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VFF-Fachtagung zur Glasqualität: Es ging um mehr als Kratzer, Einschlüsse und Anisotropien

Der Leiter und alle Referenten der Fachtagung Normung und Technik vom 26. Juni 2018: (von links) Oskar Anders, Jochen Grönegräs, Prof. Christian Niemöller, Michael Elstner, Ingo Leuschner, Alexander Schwarz, Martin Drexler und Frank Koos. - Daniel Mund / GLASWELT - © Daniel Mund / GLASWELT
Der Leiter und alle Referenten der Fachtagung Normung und Technik vom 26. Juni 2018: (von links) Oskar Anders, Jochen Grönegräs, Prof. Christian Niemöller, Michael Elstner, Ingo Leuschner, Alexander Schwarz, Martin Drexler und Frank Koos. - Daniel Mund / GLASWELT
Welche Glasmerkmale sind akzeptabel? Wie kann man Verarbeitungsfehler vermeiden? Und wie beurteilt man überhaupt das Erscheinungsbild des Glases? Diese und andere Fragen bildeten einen großen Themenschwerpunkt der Fachtagung Normung und Technik des Verbandes Fenster und Fassade (VFF) am 26. Juni 2018 in Frankfurt/Main.

Weitere Vorträge der mit 75 Teilnehmern hervorragend besuchten Veranstaltung galten der „Sicherheit öffenbarer Fenster mit Dreh-Öffnungsbegrenzer“, den praktischen Erfahrungen mit der „Fähigkeit zur Freigabe bei Fluchttüren“ und der Glasnorm DIN 18008 und ihrer derzeit im Einspruchsverfahren stehenden Neufassung.

Ingo Leuschner vom ift bescheinigt dem Glas selbt einen recht hohen Qualitätsstandard. Die wenigsten Probleme entstünden beim Glas selbst. Fehler entstehen eher bei der Weiterverarbeitung des Glases. - Daniel Mund / GLASWELT - © Daniel Mund / GLASWELT
Ingo Leuschner vom ift bescheinigt dem Glas selbt einen recht hohen Qualitätsstandard. Die wenigsten Probleme entstünden beim Glas selbst. Fehler entstehen eher bei der Weiterverarbeitung des Glases. - Daniel Mund / GLASWELT
Zunächst stellte Jochen Grönegräs, Hauptgeschäftsführer des Bundesverbands Flachglas (BF), als Ausgangspunk die „Richtlinie zur Beurteilung der visuellen Qualität von Glas für das Bauwesen“ und die Änderungen der aufgrund der neuen europäischen Produktnorm EN 1279 nötigen Neufassung dieser Richtlinie vor.

Glasqualität rückt in den Vordergrund

Die besondere Aktualität der Richtlinie liegt auch darin, dass die visuelle Qualität des Glases angesichts größerer und technisch anspruchsvollerer Fenster und Fassaden immer stärker in den Fokus von Herstellern, Verarbeitern und Endkunden rückt.

Unter der Leitung von Christian Anders, dem Obmann des Technischen Ausschusses des VFF, stellten anschließend Experten aus der Glas- und Fensterstellung, ein Sachverständiger sowie ein Baurechtler die mit der Glasqualität und ihrer visuellen Beurteilung verbundenen Probleme aus ihrer Sicht dar.

Dabei wurde das ganze, weite Spektrum der Thematik „visuelle Glasqualität“ sichtbar: von den herstellungsbedingten Merkmalen über die Merkmalen aus der Verarbeitung („Qualitätskontrolle“) bis zu den Beurteilungsproblemen und der unterschiedlichen Bewertung der Glasmerkmale in verschiedenen Raumsituation (zum Beispiel WC-Oberlicht oder Empfangsraum). Dies bot jede Menge Ansätze für die anschließende Podiumsdiskussion mit Beteiligung auch aus dem Publikum.

Alexander Schwarz (Kneer Süd) findet die Richtlinie "ganz brauchbar". Sie helfe zur Kompromissfindung beim Kunden. In seinem Kurzvortrag berichtet er von einer Glasreklamationsquote von 1%. Von 2000 reklamierten Scheiben jährlich könne man 1200 Scheiben bereits im Werk aussortieren. - Daniel Mund / GLASWELT - © Daniel Mund / GLASWELT
Alexander Schwarz (Kneer Süd) findet die Richtlinie "ganz brauchbar". Sie helfe zur Kompromissfindung beim Kunden. In seinem Kurzvortrag berichtet er von einer Glasreklamationsquote von 1%. Von 2000 reklamierten Scheiben jährlich könne man 1200 Scheiben bereits im Werk aussortieren. - Daniel Mund / GLASWELT
Auch wenn der Stellenwert der Richtlinie (Stichwort „anerkannte Regeln der Technik“) nicht von allen gleichermaßen beurteilt wurde, waren sie sich doch alle darin einig, dass es gut ist, dass es überhaupt eine Richtlinie gibt, die auch vertraglich vereinbart werden kann oder sollte und sonst auch als Hilfe bei der Streitschlichtung dienen kann. Zudem wurde auch klar, dass der Endkunde letztlich „den Maßstab“ für diese Fragestellung bildet.

Wie man öffenbare Fenster mit Drehöffnungsbegrenzern zum Schutz vor unkontrolliertem Anprall oder zur Begrenzung der Öffnung ausstatten kann, ohne die Fensterbänder oder den Rahmen zu überlasten, war das Thema von Ingo Leuschner vom ift Rosenheim, wo derzeit zu dieser Frage geforscht wird. Das Problem von sachgemäßen Drehöffnungsbegrenzern stellt sich mehr und mehr angesichts der wachsenden Flügelgrößen vor allem auch in öffentlichen Gebäuden wie Schulen oder Heimen. Im Herbst 2018 wird eine erste Fassung der ift-Prüfrichtlinie zu dieser Fragestellung vorliegen.

Wie schwierig sich die praktische Umsetzung der „Fähigkeit zur Freigabe von Fluchttüren“ gestaltet, zeigte detailliert Martin Drexler von der Schindler Fenster + Fassaden GmbH. Er berichtete von Ausschreibungen zu Notausgangstüren oder Paniktüren, die nicht umsetzbar sind, und betonte die Brisanz, die das Thema in Schadensfällen gewinnen kann. Eine vernünftige Ausschreibung und Umsetzung kann nur funktionieren, so der Referent, wenn das Gesamtobjekt nicht aus dem Blick gerät.

Die Verunsicherung der Branche durch die vorgesehene Neufassung der DIN 18008 (Stichwort „Sicherheitsglas in allen zugänglichen bodentiefen Verglasungen bis 80 cm Höhe“) nahm zum Abschluss der Fachtagung Frank Koos, Geschäftsführer für Normung, Technik und internationale Aktivitäten des VFF, zum Anlass, um wichtige Klarstellungen vorzunehmen. Er beschrieb den langen Weg vom ersten Entwurf einer Norm bis zur allgemeinen Gültigkeit und beruhigte damit die jetzt schon, bevor die Norm in die Einspruchsberatung geht, hoch schlagenden Wellen um die 18008-Neufassung.

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Unter der Leitung von Christian Anders (l.) diskutierten nach ihren Impulsvorträgen zum Thema “Visuelle Glasqualität“ die Experten (v.l.) Rechtsanwalt Prof. Christian Niemöller (SMNG), Hauptgeschäftsführer Jochen Grönegräs (BF), Michael Elstner (Interpane Glasgesellschaft), Ingo Leuschner (ift) und Alexander Schwarz (Süd-Fensterwerk). - Daniel Mund / GLASWELT - © Daniel Mund / GLASWELT
Unter der Leitung von Christian Anders (l.) diskutierten nach ihren Impulsvorträgen zum Thema “Visuelle Glasqualität“ die Experten (v.l.) Rechtsanwalt Prof. Christian Niemöller (SMNG), Hauptgeschäftsführer Jochen Grönegräs (BF), Michael Elstner (Interpane Glasgesellschaft), Ingo Leuschner (ift) und Alexander Schwarz (Süd-Fensterwerk). - Daniel Mund / GLASWELT