Dollar. Auf die Frage der GLASWELT, wo die größten Unterschiede beim Bauen zwischen den USA und Europa liegen, meinte Architekt Timm: „In den Staaten fehlt vielfach das Handwerk, das auf einer fundierten, soliden Ausbildung gründet. Man findet hier zwar auch gute Handwerker, aber nicht in der Breite wie in Europa. Gerade die Ausbildung im dualen System in Deutschland ist eine sehr solide Basis für gut ausgebildete Fachkräfte am Bau. Das fehlt hier.“

Weiter meint Christoph Timm: „Wir schätzen hier die Bereitschaft von Interpane, neue Aufgabenstellungen als Herausforderung anzunehmen, um die bestmögliche Lösung zu finden. Hier ist immer das Ziel, das theoretisch Machbare mit dem entsprechenden Engineering dann auch in der Praxis optimal umzusetzen. Die Glasanbieter hier in den USA sehen hingegen erst einmal die möglichen Risiken, wenn wir Architekten neue Wege gehen wollen und sind deshalb nicht so stark motiviert. Vor diesem Hintergrund arbeiten wir gerne mit Europäern zusammen, bei denen zudem eine fundierte und kompetente Beratung vor und bei der Planung sowie ein umfassenden Service während des Projekts erhalten wird.“

Im Gespräch mit Gregor Ranner

Glaswelt – Was verbirgt sich genau hinter dem neuen, individuellen Beschichtungsangebot von Coating on Demand (CoD)?

Gregor Ranner – Das Herz von CoD ist eine Rendering-Software von AGC Glass Europe, die beschichtetes Glas in realistischen Einbausituationen simuliert. Dabei werden u. a. unterschiedliche Lichtverhältnisse etc. auf der Fassade mit berücksichtigt. Bei der Simulation werden alle produzierbaren Schichtkombinationen sowie unser ganzes Glassortiment, inklusive Scheibendicken, mit berücksichtigt. Damit kann der Architekt nun „spielen“ und mit allen denkbaren Konfigurationen experimentieren. Sind dann alle technischen und ästhetischen Werte definiert, wird überprüft, ob es bei den gewählten Schichten zu einer Farbverschiebung, etwa durch Änderung einer Teilschicht, kommen kann. Bei Bedarf wird dann nachjustiert. Stimmt dann alles, erstellen wir eine Simulation sowie die zugehörigen Handmuster. Wird das abgesegnet, startet die Fertigung.

Glaswelt – Welche Vorteile bringt der Beschichtungsservice noch?

Ranner – Unser Service bietet neben den kundenspezifischen Beschichtungen noch den Vorteil von maximaler Zeitersparnis. Wir benötigen mit unserem Objektcenter in Plattling nur einen Tag, um ein neues Produkt zu definieren. Das ist aber nur möglich, da wir hier sowohl die High-End-Beschichtung als auch die Isolierglasfertigung an einem Ort vereinen. Zudem haben wir große Erfahrung mit der Abwicklung von Großprojekten.

Glaswelt – Wie fassen Sie den neuen Service in einem Satz zusammen?

Ranner – CoD ermöglicht Architekten und Bauherren mit uns Beschichtungen zu entwickeln, die genau auf ihre Bedürfnissen abgestimmt sind und unabhängig von der Standardproduktpalette produziert werden. Damit lassen sich die technischen und optischen Glas-Eigenschaften für jedes Projekt individuell definieren. —

Das Gespräch mit Gregor Ranner, dem Geschäftsführer des AGC Interpane Werks in Plattling, fand in der TWA Lounge im 86. Stock des neuen One World Trade Centers in New York statt.

Matthias Rehberger

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